Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 01. Mai 2010 · Musik

Ereignisreiche Spurensuche im Rahmen der "Pforte im Frauenmuseum"

"Mozarts Verwandlung" war das Motto des "Pforte"-Kammermusikabends mit dem epos:quartett im Frauenmuseum in Hittisau. In den Mittelpunkt stellten die MusikerInnen das Streichquintett in g-Moll, KV 516, das mit großer poetischer Aussagekraft interpretiert wurde. Das Konzert forderte von den ZuhörerInnen viel Konzentration, wer sich aber darauf einlassen konnte, erlebte intensive und durchdachte Werkdeutungen. Vor allem die Art, in der Mozart vornehmlich seine Themen angelegt hat, wurde in den Werkdeutungen feinsinnig erfahrbar gemacht.

Das Streichquintett in B-Dur, KV 174 komponierte Mozart bereits mit siebzehn Jahren, dennoch spiegelt es seine große Meisterschaft wider. Der Gesamtklang erhielt durch die beiden Violen beinahe eine orchestrale Strahlkraft. Die Werkdeutung dieses Quintetts (Christine Busch und Friedemann Wezel, Violine; Klaus Christa und Madeleine Przybyl, Viola; Brigitte Fatton, Violoncello) sowie auch der anderen Kompositionen, die an diesem Abend zu hören waren, wurde bestimmt durch eine besondere Motiv- und Dialoggestaltung von Christine Busch an der ersten Violine. Sie stellte den Sprachcharakter, aus dem Mozart im Wesentlichen seine Themen generierte, in den Vordergrund, sodass die Musik überaus mitteilsam und beredt wirkte. Für Frage- und Antwortspiele ließen sich die MusikerInnen viel Zeit, Übergänge und beschleunigende Bewegungsmuster wirkten durchwegs plastisch ausgeformt. Die trockene Akustik im Frauenmuseum ermöglichte ein aktives Zuhören, weil die musikalischen Linien bis ins Detail transparent nachvollziehbar waren. Eine variantenreiche Tongebung auch im Piano eröffnete überdies zahlreiche Hörperspektiven.

Ein Panorama der Gefühle

Über Mozarts Streichquintett in g-Moll, KV 516 wurde viel geforscht und geschrieben. Klaus Christa stellte dieses Werk, das in einer sehr schwierigen Lebenssituation des Komponisten entstanden ist, vor allem in Beziehung zur tödlichen Krankheit des Vaters Leopold Mozart. Das Hörerlebnis der nachfolgenden Interpretation wurde geprägt von den durchdacht angelegten chromatischen Linienführungen, die die Musik in vielfältige Farbspektren tauchte. Rastlos wirkte der Eröffnungssatz, die Linien implizierten ein orientierungsloses Suchen, besonders in Erinnerung blieben die mit Nachdruck gespielten Vorhalte in den Motiven. Aufmerksam musizierten die KammermusikerInnen und reagierten flexibel aufeinander. So kamen schöne Steigerungen und dynamische Bogenbildungen zustande, die klar machten, wie weit Mozart seiner Zeit voraus war. Das Adagio im Finalsatz erklang besonders intensiv. Mit einem besonderen Gespür für zeitliche Proportionen spannten die MusikerInnen den Rahmen gerade so weit, dass die Erwartungshaltung auf das "erlösende" Allegro auf das Äußerste gespannt wurde. Eben diese Passage war für mich der Höhepunkt des Abends. Zuversicht strahlte die Gestik des Finalsatzes aus. Zum Abschluss spielte das „epos:quartett“ das Streichquintett, B-Dur, KV 589. Der Duktus wirkte auf mich etwas zu breit angelegt, eine mitunter schlankere Linienführung hätte meinen Vorstellungen zum Werk mehr entsprochen. Allerdings kamen auch in dieser Interpretation die Vorzüge der QuartettmusikerInnen zur Geltung. So wurde der musikalische Fluss aus den Themenführungen heraus entwickelt und in einer gut ausgeformten Dramaturgie dargestellt.