Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 27. Dez 2009 · Musik

Den Abschluss der Weihnachtsfeiertage und der Jazz& Reihe 2009 feierten viele mit Alegre Corrêa und dem „Club 906“

Zum Jahresende gastierte der Gitarrist Alegre Corrêa mit dem „Club 906“ am Dornbirner Spielboden. Neben seinen Partnern Gerald Preinfalk an der Klarinette und am Saxofon begeisterte auch der Bassist Alune Wade das Publikum. Als vierten im Bunde begleitete Klemens Bittmann mit der Violine und der Mandola die drei Musiker. Die ZuhörerInnen im voll besetzten Spielboden waren beigeistert von der Spielfreude und vom musikalischen Einfallsreichtum der sympathischen Musiker. Da Weihnachten war, sei der Band ein mitunter oberflächlicher musikalischer Aufputz zugestanden.

Angekündigt war das Trio Corrêa-Preinfalk-Wade und zu erwarten war ein höchst inspiriertes Musizieren und Improvisieren, denn die drei stammen einesteils aus ganz unterschiedlichen kulturellen Welten, nämlich aus Brasilien, Österreich und dem Senegal. Andernteils kennen sie die individuelle musikalische Raffinesse ihrer Partner bis ins Detail. Zwei Tage vorher feierten die drei in Wien bei einem Auftritt mit ihrem Musikerkollegen Klemens Bittmann einen großen Erfolg, deshalb luden sie den Geiger und Mandolaspieler spontan ein, mit nach Dornbirn zu reisen.

Missglückte Eröffnung

Das Quartett eröffnete den Abend mit einer Musik, die mich durch ihren oberflächlichen Schnickschnack wenig überzeugte, denn Klemens Bittmann sampelte mit seiner Violine einzelne Soundfragmente und schichtete sie übereinander. Auf diese Weise schaffte er mit Glissandi und Tremolomotiven zwar wirkungsvolle Effekte, allerdings führte die Musik in einen musikalischen Fluss, der über einen althergebrachten „New-Wave-Sound“ nicht hinaus reichte. Zu meiner Beruhigung entwickelte sich jedoch der Konzertabend zum Positiven, denn nach zwei ausgestandenen Eröffnungsnummern kamen die Qualitäten der vier Jazzmusiker endlich zum Ausdruck und verströmte eine große musikalische Sogwirkung.

Mit dem Saxophon singen

Am meisten beeindruckte der allseits bekannte Saxophonist und Klarinettist Gerald Preinfalk. Er spielte sämtliche Nummern mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Elegant variierte er die melodischen Linien und transformierte sie in viele verschiedene Charakterzuschreibungen. Ihm schienen in der musikalischen Ausdruckskraft keine Grenzen gesetzt zu sein. Beispielsweise entwickelte er aus Zweitonfloskeln ganz selbstverständlich dicht verflochtene Linien, die er teilweise in gespaltenen Linienführungen gegeneinander führte. Dialogstrukturen wurden aufgebaut, die sowohl in seinem Part als auch in musikalischen Zwiegesprächen mit seinen Partnern hin- und her gereicht worden sind. Mit viel Spielwitz und Humor ging Gerald Preinfalk auf seine Musikpartner ein.

Quirliger Geist im Mittelpunkt

Das Zentrum bildete Alegre Corrêa. Im ersten Set spielte er die E-Gitarre, im zweiten Set agierte er vom Schlagzeug aus. Er entwickelte die Rhythmik, setzte mit vielen Akkordzerlegungen die tonalen Zentren fest und forderte sowohl Klemens Bittmann an der Mandoline als auch Gerald Preinfalk heraus.

Sideman am E-Bass weckte am meisten Interesse

Fast zuwenig Beachtung fand der Bassist Alune Wade, der erst am Schluss des Konzertes offenbarte, was während des ganzen Konzertabends geheimnisvoll über seinem bescheidenen Wirken spürbar war. In seinem Solo führte die Linie mit mitreißender perkussiver Kraft zum Höhepunkt, wo es schien, als sei er auf seinem E-Bass am Scratchen. Der Gesang von Alune Wade war eine Bereicherung der Formation, wirkte er doch eher abgehoben und mit androgynem Touch.

Anregende Dialoge

Viele KonzertbesucherInnen am Dornbirner Spielboden erlebten Klemens Bittmann als Bereicherung der Trioformation. Dies war er auch über weite Strecken des Konzertabends, denn er reagierte ausgezeichnet auf die ihm zugewiesenen musikalischen Parts, variierte Tonfragmente durch kleine Zusätze und erreichte damit eine große Wirkung. Allerdings überzeugte mich Klemens Bittmann an der Mandola weit mehr als an der Violine.