Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Ionian · 01. Mär 2013 · Musik

Dieses Wochenende wird experimentiert! – Das Spielwiese Festival des Theaters am Saumarkt

Ein neues Festival wurde gestern Abend aus der Taufe gehoben. Was mit einzelnen stimmungsvollen Konzertabenden im Theater am Saumarkt begonnen hat, weitet sich jetzt auf drei Tage in zwei Locations aus. Für Johannes Lampert und das Theater am Saumarkt ist die neue Schiene eine „Spielwiese“. Angesichts des nun gestarteten Festivals ist es jedoch fast eher ein Spielfeld alternativer, junger Musik aus ganz Europa. Ein Abend ist gelaufen, aber heute und morgen geht es weiter.

Spielwiese als alternatives Festival

Den ersten Abend des Spielwiese Festivals im Theater am Saumarkt eröffneten gestern zwei Solokünstler aus Großbritannien. Dabei wurde der Charakter des Festivals gleich klar. Im Foyer treffen sich die Leute, man unterhält sich an der Bar, oder steht in einem Grüppchen vor der Tür. Man kennt sich und wenn nicht, dann lernt man sich kennen. Die Künstler sind auch unter den Leuten und lassen sich in Gespräche verwickeln. Irgendwann erklingt die Glocke und signalisiert, dass es nun losgeht. Im Saal selbst sucht sich dann jeder seinen Platz. Das Gewölbe des Theaters am Saumarkt wirkt wie eine behütende Höhle. Wenn dann die Künstler auf die Bühne kommen, kriegen sie alle Aufmerksamkeit. Bei diesem Festival ist das auch wichtig. Die Musik, die man hier zu hören bekommt, entfaltet sich nämlich im Detail und in ihrer Stillheit. Es heißt zwar gleich, aber es ist die Antithese zu menschenüberfluteten Großevents in Gummistiefeln und Zelten.

Künstler mit Wirkung

„Mute Swimmer“ betrat als erster Künstler die Spielwiese im Saumarkt. Ein einzelner Mann mit einer einfachen Akustikgitarre. Gleich schon zerstörte er alle Vorstellungen, stampfte seine Lieder laut und holte den Saal in die Gegenwart. Das war ihm ein wichtiges Anliegen, diese Ankunft in der Present Tense. Irritation und Witz wählte er als seine Methoden dafür. Dafür brauchte er nur in den allerseltensten Fällen ein Mikrophon. Seine Songs lösten sich manchmal selbst auf, bezeichnenderweise gibt es sogar einen „Song against itself“. Zu einem guten 16-jährigen Lagavullin erzeugte Guy Dale ein fragiles Knäuel aus Melodie und Poesie voller dekonstruierender Intelligenz. Dazu dehnte er, wie im Programm passend beschrieben, die Strukturen seiner Songs, bis sie zu zerreißen drohten. Anmut, Zweifel und Sabotage regierten seine Musik, die uns in ironischer Melancholie zurückgelassen hat.

„The Great Park“ übernahm nach der Pause. Kein einfaches Los, laut seiner eigenen Einschätzung, wodurch er seine Hochachtung vor dem Landsmann ausdrückte. Aber auch er fesselte vom ersten Moment an. Jetzt hatten die Songs wieder Strukturen, waren greifbarer und liedhafter. Stephen Burch schlägt phasenweise voller Kraft in alle Saiten und erhebt seine Stimme. Und diese Stimme verdient das Prädikat „markant“. Einerseits tönt sie mit sehr viel Körper und Kraft durch den Saal, aber da ist auch dieses Zittrige und Brüchige, das immer mitkratzt. Die Songs selbst waren nicht selten biographisch, manchmal traumatisch, aber immer sehr emotional. Manche Gesänge, die er auch oft wiederholte, hallten noch lange nach dem Konzert im Kopf nach als Klang und als Gedanke.

Höhepunkte heute und morgen

Der Auftakt war vielversprechend, was das Programm betrifft. Aber es dürften ruhig noch ein wenig mehr Besucher sein. Heute Abend, am Freitag, dem 1. März wird ab 20.15 Uhr die weibliche Energie freigesetzt. Zuerst versorgt uns die junge Vorarlbergerin Jana Kuhlmann mit dem schönsten Soundtrack für verträumte Tage. Danach verzaubert die Kanadierin Caroline Keating mit ihren Liedern und Klangmalereien. Morgen geht es dann im Alten Hallenbad weiter, wo zum großen Finale „Sense of Akasha“ aus Italien eröffnen und dann zwei alte Bekannte des Open Hair Festivals ihre Wiederkunft feiern: die bühnenstarken Franzosen von „Clara Yukatan“ und die ergreifenden Schweden rund um „Lena Malmborg“. Das Tagesticket beläuft sich auf 10 Euro.