Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 21. Sep 2016 · Musik

Impulse zur Lebensleidenschaft im Bewusstsein unserer Endlichkeit – die Monforter Zwischentöne stellen ein Thema in den Mittelpunkt, das jeden von uns betrifft

Im Herbst letzten Jahres stießen die „Montforter Zwischentöne“ unter dem Motto „Glauben und Zweifel“ auf sehr großes Publikumsinteresse. Nun wenden sich die künstlerischen Leiter Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde dem „Sterben“ zu. Wichtig dabei ist der Untertitel „Über das Loslassen“, denn diese Gedanken führen auch mitten hinein in die Fülle des Lebens. Im Zentrum des Festivals steht die Aufführung des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel mit dem Kammerchor Feldkirch und dem „Concerto Stella Matutina“. Während der Aufführung stellt Hanno Settele „Liveschaltungen ins Diesseits“ her, die über Video in den Konzertsaal übertragen werden. Zahlreiche weitere „Experten des Alltags“ beleben mit Gesprächen, Berichten und Lesungen, immer kombiniert mit Musik , diese Ausgabe des Feldkircher Festivals.

Dem Geschäftsführer des Montforthauses, Edgar Eller, sowie den künstlerischen Leitern Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde ist es wichtig, ihr Programm aus Alltagssituationen heraus zu entwickeln. Sie stellen Fragen, die jeden Menschen betreffen und bereiten sie mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln auf. Dabei nutzen sie sehr bewusst und gerne die Potenziale hier lebender Menschen. „70 % der Mitwirkenden stammen aus Vorarlberg und etwa 50 % der Gagen fließen wieder zurück in die Region“, merkt Hans-Joachim Gögl an.
"Dass die 'Montforter Zwischentöne' mit der sechsten Ausgabe im Bewusstsein vieler kulturinteressierter Menschen sowie Vorarlberger Institutionen angekommen sind, zeigt der große Publikumszuspruch. Aber auch die Tatsache, dass vermehrt Institutionen an die künstlerischen Leiter mit Vorschlägen zu Kooperationen herantreten, beweist die Relevanz des Festivals", berichtet Edgar Eller.

"Ästhetik der Spontaneität"

In der aktuellen Herbstausgabe wirken die „Montforter Zwischentöne“ mit der Hospizbewegung zusammen, darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Im Mittelpunkt der Festivalkonzeption steht die Lust auf spontane Zusammenspiele und Programmkonzeptionen, die in ihrem Ausgang nicht von vornherein kalkulierbar sind. „Alltagsexpertinnen und -experten“ aus unterschiedlichen Lebensbereichen treten mit Künstlern in Kontakt. So geht jeder Veranstaltung ein „prophylaktisches Fürchten“ - so Hans-Joachim Gögl mit einem Augenzwinkern - voraus, ob die erhofften Resonanzen zwischen den Mitwirkenden und dem Publikum entstehen werden.

Die von Händels "Messias" ausgehende Faszination

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Feldkircher Kammerchores entwickeln Benjamin Lack und Folkert Uhde für die Aufführung des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel ein kreatives aufführungspraktisches Konzept. Darin sollen die Musik und live geführte Gespräche in einen direkten Austausch miteinander treten. „Wir werden eine Liveschaltung ins Diesseits machen“, erklärt Folkert Uhde, „und sozusagen aus dem Stück heraus gehen. Dazu konnten wir Hanno Settele gewinnen. Er wird sich während der Aufführung des Oratoriums im Montforthaus in der Stadt bewegen und zu bestimmten Themen mit Protagonisten Gespräche führen, die sich direkt auf die Inhalte des Oratoriums beziehen." Unter anderem wird sich Hanno Settele aus der Geburtenstation und der Palliativstation des LKH melden.

Musik, Texte, Gespräche und ein Terminal

Zur Aufführung des Messias hin führen in den Tagen zuvor Konzert|Lesungen sowie Aktionen im öffentlichen Raum. Beispielsweise lädt eine große Wand und der auf ihr notierte Satzanfang „Bevor ich sterbe, möchte ich noch...“ Passanten zum Weiterdenken ein. Sie werden angeregt, über persönlich Essentielles nachzudenken und den Satz zu Ende zu führen. Studierende der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg betreuen den Terminal.
Weiters werden „Tschako“ und Reinhard Haller über „Mörder Seelen“ lesen und diese kommentieren. Der Schlagzeuger Alfred Vogel nimmt perkussiv dazu Stellung. Vier Sterbebegleiter – ein Arzt, ein Priester, eine Angehörige und ein Hospizmitarbeiter - erzählen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Spontan wird der Cellist Peter Bruns aus seinem musikalischen Repertoire von Bach und Ernst Toch das Erzählte reflektieren. Mit Musik und Poesie am frühen Morgen und der Harfenistin Margret Köll sowie der Rezitatorin Tamara Stern wird das sehr erfolgreiche Format der frühmorgendlichen Konzerte weiter geführt. Eine Ausstellung der japanischen Kalligraphiekünstlerin Sande Sakamoto ergänzt das Programm.

Factbox:

Donnerstag, 10. November bis Sonntag, 20. November, Montforter Zwischentöne. „sterben. Über das Loslassen“, Konzerte, Bekenntnisse, Reportagen, Montforthaus Feldkirch.

Internet: montforter-zwischentoene.at