Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 04. Jun 2016 · Musik

Die Klangrede Mozarts lebendig werden lassen – Das „Concerto Stella Matutina“ und der Pianist Ferenc Bognar ließen Mozart begeistert hochleben

Im Rahmen des zweiten Abonnementkonzertes des Barockorchesters „Concerto Stella Matutina“ gab es diesmal den runden Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart (*1756) zu feiern. Die Musikerinnen und Musiker taten dies mit einem ausgeklügelten Konzertprogramm, das an historischen Vorbildern der „Akademien“, die Mozart in Wien ausgerichtet hat, Anleihen nahm. Im Mittelpunkt des Konzerts stand der Pianist Ferenc Bognar. Auf einem Hammerklavier spielte er in einem großen Einverständnis mit den Orchestermusikern Mozarts 13. Klavierkonzert (KV 514) mit natürlichem Charme und virtuoser Darstellungskraft. Viel Unterhaltungswert boten überdies die Ouvertüre zur Oper „Lucio Silla“ sowie die berühmte Posthorn-Serenade. Das Orchester spielte, angeleitet von der Konzertmeisterin Sylvia Schweinberger, höchst konzentriert und fand auch ohne Dirigenten einen bemerkenswert ausgeglichenen, gemeinsamen Duktus.

Ferenc Bognar beschäftigt sich seit seiner Pensionierung intensiv mit dem Hammerklavier. Es war ein hervorragender Gedanke der künstlerischen Leiter des „Concerto Stella Matutina“, den allseits geschätzten und beliebten ehemaligen Professor des Landeskonservatoriums zum gemeinsamen Musizieren einzuladen. Großzügig stellte der Pianist Martin Gallez dem Kollegen Ferenc Bognar und dem Orchester sein Hammerklavier zur Verfügung und ermöglichte den außergewöhnlicher Hörgenuss. Sehr eingehend hat sich Ferenc Bognar auf seine Werkdeutung am Hammerklavier vorbereitet. Die Vorzüge, die ihm das nachgebaute, historische Instrument gegenüber einem modernen Flügel bot, brachte er feinsinnig zum Ausdruck. Der Pianist kristallisierte die Themen des Klavierkonzertes mit perlenden Läufen, gut gesetzten harmonischen Pfeilern, unterschiedlichen Farben in den Tonhöhenregistern und die Gewichtsverhältnisse zwischen den hohen und tiefen Lagen sehr schön heraus. Die Töne und Motive verband er exakt ausgewogen und brachte damit den spezifisch obertonreichen und kristallinen Klang des Instrumentes voll zur Geltung.

Freundschaftlich verbunden


Das gute Einverständnis mit den Orchestermusikern, die Ferenc Bognar vom Klaviersessel aus auch dirigierte, war untermittelbar mitzuerleben. Sehr präsent reagierten die Musikerinnen und Musiker, so erklangen die Tuttistellen mit einem gut abgerundeten Orchesterklang. Jeweils mit dem Einsatz des Klavierparts nahmen sich die Musiker zurück. Die Balance wirkte bewundernswert austariert und verlieh dem Klavierkonzert einen luftig leichten Charakter. Der Humor und die sympathische Vitalität von Ferenc Bognar begeisterten das Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Kulturbühne AmBach.

Kontrastreiche Spielarten


Den Rahmen bildeten Mozarts Ouvertüre aus der Oper „Lucio Silla“ (KV 135) und die Serenade D-Dur (KV 320). Beide Werke spielte das „Concerto Stella Matutina“ in einer für das Ensemble ungewöhnlich großen Besetzung mit doppelt besetzten Holzbläsern, Trompeten, Horn und Pauke. Sie verlieh den Werken ein großes Volumen und viele Möglichkeiten der dynamischen Gestaltung. Viele spannende Anreize boten die dynamischen Verhältnisse, die prägnant ausformulierten Crescendi sowie Vorhaltwirkungen. Die Mittelsätze der Posthornserenade verliehen einigen Musikern die Gelegenheit, solistisch in den Vordergrund zu treten. Ihre Meisterschaft stellten dabei die Flötisten Martin Skamletz und Angelika Gallez sowie der Oboist Thomas Meraner unter Beweis. Gewohnt souverän ließ Herbert Walser-Breuß das Posthorn erschallen.

Die relativ große Orchesterbesetzung, geleitet von der Konzertmeisterin Sylvia Schweinberger, stellte enorme Ansprüche an die Eigenverantwortlichkeit jedes einzelnen Orchestermusikers. Unwägbarkeiten in der Koordination oder bei Übergängen groß zu reden, wäre kleinlich, denn insgesamt begeisterte das Orchester durch seinen Mut zur Gestaltung und die authentische Musizierhaltung. Genau das begründete den Reiz des Konzertes, denn der Esprit der Musikerinnen und Musiker war gut nachvollziehbar. Auch die Art der Moderation von Thomas Platzgummer unterstrich den positiven Gesamteindruck und den Unterhaltungswert.