„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 10. Feb 2019 · Musik

Den Löwensaal in Tisis neu entdecken – Das Ensemble Crosswinds erhielt den HUGO 2019

Der fünfte Konzertdramaturgiewettbewerb HUGO der Montforter Zwischentöne ging im Alten Hallenbad mit fünf Bewerberteams über die Bühne. Ihre Ideen für ein Konzert unter dem Motto „entdecken“ präsentierten Studierende aus Wien, Basel, Hannover und Feldkirch. Maßgeschneidert sollten die Konzertprojekte für das Gasthaus Löwen in Tisis und seine wechselvolle Geschichte sein. Schließlich prämierten die Juroren Annekatrin Klein, Folkert Uhde und Wolfgang Burtscher das Ensemble Crosswinds von der Hochschule für Musik in Basel und ihr Projekt „À la carte“. Betont wurde das auf den Ort bezugnehmende Programm, die originelle Publikumsbeteiligung sowie die gute Werkauswahl.

Es hat sich herumgesprochen, dass beim HUGO-Wettbewerb meistens inspirierende Konzertideen dafür offeriert werden, wie ein thematisch gebundenes Programm mit musikalisch theatralischen Mitteln realisiert werden kann. Aus zwanzig Einreichungen von Musikuniversitäten des deutschsprachigen Raums hatten Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde sowie der Obmann des Kulturkreises Montfort, Wolfgang Burtscher, die fünf vielversprechendsten Projekte ausgewählt. Die Kulturredakteurin Shelly Kupferberg führte gut informiert und mit einem strengen Blick auf die Uhr durch das Programm.
Bereits im Vorfeld wurden die teilnehmenden Teams nach Feldkirch eingeladen, um den geschichtsträchtigen und für die Feldkircher lange Zeit bedeutenden Saal im Tisner Gasthaus Löwen kennen zu lernen. Die Aufgabe bestand darin, genau für diesen Saal ein einstündiges Konzert zu entwickeln. In Kriegszeiten war das Gasthaus nicht nur Begegnungsort, sondern auch Schutzraum und diente sogar als Lazarett. Das „Lionman Kollektiv“ der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und das Siegerteam machten dazu die besten Vorschläge. Sie bezogen die wechselvolle Geschichte des Gasthauses hervorragend mit ein. Während das Lionman Kollektiv ihr Programm mit Texten sowie Popmusik, Jazz und Songs aufbereiteten, konzentrierte sich das Sieger-Ensemble Crosswinds auf Kammermusik des 20. Jahrhunderts von Komponisten wie John Cage, Terry Riley, George Aperghis und Helmut Lachenmann. Die ausgewählten Werke nehmen Bezug auf die unterschiedlichen Funktionen, die dem Gasthaus zukamen. Darüber hinaus wurde das Publikum eingebunden, indem es über die Reihenfolge der darzubietenden Werke situationsbezogen wählen konnte.
Bemerkenswert war auch der Beitrag des Duos Die Wanderer, das das Gasthaus als Ort der Begegnung mit Wegen und Wegkreuzungen assoziierte. Mit der interessanten Besetzung Posaune und Harfe präsentierten die Musikerin und der Musiker Werke aus unterschiedlichen Kulturkreisen und nahm damit Bezug auf die Migrationsbewegung unserer Zeit. Letztlich fehlte diesem Vorschlag jedoch ein direkterer Bezug zum Gasthaus Löwen. Mit Märchen brachten die Teams rund um die Flötistin Nika Baumann von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Katharina Muhr vom Landeskonservatorium Feldkirch ihre Vorschläge in Beziehung.
Auffallend war, dass sich die Studierenden des Landeskonservatoriums wohl nicht für die Konzertdramaturgie und speziell für die Präsentation der nominierten Teams interessierten. Und dies, obwohl die Kooperation der Montforter Zwischentöne und des Landeskonservatoriums stets betont wird und dort bereits Workshops zum Thema stattgefunden haben.

 

Tipp
Ensemble Crosswinds, Noa Mick, Kay Zhang, Don-Paul Kahl, Pablo de la Fuente Pastor (Saxophonquartett) und Sebastian Heimann (Viola) - „À la carte“ 
6. Juni 2019, Gasthaus Löwen, Feldkirch Tisis,
Uraufführung