Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 03. Apr 2018 · Musik

Eine nette Unterhaltung – das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Domingo Hindoyan setzten auf die solide Klassik

Beim traditionellen Osterkonzert des Symphonieorchesters Vorarlberg standen Werke der drei großen Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven auf dem Programm. Am Pult stand der aus Venezuela stammende Dirigent Domingo Hindoyan, den die Musikerinnen und Musiker seit der gemeinsamen Opernproduktion der „Liebestrank“ in guter Erinnerung haben. Der Pianist Ingolf Wunder stand mit der Darbietung von Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 und herausragenden eigenen Kadenzen im Mittelpunkt des Abends. Alle Werkdeutungen im Bregenzer Festspielhaus erklangen durchdacht musiziert. Insgesamt hinterließ aber das allzu „ebenmäßig“ konzipierte Konzertprogramm eher wenig Nachhall.

Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven waren auch wahre Meister des musikalischen Humors. Genau diese Eigenschaft vereinten alle drei an diesem Abend dargebotenen Werke, insbesondere Haydns Sinfonie Nr. 85, „La Reine“ und Beethovens achte Sinfonie. Doch bereits während der Darbietungen stellte sich die Frage, ob das Publikum unserer Zeit das musikalische Vokabular und den kompositionstechnisch spitzfindigen Humor eines Joseph Haydn oder Beethovens Anspielungen noch so erleben und nachvollziehen können wie sie den Zeitgenossen der Wiener Klassik selbstverständlich geläufig waren.

Doch wie dem auch sei: Das Symphonieorchester Vorarlberg und Domingo Hindoyan bemühten sich in der Haydn-Sinfonie um eine schwungvolle Spielart, die die thematischen Gegensätze zwischen den selbstbewusst wirkenden thematischen Auftritten und elegischen Passagen gut ausloteten. Luftig artikulierte das Orchester das Allegretto und betonte sodann im Menuetto die humorvoll gesetzten Vorschlagsmelodien.

Ludwig van Beethoven nahm in seiner Sinfonie Nr. 8, op. 93 Anleihen an Joseph Haydn und spielte mit klassischen Idiomen wie beispielsweise überzeichneten rhythmischen Gewichtungen im Eröffnungssatz. Die Tonrepetitionen im Allegretto scherzando gerieten den Holzbläsern nach meinem Dafürhalten etwas zu dominant, ebenso wurde das Menuetto zu Beginn etwas diffus entfaltet. Dem Finalsatz verlieh die geistreiche Instrumentierung, die die Musikerinnen und Musiker besonders hervorhoben, eine besondere Note.

Domingo Hindoyan leitete das Orchester mit Weitblick und klaren Einsätzen für alle Stimmgruppen.

Individuelle Aussagekraft

Ingolf Wunder ist ein Pianist, der die Musik nicht nur von der pianistischen Warte aus betrachtet, sondern viel Bedacht auf die melodische Linie und den Gesamtzusammenhang legt. Dieses Augenmerk wurde in seiner Deutung des Klavierkonzertes KV 467 von W.A. Mozart rasch offensichtlich. In einem guten Kontakt zwischen den Orchestermusikern und dem Dirigenten spielte er die thematischen Linien des berühmten Werkes und konzentrierte sich auch auf die Rhetorik der Mozart’schen Musik. Allerdings setzte ihm der Bösendorfer im Bregenzer Festspielhaus enge Grenzen, besonders krass wirkte sich die Unzulänglichkeit des Instruments im Andante aus.

Höhepunkte bildeten die Kadenzen, die von Ingolf Wunder selbst stammten, denn hier kamen die Persönlichkeit des Pianisten und sein Sinn für die Klanglichkeit der Musik von Mozart besonders zum Ausdruck. Er schuf eine Atmosphäre für Resonanzräume und transformierte den Bewegungsfluss spannend genau dort hinein.

Mit Werken von Liszt und Chopin dankte Ingolf Wunder dem begeistert applaudierenden Publikum. Die Art wie er die Klangmassen modulierte sowie die Haupt- und Nebenlinien formte, verwies darauf, dass wohl in der romantischen Klaviermusik die eigentliche Spezialität des Pianisten liegt.