Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 22. Dez 2013 · Musik

Eine schöne vorweihnachtliche Bescherung – ein ausdrucksstarkes und vielseitiges Weihnachtskonzert am Landeskonservatorium

Beim traditionellen Weihnachtskonzert des Sinfonieorchesters des Landeskonservatoriums standen diesmal zwei Lehrende des Hauses im Mittelpunkt. Tomasz Zawierucha und Augustin Wiedemann interpretierten Gitarrenkonzerte von Leo Brouwer und Roland Dyens und stellten damit ihre Meisterschaft auf individuelle Art und Weise unter Beweis. In Hochform präsentierten die OrchestermusikerInnen „The Young Person’s Guide to the Orchestra“, op. 34 von Benjamin Britten. Abgerundet wurde das vielseitige Konzert mit Haydns Sinfonie „mit dem Paukenwirbel“. Benjamin Lack belebte die Matinee mit bewundernswerter Gestaltungskraft vom Dirigentenpult aus.

Es ist immer etwas Besonderes, wenn Dozenten des Hauses mit StudentInnen gemeinsam auf der Bühne musizieren. Und diese Spannung lag auch in der Luft als Tomasz Zawierucha auf die Bühne trat. Mit seinen schlaksigen Bewegungen wirkte der seit zwei Jahren am Landeskonservatorium tätige Gitarrist selbst wie ein Student.

Spontan und aussagekräftig


Doch mit dem Beginn seines Spieles zeigte er seine bewundernswerte Ausdruckskunst und zog die Zuhörenden unmittelbar in seinen Bann. Aus Leo Brouwers viertem Gitarrenkonzert, dem „Concerto de Toronto“, interpretierte Tomasz Zawierucha den ersten Satz. Er modellierte die plastische Musik und faszinierte vor allem in der Solokadenz mit seinen fein nuancierten und rhetorischen Spielarten.

Das Orchester bereitete in einer langen Einleitung mit  griffigen melodischen und rhythmischen Themen eine dramatische Atmosphäre vor. Eine große Herausforderung stellte die Orchestrierung des Gitarrenkonzertes mit Streichern und Bläsern dar, weil die Stimmbalance in vielen Schattierungen an den zarten Klang angepasst werden musste. Dies gelang hervorragend, denn die MusikerInnen stellten sich ganz in den Dienst des Solisten und agierten sehr bedachtsam.

Poesievoll und mitteilsam


Augustin Wiedemann unterrichtet ebenfalls seit zwei Jahren am Landeskonservatorium. Er interpretierte das Andante aus dem ersten Gitarrenkonzert des französischen Komponisten Roland Dyens. Den lyrischen Satz leiteten die OrchestermusikerInnen schön ein, und der Solist zelebrierte die ineinander verwobenen melodischen Linien und formte vor allem die Spannungsverhältnisse der Töne zueinander ausdrucksstark aus. So entwickelte sich ein anregender Spannungsbogen mit einem ausgewogenen Spiel des Streichorchesters und des Gitarristen. Den Teamgeist beschworen Tomasz Zawierucha  und Augustin Wiedemann mit Dyens wirkungsvollem Werk „Tango en skaï“.

Alle ins rechte Licht gerückt


Benjamin Brittens Orchesterwerk „The Young Person’s Guide to the Orchestra“, op. 34 war wie geschaffen für das Sinfonieorchester des Landeskonservatoriums. Zuerst ließ der kräftige Gesamtklang des Orchesters aufhorchen, das mit einer ausgewogenen Klangbalance aller Stimmen den Raum füllte. Von da an hatten alle Instrumentengruppen und auch zahlreiche SolistInnen Gelegenheit, sich zu präsentieren. Scharfsinnige Artikulationsmuster einzelner Themen, tänzerische Szenen und spannende Wechselspiele zwischen den Schlagwerkern und den Streichern belebten das Werk. In der abschließenden Fuge wurde das gleichberechtigte Miteinander aller MusikerInnen eindrucksvoll dargestellt.

Ein Glück


Mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103, in Es Dur rundete das Sinfonieorchester des Landeskonservatoriums das Konzert ab. Am Beginn der Werkdeutung schienen die Konzentration und die Kondition der OrchestermusikerInnen etwas erschöpft. Doch in jedem Satz fanden sich gestalterische „Highlights“, und im Finale bündelten die MusikerInnen die Energien noch einmal und setzten einen imponierenden Schlusspunkt.

Benjamin Lack als Leiter des Sinfonieorchesters des Landeskonservatoriums faszinierte mit seiner inspirierenden Art wieder einmal aufs Neue. Die Art, wie er den StudentInnen die Musik mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik sowie Körpersprache und klarer Diktion vermittelte und sie leitete, faszinierte und verdient höchste Bewunderung. Welch ein Glück, diesen Musiker und Pädagogen in Vorarlberg zu wissen.