Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 07. Mai 2010 · CD-Tipp

Johnny Cash: American VI – Ain’t No Grave

Die ab 1994 von Rick Rubin mit Johnny Cash produzierten „American Recordings“ verhalfen dem Altstar zu einer unglaublichen Renaissance. Die Nummern V und VI dieser Reihe sowie die 5-CD-Box „Unearthed“ erschienen posthum.

Die zehn Songs auf „Ain’t No Grave“ hat Cash zwischen dem Tod seiner geliebten June im Mai und seinem eigenen im September 2003 aufgenommen. Seine Stimme ist schon sehr gezeichnet, wacklig und brüchig, die Songs handeln alle von Abschied, Tod und erhoffter Erlösung. Cash gelingt das Paradox, diesen altbekannten Songs neues Leben einzuhauchen – etwa Sheryl Crows „Redemption Day“, Kris Kristoffersons „For The Good Times“ oder Tom Paxtons „Can’t Help But Wonder Where I’m Bound“. Sogar das fürchterlich verkommerzialisierte hawaiianische Abschiedslied „Aloha Oe“ gewinnt in seiner Interpretation nochmals seinen ursprünglich unverdorbenen Charakter zurück. Denn hier singt ein vom Tod Gezeichneter am Ende einer langen Karriere, einer, der nichts mehr zu verlieren und wohl auch nichts mehr zu gewinnen hat. Hier geht es nicht um die Regeln der Marktwirtschaft, sondern um Wahrhaftigkeit. Das ist es, was dieses Album unvergleichlich macht. Und es ist ein schönes Album, kein trauriges, denn es macht klar, dass auch im Abschied noch Kraft liegen kann.

(American Recording/Vertrieb: Universal)