Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 19. Mär 2011 · Musik

Elegante Noblesse und gefühlsbetonte Ausbrüche – Das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ und Alfredo Bernardini hinterließen mit dem ersten Abokonzert einen nachhaltigen Eindruck

Unter dem Motto „Die vereinigten Geschmäcker“ widmete sich das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ unter der Leitung des Oboisten Alfredo Bernardini einem großen Kapitel der Musikgeschichte. Mit einem ausgesuchten Programm erlebte das begeisterte Publikum in der Kulturbühne AmBach die musikalischen Unterschiede zwischen dem eleganten französischen und dem gefühlsbetonten italienischen Kompositionsstil um 1800. Die OrchestermusikerInnen sind inzwischen eine zusammengeschweißte Gruppe, die mit einem gemeinsamen musikalischen Atem musiziert.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die engagierten MusikerInnen des „Concerto Stella Matutina“ mit dem aus Italien stammenden Oboisten Alfredo Bernardini erfolgreich zusammen gearbeitet. Um aus seinem enormen musikalischen, musikgeschichtlichen und aufführungspraktischen Fundus weiter schöpfen zu können, wurde nun wieder ein gemeinsames Orchesterkonzert erarbeitet. Auf dem Programm standen Werke der deutschen und österreichischen Komponisten Johann Caspar Ferdinand Fischer, Georg Friedrich Händel, Johann Joseph Fux, Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.

Mit Charme musiziert

Vor allem das Eröffnungswerk des deutschen Komponisten Johann Caspar Ferdinand Fischer spiegelte den Glanz höfischer Musik im französischen Stil wider. Die punktierten Rhythmen der festlichen Ouvertüre wirkten lebendig gestaltet. Besondere Glanzpunkte setzte das Wechselspiel zwischen den Streichern sowie der Trompeten und Oboen. Fein ziselierte Linien in einer ausgewogenen Klanggebung bestimmten weite Passagen der abwechslungsreichen Suite aus dem „Journal du Printemps".
Auch die "Serenada à 8" von Johann Joseph Fux illustrierte die höfische Festlichkeit mit dem Einsatz der Trompeten. Die kraftvollen Tuttipassagen in der Gique sowie die feinsinnig reflektierende Musik im Menuet, in dem das Cembalo mit Oboe und Fagott in Dialog trat, bewirkten eine besondere Farbigkeit.

Licht und Schatten

Georg Friedrich Händels "Concerto Grosso HWV 324 op. 6", Nr. 6 stand in einem ganz anderen Licht. Affektgeladen wurde der Stille und den abrupten Stimmungswechseln Raum gegeben. Solistische Violinpassagen, geradlinig geführte Tonlinien im Wechsel mit chromatischen Motiven ergaben unterschiedliche emotionale Felder. Neben innig musizierten Abschnitten erregten vor allem die raumgreifenden Gesten im Schlusssatz die Aufmerksamkeit.

Vom Klang der Oboe beseelt

Als Solist stand Alfredo Bernardini mit Bachs "Concerto BWV 1055" für Oboe d’amore solo, Streicher und Basso Continuo im Mittelpunkt. Virtuos und mit bewundernswerter Leichtigkeit gestaltete er die gespaltenen Melodielinien im Eröffnungssatz. Der melancholische Grundcharakter kam im Larghetto besonders zum Ausdruck, weil die harmonischen Färbungen sowie die nach unten geführten Leittöne plastisch ausgeformt erklangen. In diesem Satz kam überdies das Innenleben des in sich abgerundeten Instrumentalklanges schön zur Geltung.
Zum Abschluss erklang Telemanns Ouvertüre aus der "Tafelmusik II. Teil". In diese
r Werkdeutung zeigte sich in erster Linie die Spielfreude und die Gestaltungskraft des Barockorchesters.