Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 28. Nov 2013 · Musik

Die Liebe zum Instrument und zur Musik erlebbar gemacht – Elisso Gogibedaschwili spielte mitreißend und begeisterte

Beim 6. Lustenauer Abonnementkonzert musizierten die Münchner Symphoniker unter der Leitung von Kevin John Edusei im Reichshofsaal. Im Mittelpunkt stand die erst 13-jährige Geigerin Elisso Gogibedaschwili mit Jan Sibelius’ Violinkonzert op. 47. Ihr Auftritt wurde mit Neugier erwartet, denn ihr besonderes Talent und enormes spieltechnisches Niveau haben sich bereits herumgesprochen. Und schon nach der einleitenden Passage war klar, dass Elisso Gogibedaschwili weit mehr zu bieten hat als eine brillante Spieltechnik. Sie musizierte den schwierigen Solopart mit einer innigen Aussagekraft und zog die Zuhörenden unmittelbar in ihren Bann.

Bescheiden betrat Elisso Gogibedaschwili die Bühne, ihre Geige liebevoll vor sich hertragend. Konzentriert, ganz bei sich und mit einer warmen Tongebung leitete sie das berühmte Violinkonzert von Jan Sibelius ein. Aus der Stille heraus „sang“ sie auf ihrem Instrument und modellierte die gut ausgeloteten Phrasierungsbögen, immer Bedacht nehmend auf Melodie tragende Linien und eher begleitende Spielfiguren. Auch den lyrischen zweiten Satz trug sie mit einem natürlichen Charme, ganz ohne aufgesetzte Emotionen und übersteigerte Romantik vor. Spätestens am Ende des zweiten Satzes war klar, dass Elisso Gogibedaschwili ein besonderes Gespür für die innermusikalischen Wirkzusammenhänge hat und diese mit einer unmittelbaren Anteilnahme mit ihrem Instrument umsetzt. Technisch meisterhaft, impulsiv und mit energischen punktierten Rhythmen sowie rasenden Doppelgriffen erklang das abschließenden Allegro. Wollte man etwas zu nörgeln finden an dieser außergewöhnlich dichten Werkdeutung, wären es ein paar wenige Ungereimtheiten im Finalsatz. Diese trübten jedoch die bewundernswert facettenreiche Darbietung nicht.

Eine Entdeckung in Vorarlberg


Derzeit studiert Elisso Gogibedaschwili bei Josef Rissin in Karlsruhe. Auf ihren weiteren Werdegang darf man gespannt sein und sich darüber freuen, dass eine noch so junge und doch schon so reife Musikerpersönlichkeit in Vorarlberg aufwächst.

Etwas verschwommene Landschaftsimpressionen


Umrahmt wurde Sibelius' Violinkonzert von der  Ouvertüre „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dieses Werk leiteten die Münchener Symphoniker und Kevin John Edusei am Dirigentenpult etwas unvermittelt ein. Dementsprechend dauerte es eine ganze Weile, bis die OrchestermusikerInnen einen einheitlichen Duktus fanden und die musikalischen Landschaftsbilder halbwegs prägnant in Form brachten. Aufhorchen ließen vor allem die langsamen Passagen, wo das Orchester schwelgerisch verweilte.

Markanter Schlusspunkt


Beethovens Symphonie Nr. 5 ist ein Prüfstein für jedes Orchester, und weil das Werk bereits ziemlich „abgespielt“ ist, liegt die Messlatte für die InterpretInnen hoch. Insgesamt ist den Münchner Symphonikern die Interpretation gut gelungen und Kevin John Edusei konnte seine Qualitäten als Orchesterleiter nach außen tragen. Die Themen im Eröffnungssatz erklangen markant profiliert und das berühmte Ausgangsmotiv kam sowohl als musikalische Keimzelle als auch als Bindeglied plastisch zur Geltung. Eine besondere Spannung bewirkte im Andante die zeitliche Dimensionierung der Themen. Ganz allmählich steigerte Kevin John Edusei die eruptive Kraft der Musik im Scherzo und führte die MusikerInnen mit einer präzisen Zeichengebung zu einem eindrucksvollen Finale.