Faurés Requiem in Orgelversion gelang überzeugend in Koproduktion von Stella und Herz Jesu unter der Leitung des Graubündners Clau Scherrer. (Foto: Victor Marin)
Silvia Thurner · 04. Mär 2013 · Musik

Georg Friedrich Haas erhielt den Salzburger Musikpreis – In seinen Dankesworten appellierte er an die politisch Verantwortlichen, gezielt junge KünstlerInnen zu unterstützen

Der mit 60.000 Euro dotierte „Internationale Kompositionspreis des Landes Salzburg“ wurde am vergangenen Wochenende an Georg Friedrich Haas überreicht. Anlässlich der Preisverleihung spielte das „österreichische ensemble für neue musik“ unter der Leitung von Michel Galante zwei Werke von Georg Friedrich Haas, der in Zukunft an der Columbia Universität in New York unterrichten wird. Neben markanten Worten des Preisträgers zog vor allem das Ensemblestück „...wie stille brannte das Licht“ mit der hervorragenden Sopranistin Sarah Wegener die Aufmerksamkeit auf sich.

Der Musikpreis Salzburg wurde zum vierten Mal vergeben. Salvatore Sciarrino, Klaus Huber und Friedrich Cerha waren die bisherigen Preisträger, nun überreichte die Landeshauptfrau Gabi Burgstaller im Großen Saal des Mozarteums den Preis an Georg Friedrich Haas. Der italienische Komponist Aureliano Cattaneo erhielt einen Förderpreis. Im Rahmen der Feier, die seit einigen Jahren im Rahmen der „Salzburg Biennale“ stattfindet, interpretierte das „österreichische ensemble für neue musik“ Werke der Preisträger. Zuerst erklang das Sextett „una ex tria“, das dem Biennale-Festivalmotto „Musik über Musik“ genau entsprochen hat. Facettenreich war nachvollziehbar, wie Georg Friedrich Haas die ursprüngliche musikalische Vorlage eines „Agnus Dei“ von Josquin Desprez interpretierte, in seine eigene Klangwelt transformierte und weiterkomponierte. Auch die Komposition „Canto“ für Ensemble des Förderpreisträgers Aureliano Cattaneo ließ aufhorchen und fand viel Beifall. Plastisch und in sich schlüssig wurden in diesem Werk Klangfelder auf der horizontale Zeitachse und deren Übertragung in vertikal ausgerichtete Klangschichtungen ausgebreitet.

Aufwühlende Kraft des musikalischen Ausdrucks


Der musikalische Höhepunkt des Abends bildete die Interpretation „...wie stille brannte das Licht“ für Sopran und Kammerorchester. Als Solistin war Sarah Wegener zu bestaunen, die den schwierigen Gesangspart mit natürlicher und unmittelbar erlebbarer Kraft ausdeutete. Sie gestaltete die instrumental geführten Passagen genauso intensiv wie die melodischen Linien. Die zugrunde liegenden sprachmelodischen Färbungen formte sie mit ihrem enormen Stimmumfang mitreißend aus, vielschichtig und engagiert unterstützt vom „öenm“.

Bemerkenswerte Worte


Harry Vogt, künstlerischer Leiter der „Wittener Tage für neue Kammermusik“ sowie der Konzertreihe „Musik der Zeit“, hielt die Laudatio für Georg Friedrich Haas und ging dabei vor allem auf die besondere Ausstrahlungskraft des Werkes „in vain“ ein.

Bemerkenswerte Worte fand der Komponist selbst. Dass Georg Friedrich Haas’ Musik so prominent und beliebt werden konnte, verdankt er vor allem Intendanten und Festivalleitern, die ihm Vertrauen schenkten und ihm die Möglichkeit geboten haben, seine Musik einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Allen voran dankte er Hans Landesmann, Alfred Wopmann, Peter Oswald und Harry Vogt. An die kulturpolitisch Verantwortlichen appellierte der Preisträger: „Bitte fördern Sie nicht die zeitgenössische Musik, sondern fördern Sie die Menschen, die Neues zu sagen haben. Und suchen Sie an verantwortlichen Stellen nach Menschen, die wirklich ein Bedürfnis danach haben, die Qualität der Musik in den Mittelpunkt zu stellen, die davon träumen, dass neue Klänge entstehen können, und die aus rein künstlerischen Beweggründen und nicht aus gesellschaftlichen Gründen Programme zusammenstellen.“