Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 27. Nov 2016 · Musik

Mit voller Kraft voraus - die KBSinfonietta des Vorarlberger Landeskonservatoriums gab ein erfrischendes Konzert

Am Landeskonservatorium Vorarlberg leitet Benjamin Lack zwei Orchester. Während die Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters in ihrer Ausbildung bereits ziemlich fortgeschritten sind, sammeln die jungen Studierenden des sogenannten „Künstlerischen Basisstudiums“ Orchestererfahrungen. Im fast voll besetzten Festsaal des Landeskonservatoriums musizierte die „KBSinfonietta“ Johann Sebastian Bachs Konzert für Violine, Oboe und Streicher sowie die 100. Sinfonie von Joseph Haydn. Im Mittelpunkt standen die beiden hervorragenden Solistinnen Martta Kukkonen an der Violine und Alina Erylimaz mit der Oboe. Benjamin Lack dirigierte ausdrucksstark und leitete die Orchestermusiker motivierend. Alle gemeinsam boten gute Werkdeutungen mit vielen beeindruckend ausgeformten musikalischen Passagen.

Die Soloparts in Bachs Doppelkonzert BWV 1060 gestalteten die Geigerin Martta Kukkonen und die Oboistin Alina Erylmaz transparent und leidenschaftlich bewegt. In einem ausgeglichenen Miteinander ließen sie sich gegenseitig Raum und verflochten die melodischen Bögen feinsinnig miteinander. Auch klanglich ergänzten sich die beiden Musikerinnen hervorragend.

Den Orchesterpart formten die Musikerinnen und Musiker mit viel Bedacht auf die dynamischen Verhältnisse, gestützt von einem kräftig akzentuierenden Basso Continuo. Aufmerksam bereitete das Orchester die solistischen Passagen vor und nahm die Solistinnen in den Tuttistellen auf. Schön abgerundet musizierten die Solistinnen und die KBSinfonietta das liedförmig angelegte Adagio. Allerdings war die Stimmenbalance zwischen den Solistinnen und dem Orchester in einigen Abschnitten nicht ideal. Vor allem dem Geigenpart hätte etwas mehr Spielraum gut getan.

Viele Farben und effektvolle Höhepunkte

Eine Herausforderung stellte die vielgestaltige Sinfonie Nr. 100 von Joseph Haydn dar. Erfreulich war, dass die Studierenden im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis sogar zu Naturtrompeten und -hörnern griffen. Das brachte zwar die Tücken der mitunter launischen Hörner mit sich, aber insgesamt profitierten der Orchesterklang und die Werkdeutung durch diesen mutigen Schritt. Im Allegro des ersten Satzes kamen die gegensätzlichen Instrumentalfarben in den thematischen Hauptlinien wirkungsvoll zur Geltung. Spannend entwickelte sich das musikalische Geschehen und der Elan der Musik wurde erfrischend heraus kristallisiert. Präzise artikuliert erklang das Thema im Allegretto und natürlich verfehlte der marschartige Duktus der „Janitscharenmusik“ auch in dieser Interpretation die Wirkung nicht. Etwas rustikal und in zügigem Tempo wurde das Menuett in den Raum gestellt, umso lieblicher wirkte dann das Trio. Das fröhlich aufsteigende Hauptmotiv im Finalsatz entfaltete das Orchester energiegeladen. Die sehr präsent agierenden Schlagwerker unterstrichen diesen Eindruck zusätzlich.

Auf einem guten Weg

Begeistert dankte das Publikum für die erfrischenden Werkdeutungen. Wie immer leitete Benjamin Lack die jungen Musikerinnen und Musiker mit ausgeprägter Gestik und bot damit allen eine große Sicherheit. Aufhorchen ließen zahlreiche Soli aus den Reihen des Orchesters. Auch der Streicherklang wirkte gut abgerundet. An dieser Stelle über nicht ganz Gelungenes zu nörgeln, ist unnötig, denn genau diese Passagen sind Ansporn für die weitere Arbeit auf einem spannenden gemeinsamen Weg.

Das Konzert der KBSinfonietta fand in Kooperation mit dem Soroptimist Club Bregenz/Rheintal - eine weltweite Stimme für Frauen -  statt. Am Ende konnte der Direktor des Landeskonservatoriums, Jörg Maria Ortwein eine Spende von 3.100 Euro zugunsten von Studierenden des Hauses entgegen nehmen.