Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 29. Nov 2016 · Musik

Gemeinsam Musik leben und erleben – das Vorarlberger Musikschulwerk feierte sein 30-jähriges Bestehen mit einem fulminanten Festkonzert

Das Vorarlberger Musikschulwerk, der Dachverband der achtzehn Musikverschulen des Landes, feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Gründungsjubiläum. Aus gegebenem Anlass wurde in das Festspielhaus Bregenz eingeladen. Dort feierten fast 1.000 mitwirkende Musikschülerinnen und –schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer ein großartiges Festkonzert. Der Geschäftsführer Peter Heiler und Michaela Nestler haben alle Kräfte des Landes gebündelt. In großen Gruppen musizierten, sangen und tanzten Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Land in gelöster Atmosphäre miteinander. Das Publikum dankte im vollbesetzten Haus herzlich und mit standing ovations.

Bereits der Beginn des Festkonzerts war imposant angelegt. Große Bläsergruppen nahmen das Publikum in die Mitte und spielten unter der Leitung von Jan Ströhle von den Seitentribünen und der Hauptbühne aus eine Bläserfanfare von John Zdechlik. Einen klanglich reizvollen Gegensatz dazu bildete die "Ballade ècossaise" von Luc Lévesque, die unter der Leitung von Aurelia Weiser von einem riesigen Orchester mit Zupfinstrumenten interpretiert wurde. Alfred Dünser stellte das Vorarlberger Blockflötenorchester vor, das das „Concertino flautando festivo“ mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassflöten interpretierte. Hier wurde erfahrbar, dass die Blockflöte weit mehr als ein Instrument zur elementaren Musikerziehung darstellt, denn der virtuos in den Raum gestellte Mittelsatz brachte die klangliche Vielfalt der Instrumente gut zur Geltung. „Dance Fusion“ lautete der Titel einer Choreographie der Tanzabteilungen, zu dem die hervorragende Band „Six2Eight“ den Groove in den großen Saal des Festspielhauses brachte. Einen großen Gegensatz dazu bildete der Chor unter der Leitung von Clemens Breuss, der den Strausswalzer „An der schönen blauen Donau“ sang.

Vielfältige und kurzweilige Programmfolge

Bezüge zur neuen Festspielproduktion stellte ein Klavier- und Schlagwerkensemble her. Die Jugendlichen spielten ein reizvolles Arrangement der "Carmen-Suite" von Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin. Dann animierten Lehrerinnen des Fachbereichs Elemenare Musikpädagogik unter der Leitung von Daniela Ossenbrink das Publikum zum aktiven Mittun. Gemeinsam wurde mit Bodyperkussion und Worten ein "Jubiläums-Groove" improvisiert. Die Bigband unter der Leitung von Christian Mathis präsentierte zwei herausragende Solisten und begleitete den Stargast des Abends, Filippa Gojo. Sie trat stellvertretend für viele sehr erfolgreiche Musikerinnen und Musiker auf, die den Musikschuljahren längst entwachsen sind und international Karriere gemacht haben. Extra zum Jubiläum komponierte Peter Herbert das Werk „Hocus Pocus“ für Holzbläserensemble, das von engagierten Flötisten, Oboisten, Klarinettisten und Saxophonisten unter der Leitung von Lukas Nußbaumer und Veronika Ortner-Dehmke erfolgreich uraufgeführt wurde.

Abschließend musizierte das groß besetzte Jugendsinfonieorchester. Zuerst dirigierte Ivo Warenitsch eine Chor- und Orchesterversion des berühmten Songs „Over the rainbow“. Birgit Plankel hatte den Gesangspart mit vielen engagierten Sängerinnen und Sängern einstudiert. Dann dirigierte Markus Pferscher das Orchester, das abschließend zusammen mit einem spontan formierten Lehrerchor John Miles „Music“ in einem stilistisch sehr reizvollen Arrangement zelebrierte.

Die Musik und die Schüler im Mittelpunkt

Die Musik und die Musikschüler standen im Mittelpunkt des Festaktes, dies brachte auch die namentliche Nennung aller 929 Mitwirkenden zum Ausdruck. Sympathisch führte der Geschäftsführer Peter Heiler durch den Abend. Keine großen Reden wurden geschwungen, sondern interessante Informationen unaufdringlich dargeboten. Etwa 16.000 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit eine der achtzehn Musikschulen des Landes. Die Bandbreite der musikalischen Genres ist sehr groß, sie reicht von Volksmusik über Pop, Rock und Jazz bis zur Klassik. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich vor allem die Popularmusik etabliert, die größte Entwicklung erfuhr der Bereich der elementaren Musikpädagogik.

Hohes Niveau aller Darbietungen

Alle Darbietungen gelangen auf hohem Niveau und die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne präsentierten, versetzte wohl viele Zuhörenden in Staunen und verdient Bewunderung. Dass schulübergreifend und die Musikschüler über Regionen hinweg in großen Ensembles zusammen geführt wurden, um miteinander zu musizieren, machte die ganz besondere Qualität des Festkonzertes aus und zeigte das enorme Engagement, das von allen Mitwirkenden an den Tag gelegt worden ist.

Veränderungen und Herausforderungen 

Vor dreißig Jahren wurde das Musikschulwerk mit dem Ansinnen gegründet, die Musikschulen des Landes zu verankern. Inzwischen sind die Aufgabengebiete breit gefächert und zahlreiche neue Horizonte haben sich eröffnet. Auch die Zukunft birgt große Herausforderungen. Viele beschäftigt die Frage, wie sich die Musikschulen im Rahmen von Ganztagsschulen positionieren können. Mitten drinnen in diesen Prozessen steht seit Jahren der Geschäftsführer des Vorarlberger Musikschulwerkes und Direktor der Musikschule Bregenz, Peter Heiler. Als Überraschung ließ ihm Landeshauptmann Markus Wallner eine besondere Ehre zuteilwerden. Er nutzte den festlichen Rahmen zur Verleihung des Verdienstkreuzes des Landes Vorarlberg für Peter Heilers engagierte Arbeit im Interesse der Musikschülerinnen und Musikschüler. „Die Musik ist es uns allen wert“, antwortete Peter Heiler höchst erfreut.