Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 01. Sep 2019 · Musik

Dynamische musikalische Aussagen - Das Sinfonische Blasorchester Vorarlberg unter der Leitung von Thomas Ludescher nahm Kurs auf virtuose Blasmusik

Unter dem Motto „Crossing the winds“ stand das Wochenende in Feldkirch ganz im Zeichen der sinfonischen Blasmusik. Unter der Leitung von Thomas Ludescher präsentierte das Sinfonische Blasorchester Vorarlberg (SBV) im Montforthaus ein klug zusammengestelltes Konzertprogramm. Die Werke, unter anderem von Stephen Melillo, Donald Grantham und Oliver Waespi boten den Musikerinnen und Musikern viel Raum, um ihre Virtuosität auszuspielen. Im Mittelpunkt standen drei Arien aus der Oper „Le Grand Macabre“ von György Ligeti, die von der Sopranistin Maria Erlacher souverän ausgestaltet wurden. Am Ende des inspirierenden Konzerterlebnisses riss es die Zuhörenden von den Sitzen und die Musikerinnen und Musiker konnte sich über standing ovations freuen.

Die drei Arien für Koloratursopran und Kammerorchester aus Ligetis Oper „Le Grand Macabre“ unterstrichen den morbiden Humor und den Charakter des absurden Theaters auf höchst amüsante und geistreiche Art. Die hierzulande bestens bekannte Sopranistin Maria Erlacher verlieh den Arien mit ihren stimmakrobatischen Koloraturen ein faszinierendes gesangliches Profil. Darüber hinaus überzeugten das Orchester und die Solistin durch ihre Aufmerksamkeit füreinander, zahlreiche musikalische Details und die gute Koordination in parallel geführten Passagen.

Wirkungsmächtig

Mit dem Werk „Godspeed!“ von Stephen Melillo führten die Musikerinnen und Musiker das Publikum in die spezifische Klangwelt der sinfonischen Blasmusik ein. Exakt artikuliert und prägnant in den einzelnen Stimmregistern öffnete das Orchester voller Elan und mit transparenter Linienführung musikalische Räume und stellte sich wagemutig den enormen rhythmischen Herausforderungen. Alle dargebotenen Kompositionen boten den Musikerinnen und Musikern aus den eigenen Reihen gute Gelegenheiten, ihre Meisterschaft am Instrument zu präsentieren. Klangsinnlich und virtuos füllten die Spieler ihre Parts aus.

Claus Karitinig moderierte den Abend humorvoll und zeigte interessante Einblicke in die Kompositionen auf.

Sinfonische Blasmusik wirkt oft plastisch im kompositorischen Satz, bietet zahlreiche eruptive Klangflächen, die sich monumental steigern lassen und öffnet lyrische Klangfenster, in denen romantischen Kantilenen entfaltet werden. Am meisten zeigten sich diese Eigenschaften im Werk „Audivi media nocte“ von Oliver Waespi, wirkungsvoll interpretiert mit all seinen Kontrasten und emotionalen Brüchen. Den Bezug zur Renaissancemusik von Thomas Tallis woben die Musikerinnen und Musiker hervorragend in den aufgewühlten Grundduktus der Komposition ein. Darüber hinaus ergaben die solistischen Passagen spannungsgeladene Wechselverhältnisse mit dem Tutti.

Historische Verbindungslinien verfolgte auch das Werk „j.s.dances“ von Donald Grantham. Der Komponist setzte das zweite Menuett und die Gigue in einen abwechslungsreichen Kontext. Ebenmäßig spielte Michael Plangg den Klavierpart.
John Adams (Arr. Lawrence T. Odom) „Short ride in a fast machine“ war ein effektvoll dargestellter Trip, bei dem jedoch die Grenzen der Tempogestaltungen der Bläserinnen und Bläser spürbar waren.

Drive und gute Laune

Den Swing in der Musik zelebrierte das SBV in den drei Tänzen aus der Oper „On the town“ von Leonard Bernstein (Arr. Marice Stith). Besonders „Time Square“ (1944) mit den sprechenden Dialogen und den aufreizenden Soli sorgte für Begeisterung. „Riverdance“ von Bill Whelan (Arr. Carl Strommen) verfehlte mit dem poesievollen Solo des Sopransaxophons und dem Drum-Quartett auch beim Konzert des SBV seine unmittelbare Wirkung nicht. Zwar kam der volle Orchesterklang in den langsamen Passagen nicht ganz frei herüber, doch im Finale setzte sich der Groove schließlich durch.

Kein Halten gab es im gut gefüllten Saal des Montforthauses nach der Zugabe mit Klezmermusik von Giora Feidman und den enthusiastisch in den Raum gesetzten Soli.