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Thorsten Bayer · 28. Mai 2014 · Musik

Gute Laune und beste musikalische Qualität – Hazmat Modine beim Seelax-Festival

Einen rundherum überzeugenden Auftritt zeigte am gestrigen Dienstagabend Hazmat Modine. Die acht Musiker aus New York City bewegen sich spielerisch zwischen Blues, Jazz, Klezmer, Country, Soul und Swing. Diese Mischung riss das Publikum in Bregenz mit – auch wenn es im bestuhlten Freudenhaus zurückhaltender blieb, als es Frontman Wade Schuman von seinen sonstigen Konzerten gewohnt ist.

Berührungsängste kennt Wade Schuman nicht – musikalisch ohnehin nicht und auch nicht beim Kontakt mit den Zuschauern. Gleich beim ersten Stück des Abends verlässt er die Bühne und durchquert mit seiner Mundharmonika das Freudenhaus. Seine sieben Kollegen sorgen indessen für einen energiegeladenen Reggae-Beat mit wuchtigen Blechbläser-Einsätzen. Bei ihrer Show setzen sie ungewöhnliche Instrumente ein, beispielsweise Banjo bzw. Banjitar, Tuba, Akkordeon, Claviola oder auch eine „Duduk“ genannte armenische Flöte. „We´re a band of unwanted instruments“, brachte es Schuman einmal auf den Punkt.

Extraklasse

Bandgründer Schuman, Jahrgang 1962, ist Kunstdozent an der New York Academy of Art und preisgekrönter Maler. 1998, kurz nach seinem Umzug von Michigan nach NYC, entstand Hazmat Modine. „Hazmat“ ist dabei ein im Englischen gebräuchliches Kofferwort aus „hazardous“ und „material“, meint also Gefahrgut. Gefährlich jedoch wirkt das nicht, was er dort am Mikrofon treibt, allenfalls abenteuerlich: Er gurgelt, er knödelt, er schreit und krächzt. Das große Plus dieser Band: Sie treibt kontinuierlich nach vorne, die Musiker improvisieren sich – glücklicherweise – nicht zu Tode. Einzelne Mitglieder herauszuheben, fällt angesichts ihrer durchgängigen musikalischen Extraklasse schwer. Allenfalls nach dem „Rampensau-Faktor“ sind sie zu unterscheiden. In dieser Wertung fällt bei den Blechbläsern Saxophonist Steve Elson etwas mehr auf als Pam Fleming an Trompete und Flügelhorn. Auf der anderen Bühnenseite ist Michael Gomez der zurückhaltendere Gitarrist als Erik della Penna. Joe Daley sind in dieser Hinsicht mit seiner sperrigen Tuba Grenzen gesetzt: Eine ekstatische Bühnenshow ist für ihn naturgemäß nicht drin.

Starkes Blues-Fundament


Hazmat Modine wird dem Genre „Weltmusik“ zugerechnet, ihre amerikanische Herkunft bleibt indes stets hörbar. Ihr facettenreicher Sound ruht auf einem starken Blues-Fundament. Zur genauen musikalischen Einordnung hat Schuman vor einigen Jahren gegenüber bluesinlondon.com bemerkt: „But you know the funny thing is in Europe they call anything jazz – if it's American it's jazz! Americans, I have to say, have a much more orthodox notion of what jazz is... or world music. One of the things that I've noticed is that generally 'World Music' does not incorporate American music, so you can't be a 'World' musician and be from America, even though last time I looked we were still part of the world... although given the way George Bush is that may not be forever!“

Die Spielfreude und gute Laune der Musiker überträgt sich mühelos auf das Seelax-Publikum – wenngleich es an den Tischen und in den ersten bestuhlten Reihen sitzen bleibt. Eine eher neue Erfahrung für Schuman, wie es scheint, die ihm eine seiner wenigen Bemerkungen wert ist. „You are a crowd of classy people, sitting at tables“, merkt er verschmitzt an und kokettiert damit, dass Hazmat Modine mit solch kultivierten Leuten sonst gar nichts zu tun hätte.

Das Seelax-Festival läuft noch bis Samstag, 31. Mai – unter anderen ist Musikkabarettistin Irmgard Knef mit ihrem Programm „Der Ring des Nie-Gelungenen“ (Fr, 30.5.) zu sehen.
www.seelax.at