Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Thorsten Bayer · 18. Okt 2013 · Musik

Elektronischer Indiepop, der nach Herbst klingt – Francis International Airport am Spielboden

Das neue, dritte Album der Band heißt „Cache“ – und schon der Titel lässt erahnen, in welche Richtung sich die fünf Wiener musikalisch entwickelt haben. Statt satten Gitarrenriffs dominieren nun Synthesizer. Ihre Rechner scheinen bei der Produktion des neuen Albums tatsächlich eine Menge Arbeitsspeicher (Cache) benötigt zu haben. Einige starke, intensive Songs sind dabei entstanden. Live legen sie es an diesem Abend leider wenig darauf an, ihr Publikum mitzureißen. Zu kühl spielen sie ihre Setlist runter. Deutlich mehr Enthusiasmus und Kontaktfreude zeigt die Vorband Farewell Dear Ghost.

Hinter Farewell Dear Ghost steht der 24-jährige Steirer Philipp Szalay, der in den vergangenen Jahren schon mit einigen Größen der Branche auf Tour war, beispielsweise mit Helgi Jonsson, Scott Matthew, Ezra Furman & The Harpoons und Teenage Fanclub. Am Spielboden bietet er vom ersten Takt an große Gefühle, hymnische und sehr tanzbare Songs. Mit diesem Stil erinnert er mit seinen Bandkollegen ein bisschen an The Killers – glücklicherweise ohne die Großmäuligkeit des Sängers Brandon Flowers. Im Gegenteil: Szalay kommt sympathisch rüber und beim Dornbirner Publikum sehr gut an. Den 15. November, den Veröffentlichungstermin seines Debütalbums „We colour the night“, werden sich einige Zuhörer notiert haben.

Düster und metallisch


Als Francis International Airport loslegen, wird schnell klar: Da stehen zwar noch fünf Musiker mit Gitarre, Bass und Schlagzeug auf der Bühne. Die Songs werden aber von anderen Instrumenten getragen: Die Synthesizer haben die Führung übernommen und erzeugen einen düsteren, metallischen Klang – passend zur Stoßrichtung ihres neuen Werks. „Wir wollten ein zeitgemäßes Album schaffen. Und wegen der derzeitigen Gesellschaftslage erschien uns dafür ein unterkühlter, monochromer und industrieller Sound sehr passend“, sagte Sänger und Gitarrist Markus Zahradnicek in einem Kurier-Interview. Ziemlich unvermittelt stimmen sie bereits nach einer Viertelstunde ihren aktuellen Hit „The right ones“ an, den sie rockiger als aus dem Radio gewohnt spielen. Die Tanzfläche füllt sich daraufhin schnell. „The right ones“ ist der Auftakt zu einer etwas rotzigeren Phase, die dem Konzert guttut.

Ohne Brüche, ohne Hänger


Markus Zahradnicek zieht die Aufmerksamkeit auf sich, sein Bruder David am Bass bleibt wie auch Keyboarder Georg Tran und Manuel Riegler (Schlagzeug) im Hintergrund. Nur Christian Hölzel spielt sich mit seinem Einsätzen an Gitarre, Keyboard und ganz am Ende an einer Trommel etwas in den Vordergrund. Man merkt der Band, die 2004 gegründet wurde, die zahlreichen Auftritte seit dem zweiten Album „In the woods“ (2010) an. Da gibt es keine Brüche, keine Hänger in ihrer Show – leider aber auch keinen Dialog mit dem Publikum. Aber vielleicht hat diese Haltung Methode, jedenfalls passt sie gut zu der herbstlichen Kühle, die ihre neuen Songs atmen.

Von „weitblickenden Ingenieuren des Pop“, die „mit Kalkül und Strebsamkeit eindringliche, überlebensgroße Songs erschaffen“, ist im Pressetext der Band die Rede. Hm. Am Spielboden jedenfalls springt der Funke nur zeitweise über. Das liegt sicher auch daran, dass Francis International Airport mit den neuen Songs nicht gerade eingängiger geworden ist, was die Zugänglichkeit live erschwert. Und schließlich verweist „Cache“ bzw. „caché“ auch auf das Versteckte, Heimliche und Mysteriöse – möglicherweise soll auch rund um dieses Album ein gewisses Maß an Distanz gewahrt bleiben.