Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 12. Aug 2018 · Musik

Herzerfrischendes Abschlusskonzert des „IBC-Camps“ bei den Bregenzer Festspielen

Es ist bewundernswert, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vierten „Internationalen Blasmusik Camps“ innerhalb einer Woche auf die Beine gestellt und im Rahmen einer Matinee im Bregenzer Festspielhauses präsentieren konnten. Unter dem Motto „Brass Italiano“ zauberten die jungen Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Hannes Kerschbaum viel italienisches Gefühl, heiße Rhythmen und sinnliche (Liebes-)Abenteuer auf die Bühne. Darüber hinaus ist diese Kooperation mit Christoph Indrist vom Vorarlberger Blasmusikverband, Nina Wolf von den Bregenzer Festspielen und Dozenten der Wiener Symphonikern unter der künstlerischen Leitung von Martin Kerschbaum eine wert- und sinnvolle Initiative mit einer großen Wirkung.

In einer Woche erarbeiteten siebenundsiebzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Vorarlberg und anderen Bundesländern, Slowenien, Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland, unterstützt von zehn Coaches aus den Reihen der Wiener Symphoniker (Raphael Leone, Flöte; Paul Kaiser, Oboe, Fagott; Manuel Gangl, Alexander Neubauer, Klarinette, Saxophon; Markus Obmann, Horn; Andreas Gruber, Christian Löw, Hohes Blech; Franz Winkler, Posaune, Euphonium; Franz Winkler, Tuba; Thomas Schindl, Schlagwerk) ein buntes und vielsagendes Konzertprogramm.

Die symphonische Blasmusik besitzt eine große innere Kraft, die einesteils in der direkten Ansprache der Holz- und Blechblasinstrumente begründet liegt. Andererseits auch wegen der vielfältig schimmernden Klangfarben, die einem Blasorchester inne wohnen. Wenn dann noch die Begeisterung und der Wille zur möglichst guten Werkgestaltung so unmittelbar im Auditorium spürbar werden, steht einem beeindruckenden musikalischen Erlebnis nichts im Weg. Noch dazu fesselte die Dramaturgie der Werkzusammenstellung das Publikum mit Kompositionen von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Ottorino Respighi, Sergei Prokofiew, Luigi Denza und Nino Rota sowie Jacob de Haan und Alfred Reed.

Vielgestaltige Werkdeutungen

Dabei machten es sich die durchwegs jungen Musikantinnen und Musikanten nicht leicht. Mit leise hin gestreuten Motiven stimmten sie die Ouvertüre zur Oper „Die sizilianische Vesper“ von Guiseppe Verdi an. Zuerst legten die Orchestermusikerinnen und –musiker ihre Nervosität ab, um sodann ihre Qualitäten auszuspielen. Präsent und geistesgegenwärtig folgten sie dem motivierenden und umsichtigen Dirigat von Martin Kerschbaum. So entwickelten sich plastische dynamische Steigerungen heraus.

Das Konzertprogramm war auch im Hinblick auf die Präsenz der einzelnen Stimmgruppen durchdacht angelegt. Im Laufe der Matinee erhielten alle ihren Raum, um sich gut präsentieren zu können. Viel Emotion floss in „Jacob de Haans „Concerto d’Amore“. Dass vor allem Blechbläser emphatische Melodien sehr leidenschaftlich fließen lassen können, kam im berühmten „Nessun dorma“ von Giacomo Puccini schön zum Ausdruck. Danach ging es mit emotionsgeladenem und temperamentvollem spanischen Tanz zur Sache. In „El Camino Real“ begeisterten die Jugendlichen mit ihrem rhythmischen Feeling sowie einer ausgewogenen Pianokultur. Aufhorchen ließen darüber hinaus die Klangfarbenkombinationen in „Vissi d’arte“. Das Finale der symphonischen Dichtung „Pinien von Rom“ von Ottorino Respighi zelebrierte das Blasorchester mit großen Gesten. Diese kraftvolle Spielart kam auch Prokofiews Suite Nr. 2 „Die Montagues und Capulets“ zugute. Abwechslungsreich erzählt erklang Nino Rotas „Speak softly Love“ sowie das „Godfather Love Theme“, in denen die Musikerinnen und Musiker mitreißend im Klang schwelgten.

Engagiert, fröhlich und informativ

Nach dem fröhlichen „Funiculi Funicula“ von Luigi Denza endete das Energie geladenene Konzert mit der Arie „Brindisi“ aus Verdis „La Traviata“. Die Sopranistin Cristina Pasaroin und der Tenor Martin Muehle kosteten dabei ihren Auftritt dem „IBC Orchester“ sichtlich aus.

Es ist bereits Tradition, dass zum Schluss eine Marschkomposition mit Vorarlbergbezug erklingt. Dieses Mal präsentierte Martin Kerschbaum mit dem Blasorchester die Uraufführung eines um 1900 entstandenen Marsches von J. Schlechter, den er im Vorarlberger Landesarchiv ausfindig gemacht hat.

Nicht alle Details innerhalb der einzelnen Werkdeutungen kamen ganz korrekt und teilweise machte sich auch das ewige Thema der Intonation bemerkbar. Dies tat jedoch dem überaus positiven Eindruck beim Erleben des musikalischen Ganzen keinen Abbruch.

Eine bemerkenswerte „Hauptrolle“ bei diesem Konzert spielte Bettina Barnay. Es gibt wohl kaum eine authentischere Moderatorin und auch dieses Mal zog sie die Zuhörenden mit ihren informativen, amüsanten und klug erzählten Geschichten in ihren Bann und sorgte für eine ausgezeichnete Stimmung im Saal.