L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Peter Bader · 16. Okt 2011 · Musik

Ein Künstler von Format

Am Samstag präsentierte George Nussbaumer im ausverkauften kleinen Saal des Dornbirner Kulturhauses seine aktuelle CD „Off-Roader“

Die Bühne: dekoriert als Wohnzimmer. Stehlampen und ein Teppich. Ein schwarzer aufgeklappter Digital-Flügel. Ein Drumset. E-Gitarren. Ein E-Bass und ein Kontrabass. George Nussbaumer lud mit seiner Band zum Konzert, und viele seiner Fans kamen. Auch das Fernsehen und das Radio gaben sich ein Stelldichein. Radio Vorarlberg übertrug den Abend sogar live.

Der 48-jährige Allrounder George Nussbaumer ist ein Routinier mit 30-jähriger Bühnenerfahrung. In seiner aktuellen Band versammelt er ebenso erfahrene Musiker. Mit Lukas Bildstein an den Drums hat er einen zwar vergleichsweise jungen Schlagzeuger engagiert, Bildstein stand aber schon als Kind auf der Bühne. Der Bassist Markus Kreil und der E-Gitarrist Walter Schuler sind vielen nicht zuletzt aus ihrer Zeit mit Twist of Fate bekannt. Die junge Violinistin Christina Oberhuber kommt zwar aus dem klassischen Fach, fühlt sich aber ganz offensichtlich auch in der Popular-Musik recht wohl. Sie war der Special Guest des Abends und bereicherte einige Nummern durch ihr gefühlvolles Spiel. In Schwarz gekleidet fügten sich die Musiker und die Musikerin auch optisch geschmackvoll in das Ambiente ein. Für den makellosen Sound sorgte einmal mehr Andi Fitz am Mischpult. Namen also, die für Qualität bürgen. So verwundert es nicht, dass die zwei Sets zum Erfolg gerieten und die Darbietungen mit tosendem Applaus bedacht wurden. Schon mit dem Opener „Viel zu schön“ wurde die neue Linie Nussbaumers definiert. Das heißt, die sprachlich neue Linie, das neue Konzept, Songs mit anspruchsvollen deutschsprachigen Texten zu performen. Texte, die im Original zum Großteil aus der Feder Manfred Maurenbrechers stammen. Mit „Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko wurde sogar ein derzeitiger Chart-Hit gegeben.

Wurzeln im Blues

Wurde an diesem Abend auch keine einzige englischsprachige Nummer gespielt, so konnte George doch nicht verleugnen, wo seine Wurzeln liegen: im Blues. Und so hörte man an diesem Abend viele bluesig angehauchte Songs. Bluesig nicht nur durch Nussbaumers typisches Klavierspiel und souligen Gesang, sondern auch durch Schulers Spiel, bei dem er öfters eine astreine Slide-Gitarre hören ließ. Bluesig durch den Shuffle-Rhythmus. Bluesig letztlich durch die Arrangements. Beispiele hierfür wären der Titeltrack des Albums - „Off-Roader“ (in Vorarlberger Dialekt) - oder die Nummern „Brennende Boote“ (Berndeutsch), „Cityboy“ (Hochdeutsch) und „Seemanns Schwermut“ (Berndeutsch). Natürlich wurden aber auch andere Stile bedient: „Der Bote“  etwa kam als Reggae daher, der Titel „Uraltes zerrissenes Hemd“ gemahnte an den rockigen „Bo Diddley-Rhythmus“, das Piano in „Dein Moment“ war beschwingt-gospelig, und das besinnliche Lied „Meisterbrief“ durfte wohl als Überschreibung des Procol Harum-Welterfolgs „A whiter shade of pale“ verstanden werden. Die Folie war jedenfalls offensichtlich.

Mit dem Titel „Kurhotel“ in Wiener Färbung gab Nussbaumer eine weitere Kostprobe seines Talents im Imitieren von Diktionen ab.

Begabter Entertainer

Zu den Vorzügen George Nussbaumers gehört, neben seinen künstlerischen Qualitäten als Bariton und souveräner Pianist, auch seine Begabung als Entertainer. George ist ein sympathischer Zeitgenosse, der es versteht, seine Auftritte humorvoll und warmherzig zu moderieren. Auch diese Fähigkeit trug zum großen Erfolg des Abends bei.

Drei Zugaben. Darunter Nussbaumers Soncontest-Beitrag von 1996 „Weil's dr guat got“.

Übrigens: Georges Bruder, der bekannte Konzert-Promoter Alex Nussbaumer, zeichnete für den reibungslosen Ablauf des Gigs verantwortlich. Als absoluter Profi seines Metiers überließ er nichts dem Zufall und hatte im Anschluss an das Konzert als Geschenk für die Besucher den ersten Teil des Abends als Live-Mitschnitt auf CD parat.