Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Fritz Jurmann · 11. Nov 2010 · Musik

Gab in Lustenau sein eigenes Geburtstagskonzert: Pianist Ferenc Röczey vor den Vorhang!

Es kommt selten vor, dass sich ein Musiker zu seinem 50. Geburtstag selber eine Art Ständchen spielt. Der ungarische Pianist Ferenc Röczey hat dieses Wagnis am 9. November im Reichshofsaal seiner Wahl-Heimatgemeinde Lustenau unternommen – und auf allen Linien gewonnen. Für seine vielen SchülerInnen, deren Eltern und für seine Freunde war das eine fantastische Gelegenheit, seine Kunst zu bewundern und dabei mit Applaus und Blumen sein Fest musikalisch zu feiern. Für ihn selber aber war es vor heimischem Publikum eine Bestätigung seiner eigentlich erlernten Profession als veritabler Konzertpianist, der so wie an diesem Abend auch ein höchst anspruchsvolles Programm zu bewältigen vermochte.

In Lustenau längst eingemeindet

Im täglichen Umgang gibt sich dieser Ferenc Röczey bescheiden als Klavierlehrer und Musikerzieher an der Rheintalischen Musikschule Lustenau aus – ein Beruf, den er seit 1987 mit großem Erfolg ausübt, verehrt und geschätzt von seinen SchülerInnen und KollegInnen und längst eingemeindet in Lustenau. Hier war er auch als Korrepetitor von Chören und als Begleiter bei Wettbewerben junger Talente gefragt. Zwischen 1999 und 2006 war er auch am Landeskonservatorium Feldkirch tätig. Geboren wurde Röczey im ungarischen Miscolc, erhielt 1983 an der Musikuniversität Franz Liszt in Budapest das Diplom mit Auszeichnung und belegte auch Meisterkurse in Weimar und Feldkirch. Konzerte gab er als Solist und Kammermusiker, machte Rundfunkaufnahmen und veröffentlichte vier eigene CD-Produktionen.
Sein Programm ist ein „Klavierkonzert in F“, gemeint ist „F“ wie „Ferenc“ - oder wie F-Dur und f-Moll. In diesen beiden Tonarten stehen nämlich alle Werke des Abends in einem weiten Bogen von Bach bis Brahms, sind durch die originelle Namensidee untereinander verbunden. Röczey beginnt in seinem ureigensten Metier, einem Stück Unterrichtsliteratur ganzer Generationen von KlavierschülerInnen. Bei ihm klingt Bachs kleine Invention in F-Dur freilich anders als bei der Vorspielstunde, angriffig und glasklar. Eine Sinfonia f-Moll von Bach fließt dann in reichen harmonischen Wendungen dahin und zeigt erstmals das Spannungsverhältnis zwischen beiden Tonarten.

Fingerflinker Mozart

Dieses greift auch Mozart in seiner bekannten F-Dur-Sonate auf, die oft genug emotional in düstere Mollbereiche abdriftet. Röczey verleiht ihr die erforderliche perlende Leichtigkeit und Übersicht, zunächst noch vorsichtig tastend, im dritten, fingerflinken Satz zunehmend vom eigenen Selbstbewusstsein geprägt. Die Stunde der pianistischen Wahrheit kommt dann mit Chopins weit ausholender Ballade f-Moll, der der Pianist mit großer Ruhe und Überlegenheit begegnet. Hier reizt er erstmals auch die Dynamik des großen Bösendorfers aus, stellt auf der Basis einer gesunden Technik donnernde Virtuosität zur Schau.
Zum Finale hat sich Röczey nichts weniger als Brahms‘ 45-minütige letzte Sonate in f-Moll vorgenommen, ein gewaltiger Brocken fast orchestraler Klaviermusik, den er nicht nur in erstaunlicher Perfektion, sondern mit seinen vielen Abgründen und Klüften auch gedanklich in hohem Maße bewältigt. Er betont mit weichem Anschlag das sangliche Element des Werkes und erzeugt im zentralen langsamen Satz eine enorme Spannung, begegnet aber auch den spielerischen Anforderungen mit abenteuerlichen Sprüngen und Doppeloktav-Läufen durchaus auf Augenhöhe, bis zum kontrapunktisch vertrackten Finale als jubelndem Abschluss.