Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 07. Jul 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.7. - 14.7. 2022)

Im Kinotheater Madlen in Heerbrugg läuft diese Woche Francois Ozons angesichts der Thematik Sterbehilfe überraschend leichtes Drama "Tout s´est bien passé - Alles ist gutgegangen". Im Skino in Schaan ist weiterhin Baz Luhmanns bombastisches Biopic "Elvis" zu sehen.

Tout s´est bien passé - Alles ist gutgegangen: Nach einem Schlaganfall steht für den 85-jährigen André (André Dussollier) fest, dass er so nicht weiterleben will. Er bittet seine Tochter (Sophie Marceau) ihm zu helfen, sein Leben zu beenden.
Dichte entwickelt Francois Ozons Drama durch die Konzentration auf die Vater-Tochter-Beziehung und das engste Umfeld sowie den Umgang mit dem Sterbewunsch als einziges Thema. So ernst dieses Thema aber auch ist, so wird Ozons Film dennoch nie rührselig, sondern je näher das selbstbestimmte Sterben rückt zunehmend leichter, ja teilweise sogar komödiantisch.
Leichtfertig geht der Franzose dennoch nicht mit dem Thema um, sondern schildert feinfühlig und differenziert die schwierige Situation und innerliche Zerrissenheit der Tochter, die mehrfach von kurzen Erinnerungen an die schwierige Kindheit mit dem schroffen Vater heimgesucht wird. Aber auch die zahlreichen bürokratischen Hürden spart Ozon nicht aus und plädiert unaufdringlich, aber klar für die Selbstbestimmung eines Menschen, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte entschlossen eine Entscheidung getroffen hat: Gerade weil er das Leben liebt, wolle er laut Ozon sterben und mit diesem Paradoxon spielt auch der Titel, der keine gelungene Operation, sondern den finalen Akt bezeichnet.
Eine große Rolle bietet "Tout s´est bien passé" dabei nicht nur André Dussollier als Vater, der es der Tochter alles andere als leicht macht, sondern vor allem dem einstigen Teenie-Star Sophie Marceau ("La Boum – Die Fete", 1980; "La Boum 2 – Die Fete geht weiter", 1982), die man nur selten in Kinorollen sieht.
Aber auch stark besetzte Nebenrollen bleiben haften. So brilliert Charlotte Rampling, die schon mehrfach in Filmen Ozons mitgewirkt hat ("Sous le sable", Swimming Pool", "Angel"), als auf einen Stock angewiesene, an Parkinson leidende verbitterte Ex-Gattin des Protagonisten, und auch Hanna Schygulla hat als Schweizer Sterbehelferin einige kurze, aber einprägsame Auftritte.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 11.7., 20.15 Uhr

Elvis: Baz Luhrmann zeichnet das Leben von Elvis Presley (Austin Butler) von der Mitte der 1950er Jahre bis zu seinem Tod am 16. August 1977 aus der Perspektive seines Managers Colonel Tom Parker (Tom Hanks) nach.
Enormen Drive entwickelt "Elvis" durch geraffte Erzählweise, spektakuläre, raumgreifende Kamerafahrten sowie einen dynamischen Schnitt. Mitreißend sind die Konzertszenen und mit großem Einsatz und Verve spielt Austin Butler den King of Rock'n'Roll.
Aber bei einem sich über 20 Jahre erstreckenden Handlungsbogen kann vieles nur angerissen werden. Sehr verknappt wird so Einblick geboten in den Rassismus der 1950er Jahre, die Verurteilung von Elvis´ Auftritten als obszön und Parkers – erfolglosen - Versuch, seinen Star zu einer allgemein akzeptierten Performance zu bewegen.
Sein zweijähriger Aufenthalt als Soldat in Deutschland wird auf die beginnende Beziehung zu seiner späteren Frau Priscilla reduziert, sehr kursorisch wird auch die wenig erfolgreiche Filmkarriere abgehandelt. Mehr Raum widmet Luhrmann dem – letztlich erfolglosen - Versuch von Elvis, sich Ende der 1960er Jahre von Parker zu lösen.
Aufgrund der Kürze der Szenen und Luhrmanns Lust an der bombastischen Überinszenierung gewinnt kaum ein Moment Tiefe. Dünn gesät sind die stillen Momente, in denen die Tragik hinter der glänzenden Karriere spürbar wird, und auch die Beziehung zwischen Parker und Elvis wird nicht dramatisch verdichtet. Im Zentrum steht die Feier der Bühnenpräsenz und der Musik von Elvis. Wie dies Luhrmann unter Mobilisierung aller filmischen Mittel von Kamera über Schnitt und Ausstattung bis hin zu Splitscreen und Einsatz von echtem oder nachgestelltem Archivmaterial und natürlich der grandiosen Musik gelingt, beeindruckt zweifellos, dennoch bleibt der Eindruck einer spektakulären Jahrmarktshow des Filmzauberers Luhrmann zurück, bei der sich hinter der brillanten Verpackung eine Leere verbirgt.
Skino Schaan: Fr 8.7. bis Mi 13.7. (außer Montag), jeweils 20.15 Uhr


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