Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 17. Mai 2009 · Musik

Den Traum lustvoll geträumt – Das Vienna Art Orchestra präsentierte sein neuestes Programm

Mit Spannung wurde der Auftritt des „Vienna Art Orchestra“ am Dornbirner Spielboden erwartet. Schon seit einiger Zeit ging die Meldung durch die Medien, dass Mathias Rüegg „sein“ Orchester neu formiert hat und sich weg vom Bigband-Sound hin zum klassisch orientierten Kammerorchester bewegt. In der vollen Orchesterbesetzung wurde sehr schnell klar, dass Mathias Rüegg vor allem die Klangfarbenvielfalt und deren Verschmelzungen in den unterschiedlichsten Zusammenklängen von Streichern, Holz- und Blechbläsern ausreizen möchte. Die kompositorische Handschrift von Matthias Rüegg passt hervorragend zu dieser Formation. Kompositorisch weniger überzeugend wirkten die kammermusikalischen Werke, angenehme Unterhaltungsmusik ohne Ecken und Kanten.

Seit Jahrzehnten arbeitet Mathias Rüegg mit jenen MusikerInnen zusammen, die ihm für seine aktuellen musikalischen Ideen geeignet erscheinen und als Ensemble ein abgerundetes musikalisches Ganzes ergeben. Zusammen mit einer perfekten Bühnen- und Lichtshow präsentierte sich das VAO in der neuen Formation auf höchstem Niveau. So wurde die Aufmerksamkeit auf die kompositorischen Intentionen gelenkt, die der sympathisch und bescheiden auftretende Ensembleleiter seinem „Third Dream“ zugrunde gelegt hat.

Spiel der Farben

Alle dargebotenen Stücke, die im zweiten Konzertteil zu hören waren, zeichneten sich durch eine ausgefeilte Dramaturgie der Formgestalten und Klangfarben aus. Zu Beginn suchte meine am klassischen Orchesterklang orientierte Hörerfahrung noch ständig nach Beziehungspunkten zum traditionellen Orchester. Die Suche nach Analogien rückte jedoch im Laufe des Abends immer mehr in den Hintergrund, zumal sich die Konzertatmosphäre zunehmend verdichtete. Matthias Rüegg setzte nicht nur die Klangfarben der Stimmgruppen sehr gut in Szene. Das Orchester bot einesteils den Solisten melodisch und rhythmischen Rückhalt, agierte andernteils als ebenbürtiger Dialogpartner. In sich straff verarbeitete Motive und Themen bewirkten einen beweglichen und differenziert geformten Klanggrund. Auch das Spiel mit tradierten Formeln, beispielsweise harmonisch modulierte Schlusswirkungen und groß angelegte Wellenbewegungen boten Platz für Anspielungen auf klassische Formen, die mit einem Augenzwinkern eingesetzt waren. Den Höhepunkt erreichte das VAO in „Suddenly: Daylight Of A Night Flower“, wo Tonballungen und chromatisch eng geführte Linien gleißende Klänge in einem mitreißenden rhythmischen Fluss entwickelten.

Solisten sorgen für Abwechslung

Die individuellen Spielarten der durchwegs sehr guten Solisten machten das Konzert insgesamt kurzweilig und vielschichtig. Über in sich variierten Klangfeldern spielten sich in „A Silent Second“ die Klarinette (Joris Roelofs) und die Violine die motivischen Bälle zu. Das anschließende Solo der Geigerin Ivana Pristasova bildete nicht nur den Glanzpunkt in diesem Werk, sondern auch einen des ganzen Abends.
Mit ihrer ‚erdigen’ Stimme belebte die Sängerin Corin Curschellas die chansonartig angelegten Lieder, in denen jeweils das typische Kolorit der Länder hervorgehoben wurde.
Für Spannung sorgte auch Ingrid Oberkanins am Hang, als sie von Harry Sokal zu einem Match aufgefordert wurde, das sie gerne annahm. Die heitere Stimmung zwischen den Musikern spiegelte sich im Auftritt von Johanna Gröbner, Flip Philipp und Ingrid Oberkanins an den Bongos wider. Transparent wurde das rhythmisch konzipierte Thema ins Orchester übergeführt und in eine melodische Form gegossen sowie in einem Wechselspiel durch die Stimmgruppen weiter gereicht. Vor allem dieses Stück, „Third Dream“, brachte die Intentionen des Komponisten und Ensembleleiters anschaulich auf den Punkt, nämlich die Aufhebung der Genregrenzen.

Häppchen

Im ersten Konzertteil wurden die einzelnen Musiker des VAO in kammermusikalischen Ensembles vorgestellt. Mit Johanna Gröbner am Klavier musizierten Joris Roelofs (Klarinette), Michael Williams (Violoncello) und Vasile Marian (Oboe). Die dargebotenen Komopositionen überzeugten eher wenig. In Erinnerung blieb das dreiteilig angelegte „Veni, Vidi, Vici“, das Ernst Weissensteiner (Kontrabass) und Flip Philipp (Vibraphon) spielten. Der in hohen Lagen geführte Bass und das griffige Ausgangsthema im Wechselspiel der sich hervorragend ergänzenden Instrumente ergab ein spannendes Hörerlebnis. Ebenso das episodenartig angelegte Stück „Tramway Vienna-Bratislava“, in dem Juraj Bartos(Trompete) zahlreiche Klangvarianten mit Dämpfern präsentierte.