Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Thorsten Bayer · 07. Jul 2015 · Musik

Eine musikalische Poetin mit Charisma – Suzanne Vega im Conrad Sohm

Es ist ein sicheres Zeichen für einen gelungenen Auftritt, wenn die größten Hits gar nicht vermisst werden. Natürlich gehören die letzten beiden Songs des regulären Sets, „Luka“ und „Tom's Diner“, zu den Höhepunkten des Abends. Aber schon lange vor diesen beiden Stücken steht das Urteil über diesen Abend im Prachtclub fest: eine unprätentiöse, eindringliche Show einer souveränen Liedermacherin.

Dreißig Jahre ist Suzanne Vega, die im kalifornischen Santa Monica zur Welt kam und ein Jahr nach ihrer Geburt nach New York City zog, bereits im Popbusiness. 1985 erschien ihr Debütalbum „Suzanne Vega“, 1987 „Solitude Standing“, ihr bislang größter kommerzieller Erfolg. In Österreich kletterte es bis auf Platz drei der Albumcharts, in Großbritannien sogar noch einen Platz höher. Am Samstag feiert Suzanne Vega ihren 56. Geburtstag und genießt es, diesen Tag auf Tour zu erleben. Noch immer ist sie eine mädchenhafte Erscheinung. Ganz in Schwarz, mit knallrot geschminkten Lippen und ihrer charakteristischen roten Mähne, die sie heute Abend hochgesteckt trägt, erinnert sie im halbbestuhlten Conrad Sohm an eine klassische, strenge Ballettlehrerin.

Aus einem Guss

Auf ihrer Tournee begleitet sie der sehr spielfreudige irische Gitarrist Gerry Leonard, der lange Zeit David Bowies Musical Director war. Mit ihm hat sie auch im Vorjahr ihr achtes Studioalbum „Tales From The Realm Of The Queen Of Pentacles“ erarbeitet. Live-Konzerte nach der Studiophase dienten dabei der Feinabstimmung: „Nach jeder Show haben Gerry und ich Textpassagen, die Melodien, Arrangements oder das Tempo angepasst. I Never Wear White zum Beispiel hat sich als absoluter Publikums-Favorit herausgestellt, egal ob wir in Arkansas oder Tokio gespielt haben.“

Dieser Trend setzt sich auch in Dornbirn fort. Dabei gelingt den beiden Musikern der Wechsel von alten zu neuen Songs ohne spürbaren Bruch – auch im Hinblick auf den Zuspruch des Publikums. Neueres Material, das teilweise etwas experimenteller daherkommt, verliert dadurch nicht seine Eingängigkeit. Einem rockigen Auftakt folgen mit „Marlene On The Wall“ und „Caramel“ gleich zwei Hits aus den 1980er-Jahren. Diese Stimme, zugleich brüchig und kräftig, fasziniert immer noch, wirkt immer noch unverbraucht. Besonders sympathisch macht sie ihre natürliche, lässige Art auf der Bühne – wenn sie beispielsweise beiläufig zu ihrer Garderobe bemerkt, dass sie bei dieser Hitze Badesachen als Unterwäsche trägt.

Ausbalanciert

Vielleicht ist es ihre Vielseitigkeit, die Suzanne Vega diese Abgeklärtheit gibt, dieses Gefühl, mit sich im Reinen zu sein und niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Parallel zu ihrer musikalischen Karriere veröffentlichte sie bereits ein Buch („The Passionate Eye: The Collected Writing of Suzanne Vega“, 1999) und widmete sich vor vier Jahren ihrem Theaterstück „Carson McCullers talks about love“, einer fiktiven Autobiographie der US-amerikanischen Schriftstellerin (1917-1967, „The Heart is a Lonely Hunter“). Das Publikum im Conrad Sohm hängt jedenfalls an Suzanne Vegas Lippen, ob sie nun auf berührende Weise über ihre erste Liebe als 18-Jährige oder von Figuren wie David und Goliath singt. Melancholische Stücke auf der einen, vorwärtstreibende auf der anderen Seite: Die Balance stimmt und sorgt für ein begeistertes Publikum.

 

Das 4. Conrad Sohm Kultursommer Festival geht weiter, bereits am heutigen Dienstag mit dem Konzert der Eagles Of Death Metal. Weitere Termine in dieser Woche: Two Gallants (Do, 09. Juli), Oliver Koletzki (Fr, 10. Juli), Die Sterne (Sa, 11. Juli) und Agnostic Front am Sonntag, 12. Juli. 
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