Christian Petzolds federleichter Beziehungsfilm "Roter Himmel" derzeit in den Kinos (Foto: Piffl Medien)
Thorsten Bayer · 17. Apr 2011 · Musik

Handwerklich gut, aber überambitioniert – Any Major Dude am Spielboden Dornbirn

Am Freitag war es endlich so weit: Die junge Band Any Major Dude präsentierte stolz ihr Debütalbum „At The Crack Of Dawn We Sing The Birds To Sleep“. Die Kantine im Dornbirner Spielboden war sehr gut gefüllt, die Vorfreude groß. Die vier Musiker hatten sich spürbar viel vorgenommen – zu viel, wie es schien. Der Funke wollte einfach nicht überspringen.

Für die Band war es ein Heimspiel: Die halbe Besetzung kommt aus Vorarlberg, dazu gesellen sich ein Deutscher und ein Schweizer. Dementsprechend voll war es in der Kantine am Freitagabend, die auch offensichtlich Ziel vieler Bekannter und Verwandter der Musiker war. Das schwarze Oberteil mit dem Schriftzug „Faschingsgilde Partenen“ trägt sein Besitzer in der ersten Zuschauer-Reihe mit sichtlichem Stolz. Der Beginn des Konzertes ist ein filmischer: Der neue Videoclip – gut erkennbar in der Feldkircher Innenstadt gedreht – wird an die Rückwand des Saales geworfen. Das weckt Erwartungen, zumal auch der Song selbst, eine schwer rockende Coverversion des Nirvana-Stückes „Heart-Shaped Box“, gleich eine der wegweisendsten Alternative-Bands der letzten zwanzig Jahre zitiert.

Meister an ihren Instrumenten

Schwaden von Kunstnebel ziehen über die Bühne, das Video ist vorbei – aber wo bleibt eigentlich die Band? Es braucht einige Minuten und zarte Pfiffe aus dem Publikum, bis das erste Live-Stück ertönt – ein rein akustischer Song, bei dem sich Frontman Christoph Linher an der Gitarre begleitet. Danach betreten seine drei Kollegen die Bühne, Lautstärkepegel und Tempo steigen merklich. Die vier genießen den großen Auftritt, insbesondere Ralph Hollenstein am Bass bekommt das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. Alle sind Meister an ihren Instrumenten, auch Lucas Bitschnau (Drums) und Gitarrist Hannes Porombka.
Doch so sehr sie sich auch mühen – die Stimmung bleibt verhalten, die Begeisterung will sich einfach nicht auf die Zuhörer übertragen. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Band zuweilen sehr dick aufträgt. Auf nicht weniger als „the best evening of your life“ hofft Linher bei seinem Publikum, wie er nach wenigen Minuten sagt. Und warum spricht der Vorarlberger überhaupt auf Englisch zu seinen Landsleuten?

Starker Auftritt von Jana Kuhlmann

Deutlich unprätentiöser ging es da noch bei der „Vorband“ zu, bei der jungen Singer/Songwriterin Jana Kuhlmann. Zwar war ihr Auftritt nicht fehlerfrei: Immer wieder musste sie neu ansetzen, weil ihr die richtigen Akkorde entfallen waren. Aber die 18 Jahre alte Maturantin bezauberte mit ihrer glockenhellen Stimme, ihrem Charme, und ihrer Natürlichkeit – bei den Coverversionen (z.B. Cyndi Laupers „True Colours“) ebenso wie bei ihren Eigenkompositionen. Erinnerungen an die ersten Alben und die ersten Auftritte von Jewel wurden wach.

Elektronische Samples und Gitarrengewitter

Any Major Dude, die erst Ende 2009 gegründet wurden und im Vorjahr das Finale des Ö3-Soundcheck erreicht hatten, arbeiten sich hingegen an diesem Abend etwas bemüht durch ihr Programm. Christoph Linhers Stimme trägt mit ihrem ganz eigenen hell-rauhen Timbre die meisten Songs. Elektronische Samples und ein Keyboard ergänzen hier und da den Auftritt. Die Band überzeugt immer dann, wenn das ganz krachige Gitarrengewitter aussetzt und Drummer Lucas Bitschnau mehr in den Vordergrund rückt.

Vom „Dude“ lernen

„The Dude“ wird der Protagonist im Film „The Big Lebowski“ aus dem Jahr 1997 (Regie: Joel und Ethan Coen) gerufen. Jeff Bridges spielt den sympathischen Loser, der sein Leben hauptsächlich mit zwei schrägen Kumpels auf der Bowlingbahn verbringt. Es läuft überhaupt nicht gut für ihn, und dennoch bleibt er tiefenentspannt. Er macht sich einfach nicht größer, als er ist, er bleibt auf dem Teppich. Etwas mehr von dieser Bierruhe, von dieser Demut des „Dude“ – das hätte auch Any Major Dude an diesem Abend gut zu Gesicht gestanden.