Fröhliche Heiterkeit und leidenschaftliche Gefühle – das Ensemble Lago di Costanza stellte sich mit einem inspirierenden Konzert vor
Die Violinistin und Professorin am Vorarlberger Landeskonservatorium Editha Fetz hegte schon länger den Herzenswunsch, befreundete Musiker:innen des Concentus Musicus Wien, der Camerata Bern, der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz sowie Absolvent:innen des Vorarlberger Landeskonservatoriums in einem Kammerorchester zusammenzuführen. Den geeigneten Ort für ihr Vorhaben hatte sie zuvor in der Kirche der Abtei Gwiggen in Hohenweiler gefunden. Erstmals war nun das Ensemble Lago di Costanza im schönen Ambiente des Klosters zu hören. Die hallige Akustik machte es den Musizierenden nicht ganz leicht, einen transparenten Gesamtklang zu erreichen. Doch mit viel Bedacht aufeinander gelang eine ausgewogene Klangbalance, besonders schön getragen von den beiden Celli und dem Kontrabass.
Mit klarer Gestik leitete Marc Kissóczy das Streichorchester und animierte die Musiker:innen zu plastisch ausgeformten, dynamischen Kontrasten. Die Phrasierungen gelangen hervorragend aufeinander abgestimmt und das konzentrierte Geben und Nehmen zwischen den Stimmgruppen erzeugte gut nachvollziehbare Wechselverhältnisse. Dabei zeichnete das Spiel mit introvertierten Themencharakteren und extrovertierter Spielfreude die Werkdeutung aus.
Die Suite Nr. 3 „Antiche danza et arie per liuto“ von Ottorino Resphigi intonierte das Ensemble luftig und mit quirligen Aufgängen. In vorsichtiger Korrespondenz mit den anderen setzten die Bratschen das Thema der „Arie di Corte“ in den Raum. Tänzerisch beschwingt erklang die Siciliana und die abschließende Passacaglia wurde mit einem kraftvollen Tuttiklang modelliert.
Plastisch und locker formte das Streichorchester auch das Eingangsthema in Ermanno Wolf-Ferraris Serenade aus. Besonderes Augenmerk lenkte dabei die synkopische Rhythmik auf sich. Nicht ganz homogen wirkten die hohen Streicher, doch der Humor in den witzigen Zwischenrufen sowie der gemeinsame Atem kamen hervorragend zur Geltung. Überdies lenkten Übergänge im Pianissimo sowie die energischen Einwürfe in Moll die Aufmerksamkeit auf sich. Ganz in ihrem Element waren die Musiker:innen im Scherzo, das von einer mitreißend fröhlichen Gestaltungskraft getragen wurde. Auch das Presto-Finale mit fugierten Einsätzen und zahlreichen überraschenden Wendungen bot beste Unterhaltung.
Große Gefühle auf kleinem Raum
Sabine Winter und das Ensemble Lago di Costanza unterstrichen die dramatische Aussage in Respighis Kantate „Il Tramonto“ emotionsgeladen. Die dichte Harmonik sowie die sensible Motivgestaltung und Pianokultur des Streichorchesters entfalteten eine feinsinnige musikalische Atmosphäre. Darüber hinaus bauten die Konzertmeisterin Editha Fetz sowie der Cellist Martin Merker mit ihren Kantilenen intensiv wirkende Dialoge mit der Solostimme auf. In einem aufmerksamen Dialog sowie mit ihrer warmen und ausdrucksvollen Stimme deutete Sabine Winter die dramatische Handlung vom Lieben, Sterben und Weiterleben der verlassenen Geliebten facettenreich aus. So entwickelte sich auf kleinem Raum eine große Welt aus leidenschaftlichen Gefühlen.
Die zahlreich erschienenen Konzertbesucher:innen dankten mit herzlichem Applaus.