"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 18. Mai 2016 · Musik

Hinter den sieben Bergen war einiges los – Die Uraufführung des Musiktheaters „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ von Martin Schelling war ein riesiger Erfolg

Fünfundzwanzig Jahre feierte die Jugendkapelle Lauterach mit einem großen Fest. Fast seit ihrer Gründung leitet der Klarinettist Martin Schelling zusammen mit Thomas Jäger diese umtriebige Formation, in der etwa siebzig jugendliche Musikbegeisterte mitwirken. Der gesamte Festtag, organisiert und begleitet von den Jugendreferenten Christina Metzler und Johannes Hämmerle, war ein voller Erfolg. Gekrönt wurde er von der Uraufführung des Musiktheaters mit dem vielsagenden Titel „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“, das Martin Schelling speziell für diesen Anlass komponiert hatte. Alle Musikanten, die Schauspieler der Kindertheatergruppe Rampenlichtle sowie der Chor der Mittelschule Wolfurt bündelten ihre Kräfte und schafften unter der Leitung von Martin Schelling und Thomas Jäger eine bewundernswerte Performance. Das begeisterte Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten Hofsteigsaal feierte alle Mitwirkenden mit frenetischem Applaus.

Als Martin Schelling vor gut einem Jahr die Schauspielerinnen der Kindertheatergruppe Rampenlichtle mit dem Theaterstück „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ erlebte, fasste er den Entschluss, dieses originelle Werk der Autorin Inge Methwessel zu vertonen und daraus ein Musiktheater zu schaffen, das zum 25-Jahr-Jubiläum der Jugendkapelle Lauterach aufgeführt werden sollte. Es gelang Martin Schelling hervorragend, die humorvolle Geschichte des zickigen Schneewittchens, das die Gastfreundschaft der gutmütigen sieben Zwerge rücksichtslos ausnutzt, in musikalische Bilder zu fassen.

Zitate und vielfarbige Musik


Gespickt mit Zitaten erklang eine unterhaltsame Musik, die unterschiedliche musikalische Quellen miteinander in Beziehung setzte. Die Werke spiegelten die Atmosphäre der Handlung wider und setzten mit viel Spielwitz auch markante Pointen. Sogleich in der Ouvertüre kam der Charakter der Musik originell zur Geltung, als Fragmente des Radetzkymarsches mit der Filmmusik „Just whistle when you work“ kombiniert wurden. Und weil Martin Schelling die Klangeigenschaften einer Jugendkapelle sehr genau kennt, konnte er sich spieltechnische Unzulänglichkeiten zunutze machen, indem er sie kurzerhand übersteigert dargestellt hat. Auch Bodyperkussion sowie Atem- und Luftgeräusche am Instrument wurden eingesetzt, um die plastischen Szenen zu illustrieren. Hervorragend wurde die gruselige Stimmung getroffen, als der Zwerg im Wald die Hexe suchte. Ein vielfarbiges Spektrum unterschiedlicher Musikstile brachte die Stimmungen der Zwerge zum Ausdruck. Im 7/4 Takt triumphierten abschließend alle im „Zwergentriumpfchor“. Die Jugendlichen waren mit der Musik stark gefordert, doch insgesamt gelangen alle Nummern auf einem beeindruckenden Niveau.

Perkussive Pointen gesetzt


Die kompositorische Arbeit von Martin Schelling hat der Perkussionist Matthias Schmid maßgeblich unterstützt, indem er Stimmen für das vielfarbige Perkussionsinstrumentarium schrieb. Mit dem Einsatz einer großen Palette unterschiedlicher Stabspiele und Schlaginstrumente wurde die Handlung hervorragend illustriert, und viele geistreiche Pointen brachten den humorvollen Unterton des Stückes zur Geltung.

Mit natürlichem Charme


Eine auffallend gute Diktion zeichnete die Schauspielerinnen und Schauspieler der Lauteracher Kindertheatergruppe Rampenlichtle aus, die von Rita Moosbrugger geleitet wird. Allen voran gefielen Lisa Stenech als Schneewittchen und der erste Zwerg Alexander Eberle durch ihr natürliches Spiel und ihre hervorragende Aussprache. Nuanciert kristallisierten sie viele Zwischentöne heraus. Allen anderen Darstellern, wie den Zwergen Clara Grabherr, Franziska Wirth, Martina Eberle, Teresa Rhomberg, Sebastian Greussing, Lea Grabherr, der Hexe Noemi Gmeiner, dem Drachen Lenja Jussel, Rotröschen Sabrina Belkhir sowie den Prinzen Emmanuel Török und Mathias Johannsen gelang dies ebenfalls. Christina Mathis legte dem Musiktheater ein praktisches Regiekonzept zugrunde. Als Kulisse für die Zwergenwelt und zugleich als Abdeckung hin zur Musikkapelle dienten bewegliche Stelltafeln.

Guter Chor


Hubert Sinz hat den Chor der Mittelschule Wolfurt hervorragend vorbereitet. Gut aufeinander abgestimmt sangen die Schülerinnen und Schüler mit Schwung, guter Intonation und Rhythmusgefühl.

Hoffentlich weitere Folgeaufführungen


Der riesige Einsatz von Martin Schelling, Thomas Jäger und Matthias Schmid zur Einstudierung der nicht einfachen Partituren hat sich auf jeden Fall gelohnt. Sicher ist, dass alle Kinder und Jugendlichen von diesem Projekt profitieren. So funktioniert Musikvermittlung im besten Sinne des Wortes. Vorerst wurde lediglich eine Aufführung realisiert. Es ist jedoch zu hoffen, dass engagierte Veranstalter mit dem notwendigen Kunstverständnis und Weitblick das riesige Potenzial dieser Produktion erkennen und die Initiative werden.