Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 13. Nov 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.11. - 20.11. 2011)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche im Rahmen der Jüdischen Filmwochen das federleichte poetische Debüt „Meduzot – Vom Meer getragen“. Im Takino Schaan läuft dagegen im Rahmen einer Reihe mit Filmen aus Indien mit „Lagaan“ ein Meisterwerk des Bollywood-Kinos.

Meduzot - Vom Meer getragen: Wie dahin getupft wirkt das Debüt des Duos Etgar Keret und Shira Giffen. Fern jeder Tagesaktualität, zwischen Realismus und Märchen balancierend bieten die beiden Israelis bewegende Einblicke in mehrere Lebenssituationen.
Die politische Aktualität mit den Konflikten zwischen Israelis und Palästinensern interessiert das in ihrer Heimat bislang als Schriftsteller bekannte Paar in ihrem ersten Spielfilm nicht. Sie konzentrieren sich ganz auf das Private oder genauer auf das Leben im Allgemeinen, das das Individuum viel mehr betrifft als die Politik. „Konzentrieren“ ist allerdings schon wieder ein falscher Ausdruck, denn „Meduzot“ kommt viel zu leicht daher, als dass man dieses Debüt mit einem gewichtigen Wort angemessen beschreiben könnte. Nichts wird besonders betont, nichts dramatisiert. So flüchtig wie das Leben wirkt dieser Film, ist aber gleichzeitig auch unglaublich zärtlich und mitfühlend.
Souverän verknüpft das Duo mehrere Geschichten, in denen es immer wieder um Mutter-Kind-Beziehungen geht. Wie von selbst scheinen sich die funkelnden Mosaiksteine zu einem ebenso poetischen wie fragilen Ganzen zu fügen, das eine Stimmung der Melancholie, aber gleichzeitig auch der Leichtigkeit aufkommen lässt, die alles Schwere des Lebens, die nicht verleugnet wird, mühelos aufzuheben scheint. Förmlich im Schwebezustand entlässt deshalb dieses stilistisch ausgesprochen reife Debüt den Zuschauer aus dem Kino.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 17.11., 20 Uhr; Sa 19.11., 22 Uhr

Lagaan: Schon der Vorspann mit dem Untertitel "Once Upon a Time in India" weist "Lagaan" als Märchen aus. Die Handlung spielt 1893 im kleinen Nest Champaner. Obwohl die Bewohner unter einer Dürre leiden, fordern die englischen Kolonialherren die Zahlung der doppelten Naturalsteuer (=Lagaan). Jede Bitte um Aufschub wird abgelehnt, doch der englische Captain schlägt den vom kämpferischen Bhuvan (Aamir Khan) angeführten Einheimischen eine Wette vor: Sollte es ihnen gelingen die Engländer im Cricket zu schlagen, so soll das Lagaan für drei Jahre erlassen werden, im Falle einer Niederlage soll die Steuer aber verdreifacht werden.
Das 220-minütige Epos bietet ein naives, aber opulentes Spektakel ganz im Stile von "Gone with the Wind" oder "Doktor Schiwago". Angst vor Kitsch und großen Gefühlen kennt der Regisseur und Drehbuchautor Ashutosh Gowariker nicht, schwelgerisch erzählt er seine einfache Geschichte und verschmelzt meisterhaft alle Ingredienzien des populären indischen Kinos zu einer Einheit.
Tanz- und Singeinlagen dürfen keinesfalls fehlen, farbenprächtige Kostüme sorgen für optischen Genuss, mit Amir Khan steht ein strahlender Held im Mittelpunkt, die Grenzen zwischen Gut und Böse sind klar gezogen und am Happy-End können nie ernsthafte Zweifel aufkommen.
Entscheidend zum Reichtum und zur Dichte von "Lagaan" tragen die vielen präzis gezeichneten Figuren und die zahlreichen Nebenhandlungen bei. Es gibt nicht nur Bhuvan und den arroganten englischen Captain als große Gegenspieler, sondern auch die Schwester des Captains, die sich in Bhuvan verliebt und die Inder beim Training unterstützt. Ihr gegenüber steht wiederum die Dorfschönheit Gauri, die ebenfalls den strahlenden Helden liebt.
Individuelle Züge erhält auch jeder der elf Spieler, die Bhuvan in einer langen Suche rekrutiert. An einem indischen Tabu wird hier gerührt, wenn eine "kastenlose" Truppe zusammengestellt wird. Gebündelt zeigt sich schließlich die ganze Meisterschaft Gowarikers in dem rund 80-minütigen finalen Cricket-Spiel, in dem er virtuos Spannung und Emotionen kontinuierlich steigert.
Takino Schaan: Sa 19.11., 20.30 Uhr