Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 18. Feb 2018 · Musik

Ein geistreicher Abend – kurzweiliges Porträtkonzert von Wolfgang W. Lindner mit hervorragenden Musikerinnen und Musikern an einem außergewöhnlichen Ort

Der Verein „new art music-contrapunkt“ in St. Gallen lud zu einem Porträtkonzert des Vorarlberger Komponisten Wolfgang W. Lindner in den exklusiven Pfaltzkeller. Die gut durchdachte Werkauswahl brachte die spezifischen kompositorischen Ausdrucksgehalte des Komponisten gut zur Geltung. Vor allem die Ensemblewerke „Beziehungsweisen“, das Streichtrio „In the spirit“ sowie „Über dem Wasser die Steine“ boten viel Abwechslung. Wolfgang W. Lindner und die Zuhörenden konnten sich über ausgezeichnete Werkdeutungen freuen, denn alle Musikerinnen und Musiker spielten auf höchstem musikalischen Niveau und engagiert im Sinne des Komponisten.

„Über dem Wasser die Steine“ ist in enger Übereinstimmung mit dem bildenden Künstler Hannes Ludescher anlässlich einer Ausstellung im vorarlberg museum entstanden. Die wellenförmig angelegten Bewegungsmuster spielten Fabian Pablo Müller am Saxophon, Martin Merker am Violoncello und der Perkussionist Stefan Greußing transparent und in einem konzentrierten Duktus. Hervorragend ergänzten die projizierten, langsam kreisenden Steinobjekte den musikalischen Fluss. Überdies kam der Werkdeutung die hervorragende Saalakustik sehr zugute.

In sich stimmig

„In the Spirit“ hat Wolfgang W. Lindner für das „Offenburger Streichtrio“ komponiert. Ausgehend von elf Takten des Schubertfragmentes (D 111a) formten Frank Schilli (Violine), Rolf Schilli (Viola) und Martin Merker (Violoncello) das viersätzig angelegte Werk mit einem schön austarierten Streicherklang. Aus dem original erklingenden Fragment lösten sich charakteristische Motive, ein spezifischer Akkord und rhythmische Floskeln gut nachvollziehbar heraus und verliehen dem Werk eine große innere Stringenz. Daneben zeichnete sich die Melodieführung durch eine mitteilsame Leichtigkeit aus. Tänzerisch breiteten die Musiker den dritten und vierten Satz aus und entfalteten damit einen feinsinnig humorvollen Touch.

Eher unscheinbare Sirenen

Auch drei Solowerke von Wolfgang W. Lindner waren zu hören. Anna Adamik interpretierte das Klavierstück „Annäherungen“. Besonders jene Passagen, in denen sich Klangräume öffneten und darin eingeschriebene Tonkonstellationen in unterschiedlichen Abfolgen und Abständen zueinander erklangen, lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Die beiden Solowerke für Violine und Viola „Das Lied der Sirenen“ und das „Zweite Lied der Sirenen“ formten Frank und Rolf Schilli mit vielfältigen Tongebungen und Spieltechniken. Wolfgang W. Lindner hat in diesen Werken Bezüge zu den Sirenengesängen aus der „Odyssee“ hergestellt, allerdings wirkten die Lieder etwas blass.

Miteinander vielfältig in Beziehung getreten

Das Werk „Beziehungsweisen“ für Saxophon und Klavier illustrierte besonders deutlich den musikalisch-kompositorischen Zugang von Wolfgang W. Lindern. Zahlreiche seiner Werke kreisen um Beziehungsgeflechte, Dialoge und unterschiedliche emotionale Bilder sowie den Kommunikationsfluss. Einerseits kam dies Im Widerstreit des Saxophons mit dem Klavier zum Ausdruck, andererseits in parallel geführten Abschnitten sowie in ruhigeren solistischen Passagen. Fabian Pablo Müller am Saxophon und Olga Salogina am Klavier brachten diese Aussagegehalte gut zur Geltung.

Dass Wolfgang W. Lindner ein Perkussionist und Rhythmiker ist, war im mitreißenden Werk „KeBu“ sofort nachvollziehbar, das Stefan Greußing und Matthias Kessler mitreißend in den Raum stellten.

Die freundschaftliche Verbundenheit des Komponisten mit den Musikerinnen und Musikern unterstrich unter anderem die Darbietung der „Wedding Songs“. Martin Merker und Anna Adamik boten das Werk, das ihnen Wolfgang W. Lindner zu ihrer Hochzeit geschenkt hatte, zugleich lyrisch und humorvoll dar.