Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 03. Jun 2013 · Musik

Eine Matinee mit angenehmen Gefühlen und Tiefgang – der Orchesterverein Götzis hinterließ einen starken Eindruck

Der Orchesterverein Götzis unter der Leitung von Benjamin Lack setzte in seiner diesjährigen Matinee einen Markstein. Geboten wurde ein kluges Konzertprogramm mit Werken der englischen Komponisten Edward Elgar, Benjamin Britten und Gustav Holst. Als Solisten waren der feinsinnig agierende Tenor Johannes Kaleschke und der herausragende Hornist Andreas Schuchter zu hören. Er spielte den Solopart in Brittens Serenade mit einer bewundernswerten Ausdruckskraft.

Im dichten Konzertkalender Vorarlbergs stehen sogenannte „Laien-“ oder „Liebhaberorchester“ oft im Schatten der professionellen Ensembles. Doch der Orchesterverein Götzis hat einen bemerkenswerten und musikalisch niveauvollen Weg eingeschlagen. Mit einer hervorragenden Werkauswahl, der Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Benjamin Lack sowie ausgesuchten Solisten ist in der Kulturbühne "AmBach" ein besonderer Coup gelungen. Im Mittelpunkt des ansprechenden Konzertes stand die Serenade für Tenor, Horn und Streichorchester, op. 31 von Benjamin Britten. In diesem Werk beschäftigte sich der Komponist mit altenglischen Mythen und vertonte Stimmungen der Nacht auf seine individuelle Art. In acht Abschnitten gab er den unterschiedlichen Gefühlen breiten Raum, zuerst in einer idyllischen Pastorale und sehnsuchtsvollen Nachtstimmung. Doch die Nacht hatte auch ihre dunkle Seite mit Albträumen, Ängsten, Unheimlichem, Besinnung und Gebet, die vom Kammerorchester vielgestaltig ausgedeutet wurde.

Ein eindringliches imaginiertes Theater


Das Orchester und Benjamin Lack loteten die Musik durchdacht aus und boten eine passende Kulisse für die einzelnen Bilder des imaginierten musikalischen Theaters. Im Mittelpunkt standen die beiden Solisten Johannes Kaleschke und Andreas Schuchter. Der Tenor formte den Gesangspart mit einem feinen Timbre und entfaltete vor allem die Naturstimmungen und die Koloraturen ausdrucksstark aus. Lediglich in eher dramatischen Passagen konnte er sich abschnittweise zu wenig über den Orchesterklang erheben.

Bewundernswerte Ausdruckskraft


Aufsehen erregte die Interpretationskraft des Hornisten Andreas Schuchter. So vieldeutig und authentisch in der musikalischen Aussage habe ich lange keinen Solisten mehr erlebt. Mit der größten Selbstverständlichkeit spielte er Naturtonreihen, führte die Solostimme durch chromatische Windungen und deutete mit ausgeklügelten Spieltechniken die zugrundeliegenden Intentionen aus. Wohl vielen trieb Andreas Schuchter damit eine Gänsehaut über den Rücken. Besonders in Erinnerung blieb die spannend dargebotene Elegy, wo eine unheimliche Weite heraufbeschworen wurde, die in gleißenden Klängen und Glissandi abebbte.

Wirkungsvolle Tanzsätze


Den Rahmen für Benjamin Brittens Opus 31 bildeten die Serenade op. 20 von Edward Elgar und Gustav Holsts „St. Paul’s Suite op. 29“. Mit diesen Stücken konnte der Orchesterverein seine schöne Klangkultur unter Beweis stellen. Konzentriert und in den einzelnen Registern gut aufeinander abgestimmt wurde die Musik dynamisch kontrastreich modelliert. Schön gespannte melodische Bögen im Larghetto und Dialoge zwischen den tiefen und hohen Registern und ein tänzerischer Duktus zeichneten das abschließende Allegretto aus.

Schottische und irische Tänze verfehlen ihre Wirkung nie, so auch nicht Holsts „St. Pauls’s Suite, op. 29“. Vor allem der dritte Teil mit der orientalisch-jüdischen Melodie wirkte noch länger nach.

Eine gesuchte Künstlerpersönlichkeit


Benjamin Lack ist ein in Vorarlberg hoch geschätzter Orchesterleiter und Musiker. Es zeichnet ihn besonders aus, dass er mit Profis, LiebhaberInnen und StudentInnen gleichermaßen professionell und freundschaftlich zusammenarbeitet. Sowohl aktiv musizierende als auch zuhörende Menschen profitieren davon.