Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 08. Feb 2018 · Musik

Fantasiereiches und humorvolles Gestalten - Der Organist Guy Bovet rief mit individuellen Werkdeutungen Begeisterung hervor

Im Rahmen der 25. Altacher Orgelsoireen war wieder einmal der Schweizer Organist Guy Bovet in Vorarlberg zu Gast. Guy Bovet ist ein Meister der musikalischen Konzentration. Diesen Fokus auf das Wesentliche legte er auch seinen Werkdeutungen zugrunde. Die abwechslungsreiche Werkauswahl bot beste Unterhaltung auf höchstem Niveau in einem gut ausbalancierten Wechsel zwischen Spannung und Ruhe. So kristallisierte sich die Quintessenz der in einem weiten musikalischen Bogen gespannten Werke von Alessandro Scarlatti über Johann Sebastian Bach bis hin zu Eugène Gigout anregend und gut nachvollziehbar heraus.

Guy Bovet selbst meinte einleitend, dass er einen „Haufen schöner Stücke“ versammelt habe, die das Publikum in seiner Vielgestaltigkeit auf sich wirken lassen solle. Bescheiden setzte er sich sodann an die Orgel und entfaltete im schönen Ambiente der Altacher Pfarrkirche eine feinsinnige Atmosphäre. Das Spiel von Guy Bovet zeichnete sich durch mehrere Charakteristika aus. Auffallend war die klare Registrierung, die er allen Werken zugrunde legte. Durch die Konzentration auf die thematischen Linien entwickelte sich in zahlreichen Kompositionen die musikalische Rhetorik heraus und damit entfaltete sich Guy Bovets spielerische Freude am Gestalten. Auch der feinsinnige Humor des Organisten zeigte sich öfters.

Abwechslungsreiche Werkdeutungen

Die klare Klanggebung der Rieger-Orgel und das präzise Spiel des Organisten brachte die Toccata Nr. 11 von Alessandro Scarlatti voll zur Geltung. Bodenständig wirkte das spanische Stück „Diferencias sobre la gaita“, in dem der Dudelsackbordun ein starkes Fundament für die darüber ‚trällernden’ Schallmeien und Flöten bildete.

Einen gehaltvollen Mittelteil ergaben das Choralvorspiel „Schmücke dich, o liebe Seele“ (BVW 654 sowie die Passacaglia in c-moll (BWV 582) von Johann Sebastian Bach. Der fließende Duktus im Choralvorspiel ließ den mannigfaltigen Verzierungen viel Raum, überdies betonte Guy Bovet die harmonischen Modulationen besonders. Der allmähliche Aufbau des Klanggebäudes in der berühmten Passacaglia erregte die Aufmerksamkeit. Noch dazu schuf der Organist in dieser Werkdeutung ein raffiniertes Spiel von Nähe und Distanz und der ebenmäßige Duktus verströmte eine ganz besondere Spannung.

Als Gegenpol dazu präsentierte Guy Bovet das Andante in F-Dur (KV 616), das Mozart für eine mechanische Orgel komponiert hat. Die musikalischen Themen und Motive setzte der Organist in einen humorvollen Dialog miteinander, so dass das virtuos gesetzte Werk höchst unterhaltsam wirkte.

Grenzen des Instruments ausgelotet

Zum Abschluss forderte Guy Bovet die Kapazitäten der Rieger- Orgel kräftig heraus, denn César Franck und Eugène Gigout haben ihre Kompositionen für große französische Orgeln geschaffen. Francks „Prélude, Fugue et Variation in h-moll, op. 18 erklang geschickt registriert. Das allmähliche Anschwellen sowie die Gegensätze zwischen dem vollen Werk und fein dimensionierten Echowirkungen kamen voll zur Geltung und leiteten schließlich über in die charakteristische Fuge, die diesem Werk seine besondere Note verleiht. In seiner Werkdeutung unterstrich Guy Bovet die Erzählebene der Variationen und den melancholisch fragenden Gestus der Musik. Virtuos versetzte der Organist mit der berühmten Toccata von Eugène Gigout die Orgel und den gesamten Kirchenraum in Schwingung. Die rufartigen Motive, die zuerst unterschwellig im Pedal erklangen und sodann raumgreifend wirkten, kamen dabei markant zur Geltung.

Mit einem „hausgemachten Stück“, dem „Fantango mio“ bedankte sich Guy Bovet für den begeisterten Applaus. Und auch in dieser Eigenkomposition zeigte sich der sympathische Organist von seiner humorvollen und zugleich leidenschaftlichen Seite.