Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 13. Mär 2011 · Musik

Humor, Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen – ein gelungener Liederabend in Hohenems

Die Sängerinnen Sabine Winter und Martina Gmeinder sowie der Pianist Iván Kárpáti gestalteten in Eigeninitiative einen Liederabend, der in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert war. Ein schönes Ambiente, aber eine tückische Akustik, bot der Salomon Sulzer Saal in Hohenems. Auf dem hervorragend konzipierten Programm standen unter anderem Lieder der Komponistinnen Clara Schumann und Fanny Hensel. Iván Kárpáti hatte darüber hinaus vier neue Lieder komponiert, die besonders viel Resonanz fanden.

Die Programmfolge des Liederabends war abwechslungsreich angelegt. Einleitend sang Sabine Winter sechs Lieder, Opus 13 von Clara Schumann. Die große Ausdrucks- und Strahlkraft der Sopranistin war sofort spürbar, weil Sabine Winter eine hervorragende Bühnenpräsenz hat. Die Wort-Ton-Beziehungen in den Liedern erklangen gut ausgelotet und die Crescendi sowie Sforzati bedeutender musikalischer Passagen bewirkten einen lebendigen Vortrag und anregende Spannungsbögen. Dadurch kamen die Inhalte der einzelnen Lieder beziehungsreich zum Ausdruck. Vor allem im Lied „Sie liebten sich beide“ kehrte Sabine Winter den inneren Zwiespalt der Protagonisten dramatisch nach außen.

Heikle akustische Bedingungen

Die Akustik im Salomon Sulzer Saal stellte Iván Kárpáti vor eine schwierige Aufgabe. Einesteils war der Klaviersatz in den Schumannliedern dicht gesetzt und er wurde auch durchdacht ausgeformt. Allerdings wirkte der Klavierpart zu dominant, so dass Sabine Winter teilweise in Konkurrenz zum Instrumentalpart treten musste, darunter litt die Textverständlichkeit vor allem im Lied „Liebeszauber“.
Die Mezzosopranistin Martina Gmeinder trat mit Mahlerliedern vor das Publikum. Den allseits bekannten „Rheinlegendchen“ und „Wer hat dies Liedlein erdacht“ aus "Des Knaben Wunderhorn" verliehen die Sängerin und Iván Kárpáti eine individuelle Note. Martina Gmeinder lotete die Klangfarben gut aus, sang textdeutlich und mit einer gelenkigen Stimmführung. Allerdings wirkte ihre Stimme in der Höhe etwas gepresst. Die weitschweifenden, mit wenig Vibrato gezogenen Linien im Lied „Ich atmet’ einen linden Duft“ zusammen mit den impressionistischen Klavierpassagen blieben besonders in Erinnerung.

Lieder von Fanny Hensel – eine Entdeckung

Im Duett sangen Sabine Winter, sie unterrichtet an der Musikschule Dornbirn Gesang und Querflöte, und Martina Gmeinder Lieder von Fanny Hensel. Diese hinterließen einen nachhaltigen Eindruck, weil sie dicht und schnörkellos gesetzt waren und stringent gesungen wurden. Vor allem das Lied „So hast du ganz und gar vergessen“ bestach durch die geradlinige Linienführung. Die enttäuschte Liebe in der Textpassage „Dein Herzchen so süß und so falsch und so klein. Es kann nirgend’ was Süßres und Falscheres sein“ wurde eindringlich gestaltet.
Musikalische Brücken zwischen die unterschiedlichen kompositorischen Ausdruckswelten der KomponistInnen setzte Iván Kárpáti mit Klavierstücken von Fanny Hensel und Johannes Brahms. Dessen Ballade in g-Moll, op. 118 spielte er enthusiastisch und kraftvoll. Energisch stellte er das Hauptthema in den Raum, spielte eine lyrisch reflektierende Passage und beendete das Werk mit einem poetischen Schluss.

Neue Lieder im Volkston

Iván Kárpáti ist vor allem als Klavierpädagoge an der Musikschule Dornbirn bekannt. In Budapest hat er jedoch auch Komposition studiert. Sabine Winter und Martina Gmeinder inspirierten ihn, auf ungarischen Volksweisen beruhende Lieder zu komponieren. Eine breite Palette an Ausdrucksweisen setzte er darin in Szene. Arpeggierende Klänge im Klavier verliehen dem Lied „Jugend wie ein Falke“ einen volksliedartigen Duktus. Einen bodenständigen Charakter verströmte das Lied „Man tanzt auf der Brücke“ mit einer gut akzentuierten Melodie. Die Wehmut im Lied „In den Bergen von Csitár“ kam mit weiten melodischen Bögen und im Wechsel zwischen den Stimmen und Klavierzwischenspielen zum Ausdruck. „Zwetschgen fallen vom Baum“ bestach vor allem durch die mitreißende Rhythmik und den zynischen Text. „Wenn er mich verlässt für ein Jahr, verlasse ich ihn für zwei“. Die Lieder waren in einem gut nachvollziehbaren Volkston gehalten und wurden vom Publikum mit viel Applaus goutiert.

Keine Vergleiche scheuen

Zum Abschluss des Liederabends erklangen vier Lieder  aus den „Klängen aus Mähren“, Op. 32 von Antonin Dvorak. Die Stimmen von Sabine Winter und Martina Gmeinder mischten sich gut und ergänzten sich klangvoll.
Erfreulich an diesem Konzertabend ist vor allem die Tatsache, dass KünstlerInnen aus Vorarlberg die Initiative ergreifen und nach Herzenslust miteinander musizieren. In Hohenems drängt sich unweigerlich ein Vergleich auf. Wer der Meinung ist, ausschließlich bei der Schubertiade gute Liederabende erleben zu können, wurde eines Besseren belehrt.