Ethan Coen hat seinen ersten Spielfilm als Soloregisseur gedreht: „Drive-Away Dolls“. (Foto: Focus Features)
Silvia Thurner · 17. Nov 2019 · Musik

Aufsehenerregende Spielart des Klarinettisten Paul Moosbrugger und musikalische Tatkraft der KBSinfonietta

Am Vorarlberger Landeskonservatorium haben die Studierenden die Gelegenheit, unter der Leitung von Benjamin Lack in zwei Orchestern musikalische Erfahrungen zu sammeln. Die Jüngeren, vornehmlich Musikgymnasiastinnen und -gymnasiasten, spielen in der KBSinfonietta. Sie luden mit Werken von Carl Maria von Weber und Schuberts „Unvollendeten“ in den Festsaal des Landeskonservatoriums und viele Fans sowie Interessierte kamen, um die angehenden Musikerinnen und Musiker zu hören. Als Solist stand der Klarinettist Paul Moosbrugger im Mittelpunkt. Mit seinem virtuosen Auftritt und seiner Interpretation des zweiten Klarinettenkonzerts von Carl Maria von Weber zog er das Publikum in seinen Bann.

Der aus Dornbirn stammende, 17-jährige Musikgymnasiast Paul Moosbrugger war Schüler von Martin Schelling und studiert nun bei Francesco Negrini am Vorarlberger Landeskonservatorium. Bereits in den vergangenen Jahren hat er bei zahlreichen Auftritten, vor allem beim Wettbewerb „Prima la musica“, die Zuhörenden und die Juroren begeistert. Auch im österreichischen Vergleich zählt er zu den herausragendsten jungen Musikern.

Musikalisch und wagemutig zugleich

Webers zweites Klarinettenkonzert in Es-Dur, op. 74 bot Paul Moosbrugger eine ideale „Spielwiese“, um sein Naturell und seine musikalischen Qualitäten darzustellen. Sogleich die große Eingangsgeste über eine riesige Tonhöhendistanz hinweg stellte der Solist selbstbewusst und mit sichtlichem Vergnügen in den Raum. Die daran anschließenden virtuosen Themengestalten erklangen detailreich und mit einer bewundernswerten Spieltechnik ausgeformt. Paul Moosbruggers Musizierhaltung hatte jedoch nie den Touch von bloßer Akrobatik, weil er in jeder musikalischen Phrase auch seine Musikalität zur Geltung brachte. Einen besonderen Eindruck machte dabei, dass der Klarinettist auch Risikobereitschaft zeigte und vertrackte Themen mit Humor auskostete.
Die für Webers Musik so bedeutenden dynamischen Kontraste auch innerhalb eines Tones, sowie die klanglichen Varianten zwischen Hell und Dunkel spielte der Klarinettist mit einer variablen, hellen Tongebung aus. Vom Piano aus formte der Solist den lyrischen zweiten Satz, der mit seinem rhetorischen Charakter wie eine kleine Opernszene wirkte.

Blick auf die Gegenwart

Eine maßgebende Qualität zeigen Musiker immer auch dann, wenn sie sich der Musik unserer Zeit zuwenden. Mit dem Solowerk „Clarinettologia“ des italienischen Komponisten Gaspare Tirincanti bedankte sich der sympathische Paul Moosbrugger beim begeisterten Publikum. Die Art wie er die halsbrecherischen melodischen Linien ausformte sowie mit außergewöhnlichen Klangflächen beispielsweise tremolierende Ketten mit ganz eigenen Schattenwirkungen aus einem feinen Pianoklang heraus modellierte, versetzte die Zuhörenden in Staunen. Auf die weitere Entwicklung dieses Musikers dürfen wir uns freuen.

Miteinander Großes gestalten

Die Musikerinnen und Musiker der KBSinfonietta unter der Leitung von Benjamin Lack boten dem Solisten eine gute Basis. Das Bemühen um eine möglichst gute Intonation und ausgeglichene Klangbalance untereinander sowie dem Solisten gegenüber war spürbar und hob die Qualität der Darbietung.
Das gegenseitige Aufeinander-Hören bestimmte auch die Werkdeutung der berühmten Sinfonie Nr. 7, „Die Unvollendete“ von Franz Schubert. Die KBSinfonietta hatte sich mit diesem Werk viel vorgenommen und Vieles gelang hervorragend. Gleich zu Beginn lenkte das Orchester mit einem geheimnisvollen mystischen Klangcharakter die Aufmerksamkeit auf sich, das Hauptthema erklang gut phrasiert und mit dynamisch ausgestalteten musikalischen Bögen loteten die Orchestermusikerinnen und -musiker den musikalischen Vorder- und Hintergrund gut aus. Das gemäßigte Tempo gab den Studierenden die Möglichkeit, den musikalischen Satz auch im Hinblick auf den harmonischen Aufbau transparent darzustellen. Während dem zweiten Satz die innere Ruhe (noch) etwas fehlte, lenkten besonders die Solistinnen und Solisten aus den Reihen der Holzbläser die Aufmerksamkeit auf sich.
Benjamin Lack leitete die KBSinfonietta mit klarer Diktion und motivierte die Musikerinnen und Musiker, das ihnen im Moment Bestmögliche zu geben. Dies bewirkte eine erfrischend gute Konzertatmosphäre.