Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Ionian · 29. Feb 2012 · Musik

Fatou erhebt ihre Stimme für die Frauen Afrikas

Man hätte sich schon denken können, dass das Konzert von Fatoumata Diawara Anklang finden würde. Dass dann jedoch an einem Dienstagabend der große Saal des Dornbirner Spielbodens restlos gefüllt war, überraschte selbst Worldmusic-Kurator Hansjörg Fauland. Mit diesem Booking hat er jedenfalls sprichwörtlich ins Schwarze getroffen. Der Abend gehörte voll und ganz der herzerwärmenden Performance der jungen afrikanischen Künstlerin und ihrer hervorragenden Band.

Fatoumata Diawara wird liebevoll Fatou genannt und ist ein Multitalent: Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin. Die 30-jährige Künstlerin hat vergangenen Herbst ihr Debütalbum bei World Circuit Records veröffentlicht. Ihre Kindheit verbrachte sie an der Elfenbeinküste, im Alter von zwölf Jahren zog sie nach Mali. Von ihrem Vater hat sie die Kunst des Tanzes im Blut und durch ihre Tante kam sie mit dem Filmgeschäft in Berührung. Nach über 15 Jahren Showgeschäft hat sie sich nun entschieden, ihr künstlerisches Schaffen verstärkt der Musik und dem Gesang zu widmen.

Multikulti-Mix

Ihre Schaffensreise brachte sie am Dienstag, dem 28.02.2012, nach Vorarlberg, wo die Veranstaltungsreihe Global Sounds den Dornbirner Spielboden immer wieder für Weltmusik öffnet. Die Leute standen bereits lange vor Konzertbeginn Schlange und manche fürchteten sogar, kein Ticket mehr zu ergattern. Und das Publikum hätte bunter kaum sein können. Alte Hippies und schwangere Mädchen, Szenekenner, aber auch Stubenhocker, junges Partyvolk und erfahrene Musikliebhaber – alle fühlten sich angesprochen.

Meditativ und ekstatisch

Mit ihrer sympathischen, fast schüchtern wirkenden Art hatte sich Fatou sofort die Sympathie des ganzen Saales erlächelt. Ihre tiefe, manchmal beinahe geflüsterte Stimme transportierte afrikanisches Flair. Den Stil, den sie für sich gefunden hat, nennt sie „Wassoulou Folk“, nach der populären Musik Westafrikas. Einfache Gitarrenläufe, die ihre Kraft aus der Wiederholung schöpften, wurden mit dezenten jazzig-funkigen Fundamenten hinterlegt. Ihre Musik erreichte das Publikum in einer meditativen Grundstimmung und schritt mit außergewöhnlichen Rhythmen voran. Wie sehr das Material auch CD-tauglich ist, wage ich nun nicht zu mutmaßen, aber live überzeugte Fatou bis in die hintersten Ränge. Zuletzt wurde ekstatisch getanzt und einzelne Gäste ließen sich sogar auf der Bühne ganz gehen.

Im Namen aller Frauen Afrikas

Immer wieder nutzte Fatoumata Diawara die Ansagen zwischen den Songs, um ihre Stimme für die Frauen Afrikas zu erheben und auf die Schwierigkeiten der Verteilung der Geschlechterrollen in ihrer Heimat hinzuweisen. Sie selbst sei schon als junges Mädchen stur und dickköpfig genug gewesen, um sich zu behaupten, doch das habe auch Probleme mit sich gebracht. Viele Frauen in Afrika hätten jedoch nicht die Möglichkeiten, die sie nun habe und deshalb wolle sie einerseits ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen und andererseits alle bitten, sich ebenfalls stark zu machen für die Frauen Afrikas.