Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 07. Jul 2022 · Musik

Erfolg für das sympathische Trio Klängle – David Solèr und Darius Grimmel entwarfen ein spannendes musikalisches Bühnenstück

Der Kontrabassist und Komponist Darius Grimmel sowie der Spieleentwickler und Gamedesigner David Solèr haben eine Vorliebe für Pen-&-Paper-Rollenspiele. Ihre Begeisterung packten sie in ein musikgeschichtliches Setting in Feldkirch während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und verbanden es mit improvisierter Musik sowie Klaviermusik von Karl Bleyle. Viele Interessierte folgten der Einladung ins Feldkircher Saumarktheater und erlebten dort mit „Feldkirch 1872, von musik, glanz und gloria“ einen spannenden, spielerischen und hervorragend konzipierten Abend.

Ein Bühnenstück in Form eines musikalischen Pen-&-Paper-Rollenspiels hat es hierzulande noch nicht gegeben. David Solèr sowie die drei Mitspieler:innen Jessica Matzig als Fanny Mähr, Simon Martin als Rudolf Dietrich sowie Laurenz Klein als Hannes Längle erzählten und spielten eine gut nachvollziehbare Geschichte, die Emil Hetz am Klavier mit zahlreichen improvisatorischen Einsprengseln kommentierte und illustrierte.

Fantasie und historische Begebenheiten

David Solèr und Darius Grimmel haben für die Performance eine informative und unterhaltsame Geschichte erfunden, die Bezug auf historische Begebenheiten in der Stadt Feldkirch nahm. So fanden unter anderem die Komponisten Philipp Schmutzer der Ältere, Joseph Rheinberger und sogar A.C. Doyle Erwähnung. Der Plott kreiste um den damals neuen Tschavoll Park, dem heutigen Rössle-Park. Anlässlich der Eröffnung wetteiferten zwei Klaviertrios um die Möglichkeit, dort aufzutreten und künstlerisch zu reüssieren.
David Solèr und Darius Grimmel haben den Handlungsverlauf bis ins Detail ausgeklügelt, denn zahlreiche mit Würfeln herbeigeführte Zufallsentscheidungen setzten viel Flexibilität voraus. Auch das Publikum war mittels QR-Codes in Entscheidungsfindungen eingebunden.
Von Beginn an entfaltete sich im Saumarkttheater eine gute Atmosphäre, die wesentlich vom spannend erzählenden Spielleiter bestimmt wurde. Die drei mitspielenden Charaktere lebten sich zögerlich in ihre Rollen hinein und wirkten mitunter etwas wortkarg. Doch das brachte David Solèr nicht aus dem Konzept, er reagierte souverän und stellte Fragen. Im weiteren Verlauf wurden die Akteur:innen lockerer und brachten auch einige humorvolle Kommentare ein. Schließlich bescherte das Würfelglück dem Klängle-Trio einen großen Erfolg bei seinem Auftritt im Tschavoll-Park, sodass die Geschichte nach einem spannenden Finale ein glückliches Ende fand.
Die Performance war kurzweilig, entfaltete eine unterhaltsame Sogwirkung und regte danach zum Spintisieren über weitere mögliche Spielausgänge an.

Ein Spiel mit musikalischer Begleitung

Emil Hetz begleitete das Pen-&-Paper-Rollenspiel musikalisch. Am Klavier untermalte er Entscheidungsprozesse, illustrierte akustische Ereignisse der erzählten Geschichte und spiegelte Stimmungen wider. Seine musikalischen Einwürfe wirkten nie aufdringlich, traten aber genau aus diesem Grund auch eher wenig in Erscheinung. Inwieweit eine offensivere Spielart mit expressiveren Klangmitteln dem Pen & Paper stärkere Züge eines musikalischen Bühnenstücks verliehen hätte, soll dahingestellt bleiben. Unter anderem interpretierte Emil Hetz auch sechs Stücke aus dem Klavierband „Bausteine für die reifere Jugend“, op. 12 des in Feldkirch geborenen Komponisten Karl Bleyle.