Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 22. Mai 2010 · Musik

Geistreich, beweglich und durchdacht - „Britten Sinfonia“ und Imogen Cooper erhielten bei den Bregenzer Meisterkonzerten viel Applaus

Die „Britten Sinfonia“ und ihre Werkdeutungen wurden im Rahmen des letzten Meisterkonzertes der laufenden Saison stürmisch gefeiert. Auch Imogen Cooper erhielt begeisterten Applaus für ihre Interpretation des fünften Beethoven-Klavierkonzertes. Besonderes Interesse weckte die Streichorchesterfassung von Leos Janaceks erstem Streichquartett, die Richard Tognetti verfasst hat. Licht und Schatten sowie ein energetisches Spiel mit vielerlei Artikulationsmustern zeichnete Mozarts Haffner-Sinfonie aus. Das Orchester spielte ohne Dirigentin, geleitet vom Pult der Konzertmeisterin Hannah Donat.

Wenn ein Orchester ohne Dirigenten auf die Bühne tritt, gilt mein besonderes Augenmerk stets der Koordination und Kommunikation der einzelnen MusikerInnen miteinander. Schon im Eröffnungssatz der Sinfonie Nr. 35, in D-Dur, der so genannten „Haffner-Sinfonie“ von Mozart, wurde die Musizierhaltung der „Britten Sinfonia“ deutlich. Sie spielten aus einem kammermusikalischen Geist heraus, der die Verantwortung jedes einzelnen Musikers einforderte. Während die OrchestermusikerInnen die Musik mit viel Esprit ausfüllten, wirkte die Konzertmeisterin zumindest am Beginn etwas "übersteigert", dementsprechend straff erklangen die Linienführungen. Allerdings zeichnete das Orchester damit auch den einesteils "unruhigen", andernteils sehr lebendigen Geist des Komponisten nach und formte damit eine überzeugende Werkdeutung. Beeindruckend wurden die charakterisierenden Motive heraus geformt, stets mit Bedacht auf die thematischen Linien in den Holzbläsern, denen viel Platz eingeräumt wurde. Die Satzbezeichnung „Andante“ nahm das Orchester wörtlich, so war das Schreiten stets spürbar. Gut zur Geltung kam der Aufforderungscharakter, der von den Streichern ausging und von den Holzbläsern erwidert wurde. Noble Zurückhaltung gewährten die Musiker im Menuetto, mit betonten Vorhaltwirkungen. Etwas polternd, mit scharfen Kontrasten wurde der Finalsatz angestimmt. Der zugrunde liegende Elan wirkte dabei teilweise zu hastig.

Dramatische Bilder

Der Geiger Richard Tognetti orchestrierte das erste Streichquartett von Leos Janacek und verfasste damit eine spannende Fassung dieses Werks. Dabei setzte er ganz auf Klangfarbenwirkungen und deren Aufsplitterung. Erregungszustände, die Janacek in diesem Werk vielgestaltig formulierte, wurden in unzähligen klangfarblichen Nuancen dargestellt und wirkten damit sehr plastisch und unmittelbar. Die Hauptthemen präsentierte die „Britten Sinfonia“ solistisch, die Tuttistellen modellierten die MusikerInnen dynamisch ausgeklügelt und mit vielen musikalischen Licht- und Schattenwirkungen. Konflikte wurden energisch in den Raum gestellt und klangsinnlich aufgelöst. So entstand ein dicht verwobenes Tongebilde, das das Publikum in seinen Bann zog.

Aufmerksames Miteinander

Beethovens fünftes Klavierkonzert interpretierte die „Britten Sinfonia“ mit der renommierten Pianistin Imogen Cooper. Dabei wurde erlebbar wie sich zwei unterschiedliche Charaktertypen gut ergänzen können, einerseits das fast ungestüm agierende Orchester, andererseits die lyrisch ausformende Pianistin. Die Solistin und das Orchester reagierten gut aufeinander, mit sphärischen Klangflächen forderte die Pianistin Ruhe und Aufmerksamkeit ein. Besonders dramatisch wurden die Übergänge und Nahtstellen zwischen den Soli und Tutti ausgedeutet. Befremden löste jedoch die Klangqualität des Flügels aus, auf dem Imogen Cooper musizierte. Nachdem ich erfahren hatte, dass der Steinway extra angeliefert worden war und ein Betreuer mitgereist kam, verstärkte sich der unbefriedigende Eindruck, den das Instrument hinterlassen hat. Für ein Konzert dieser Größenordnung ist nur das beste Instrumentarium gut genug und darf vom Publikum auch eingefordert werden.