Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 07. Mai 2010 · Musik

Anregung durch den klingenden Namen BACH - Bruno Oberhammer interpretierte Werke von Andergassen, Sonderegger und Schumann

Im Rahmen des 22. Internationalen Bodenseefestivals 2010 stellte Bruno Oberhammer eine Hommage à Bach zusammen. An der Orgel am Landeskonservatorium in Feldkirch interpretierte er Werke von Günther Andergassen, Helmut Sonderegger und Robert Schumann. Sehr unterschiedlich waren ihre kompositorischen Zugänge zum berühmten BACH-Motiv. Befremden löste der geringe Publikumszuspruch aus. Nur wenige StudentInnen des Landeskonservatoriums interessierten sich für die Werke und Interpretationen des ehemaligen Direktors Andergassen sowie des Dozenten Helmut Sonderegger und des Professors Bruno Oberhammer.

Günther Andergassen leitete in den Jahren 1990-1995 das Vorarlberger Landeskonservatorium. Als Komponist ist der gebürtige Südtiroler im Land wenig präsent. Deshalb weckte die „Fantasie über BACH“, das op. 35 von Andergassen, Interesse. Er benutzte in seinem Werk das B-A-C-H-Motiv als Viertongruppe, die er in engen Linienführungen einesteils als Tonaggregate, andernteils als girlandenartige, fast ornamentale Linie mit suchendem Charakter durch die Tonlagen führte. Perspektivenwechsel schuf Bruno Oberhammer mit einer farbenreichen Registrierung. Auf diese Weise wurden die gegensätzlichen Gesten der etwas langatmigen Orgelfantasie zueinander in Beziehung gestellt.

Fuge als höchste Kunst

Im Mittelpunkt stand Robert Schumanns Opus 60, die „Sechs Fugen über den Namen BACH“, in denen er seinem großen kompositorischen Vorbild huldigte. Intensiv im Klangfluss, mit räumlich anregend gestalteten Lautstärkeverhältnissen und Beschleunigungen stellte Oberhammer das reizvolle Orgelwerk Schumanns in den Raum. Klammern zwischen den Ecksätzen wurden markant gesetzt und mit einer prägnanten Themenführung unterstrichen. So entwickelte sich ein dicht verwobenes, romantisches Klanggebilde, das Schumanns Meisterschaft auch im Hinblick auf die kontrapunktische Form eindringlich darstellte.

Stringenter innerer Plan

Helmut Sonderegger setzte sich mit dem B-A-C-H-Motiv auf eine stringente Art auseinander, indem er Analogien zwischen dem Alphabet und den Tonhöhen herstellte und daraus auch rhythmisches Material herauskristallisierte. Das Werk entfaltete in der Interpretation von Bruno Oberhammer eine klangfarbenreiche Stimmung, die den immanenten strengen Aufbau vergessen machte. Schwebend sphärische Flächen wurden im ersten Satz wirkungsvoll auseinander gesprengt, horizontale Linien und darüber gelegte Akkordschichtungen dienten als Bezugspunkte für die harmonische Entwicklung. Während im zweiten Satz mit einem eher schweren Wechseltonmotiv gespielt wurde, entwickelte der nachfolgende Teil ein kristallines Klanggebilde mit lang ausgedehnten Floskeln. Teilweise wurden schwingende Tonsäulen in der Kapelle des Landeskonservatoriums hörbar. An die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit brachte der Finalsatz die Orgel, in dem große Gesten und Klangballungen wirkungsvoll in den Raum gestellt wurden.