Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 11. Jän 2010 · Musik

Leichte Muse und ein Werk, das unter die Haut geht - das SOV präsentierte ein durchzogenes Programm

Im Rahmen des dritten Abonnementkonzertes wandte sich das Symphonieorchester Vorarlberg mit Serenaden von Antonin Dvorak und einem Rondo von Schubert der Unterhaltungsmusik zu. Im Mittelpunkt stand das eindringliche „Concerto funebre“ für Violine und Streicher von Karl Amadeus Hartmann. Benjamin Schmid als Solist und Gérard Korsten am Pult gelang zusammen mit dem Streichorchester eine packende Werkdeutung, die es wert war, sich ins Festspielhaus zu begeben.

In Kammerorchesterbesetzung musizierten die sechsundzwanzig StreicherInnen zuerst die Serenade für Streicher in E-Dur, op. 22 von Antonin Dvorak. Leichtfüßig erklang das Stück, indem die tiefen Streicher nie zu dominant in den Vordergrund traten, sondern dezent agierten. Filmartige Sequenzen implizierte die plastische dynamische Ausgestaltung, die Gérard Korsten dem Werk zugrunde legte. So entwickelte sich eine poetisch erzählerische Werkdeutung mit teilweise auch weit gespannten Themen.

Die Schrecken der Ohnmachtin Musik gesetzt

Unmittelbar in seinen Bann zog Benjamin Schmid die Zuhörenden, als er fahl und tonlos das „Concerto funebré“ von Karl Amadeus Hartmann anstimmte. Der deutsche Komponist legte in diese Komposition seine Ohnmacht, die Angst und auch den Zorn über den Kriegsbeginn 1939. Mit größerer Aussagekraft kann man diese Eingangspassage wohl kaum deuten, denn Benjamin Schmid war zuerst ganz für sich allein. Das Orchester rüttelte mit einem Tremoloklang in tiefen Registern auf, und so entwickelte sich eine musikalische Reflexion über das Verhältnis zwischen dem Individuum, der Violine, und dem Kollektiv. Das Streichorchester übernahm dabei sowohl die Rolle des Partners, als auch des Widersachers. Ein Satz mit schneidenden, rhythmischen Motiven folgte, in dem trotzige Widerstandskräfte, durchzogen von angstvollen Zweifeln ausgelotet wurden. Bemerkenswert war überdies die Kadenz und hier vor allem der letzte Ton. Der Geige schien die ganze Kraft einer Trompete inne zu wohnen. Der Schlusschoral illustrierte die Meisterschaft des Komponisten Karl Amadeus Hartmann, der den musikalischen Strom mit einer vielgestaltigen Harmonik setzte.

Beschwingte Spielerei

Nach der Pause musizierte Benjamin Schmid als Solist zusammen mit dem SOV Schuberts „Rondo“ für Violine und Streicher in A-Dur. Die Musik plätscherte virtuos dahin, vor allem die humorvollen und unerwartet gesetzten Wendungen des Solisten belebten die Werkdeutung. Den Rahmen bildete wieder Dvorak mit der Serenade für Bläser und tiefe Streicher, d-moll, op. 44. Dabei sorgte die Holzbläserbesetzung in Verbindung mit Celli und Kontrabass für Abwechslung. Mit spielerischem Grundcharakter musizierte das Orchester. Für ein besonderes Augenmerk sorgten die Dialoge zwischen der Oboe (Heidrun Pflüger) und Klarinette (Alex Ladstätter).

Freuden des Alters

Ein Blick durch die Reihen des Festspielhauses vergegenwärtigte den auffallend hohen Altersdurchschnitt des Abonnementpublikums. Kommen die Jungen erst, wenn sie alt sind?