Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 11. Nov 2011 · Musik

"Der Unmenschlichkeit die Stirn geboten" – Carl Lampert zu Ehren fand eine ergreifende Gedächtnisfeier in seiner Heimatgemeinde Göfis statt

Anlässlich der Seligsprechung von Provikar Carl Lampert finden zahlreiche Diskussions- und Gedenkveranstaltungen statt. Eine würdige Feier im Gedenken an das Leben, die Leiden und die Ermordung dieses außergewöhnlichen Menschen wurde in seiner Heimatgemeinde Göfis gestaltet. Helmut Sonderegger hatte das aussagekräftige Werk „Erinnern an – einstehen wie – CARL LAMPERT“ komponiert. Die Uraufführung sangen die Sopranistin Petra Lindner-Schöch sowie der Kirchenchor Göfis unter der Leitung von Andreas Lampert. Darauf Bezug nehmend spielte Bruno Oberhammer eine Improvisation. Pater Gaudentius Walser erzählte authentisch und eindrücklich von persönlichen Erinnerungen an und Begegnungen mit Carl Lampert.

Stimmungsvoll wurde die Gedächtnisfeier vor der Kirche mit einem Spiel der Glocken (Simon Gassner, Joachim Lampert, Simon Schöch und Emanuel Schöch) eingeleitet. Die Melodietöne hatte Helmut Sonderegger aus dem Namen Carl Lampert generiert und als Grundmaterial für sein Werk verwendet. Die Glockentöne zum Einzug bewirkten eine besondere Atmosphäre beim Eintreten in den Kirchenraum, wo der Kirchenchor anschließend die Komposition „Erinnern an – Einstehen wie – CARL LAMPERT“ interpretierte. Tonschichtungen, Liegetöne und die Glockenschläge bildeten eine Grundlage für die sich darüber erhebende Sopranstimme von Petra Lindner-Schöch und den Chor. Kommentierende Einwürfe erklangen in der Orgel. Besondere Aufmerksamkeit lenkte das Wechselspiel zwischen der Sopranlinie und den Glockentönen auf sich. Durch die dominant gesetzte Textpassage „dass Menschen wieder Menschen werden“ und die dabei stattfindende harmonische Aufhellung erhielt das kompakt angelegte Werk einen gut nachvollziehbaren Botschaftscharakter.

Bedrängnis und Verzweiflung

Die anschließende Orgelimprovisation illustrierte, dass Bruno Oberhammer einesteils musikimmanent von den Ausgangstönen des Glockenmotivs von Helmut Sonderegger ausging. Andernteils schuf er eindringliche musikalische Bilder, die die Bedrängnis und Verzweiflung mit unterschwellig bedrohlich wirkenden Tonwiederholungen und hereinfallenden Klangmassen eindringlich zum Ausdruck brachten. Der Kirchenchor Göfis umrahmte die Gedenkfeier mit zwei Chorälen und den „Seligpreisungen“ für gemischten Chor von Wolfram Menschick.

Qualvoll, aber nicht hoffnungslos

Was die musikalischen Darbietungen im übertragenen Sinn erlebbar gemacht hatten, erzählte der 83-jährige Pater Gaudentius Walser in seinen ausführlichen und gut nachvollziehbaren Erinnerungen an Provikar Lampert. Als Kind hatte der Kapuzinerpater, ebenfalls aus Göfis stammend, den Priester Lampert kennen gelernt. Dieser hatte einen entscheidenden Einfluss auf den späteren Lebensweg des Gaudentius Walser. Eindringlich und nicht verklärend erzählte er über das Wirken des Carl Lampert und wie dieser von den Nationalsozialisten tyrannisiert, in mehreren Konzentrationslagern gequält und schließlich ermordet worden ist.

Langer Weg zur Seligsprechung

Ebenso spannend dokumentierte der Pater auch den Prozess der Seligsprechung, die nun erfolgt. Die Lebensgeschichte des Carl Lampert aufzuzeichnen und zu dokumentieren, wie der Provikar während des Nationalsozialismus seinen Peinigern die Stirn geboten hat, wurde schließlich auch zu einer Lebensaufgabe von Gaudentius Walser. Von seiner akribischen Forschungsarbeit zeugen zahlreiche Publikationen. Dass die Einleitung des Seligsprechungsprozesses lange verunmöglicht wurde, kam in Pater Gaudentius’ kritischen Äußerungen über den ehemaligen Bischof Bruno Wechner zur Sprache. Erst Klaus Küng und Elmar Fischer konnten eine Würdigung des Wirkens von Provikar Lampert auch von Seiten der offiziellen Kirche zulassen.

Drei Briefe trug Martina Köberle-Matt vor. Carl Lampert hat sie bis kurz vor seiner Hinrichtung unter anderem an seinen Bruder geschrieben. Dementsprechend geht eine  unmittelbare Aussagekraft von diesen Texten aus.