Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 08. Nov 2015 · Musik

Das Stündle ischt a rars gsin – „Zündschnur und Bänd“ hinterließen in der Kammgarn in Hard mit ihren vielseitigen Liedern und der Liebe zum Detail einen starken Eindruck

„Zündschnur und Bänd“ sind erfolgsverwöhnt, denn wo immer ein Konzert angesagt ist, kommen die Zuhörerinnen und Zuhörer in Scharen, so auch in die Kammgarn in Hard. Das schöne Ambiente des Kulturzentrums sowie der sympathische und direkte Kontakt, den Ulli Troy von Anfang an zum Publikum aufbaute, machten die Distanz zwischen Bühne und Auditorium schnell vergessen. Mit Rolf Aberer, Mike Moosbrugger und Ulli Troy an den Gitarren und Gesang und den Multiinstrumentalistinnen Evelyn Fink, Irma-Maria Troy und Isabella Fink musizierte die Band in einer ausnehmend guten Besetzung. Die Lieder, gespickt mit raffinierten musikalischen Details, boten neben den Inhalten und kabarettistischen Einlagen ein amüsantes und stimmiges Ganzes, das beim Publikum gute Laune verbreitete und auf einhellige Begeisterung stieß.

Wer kennt sie nicht, die Lieder von „Stemmeisen und Zündschnur“ und auch die Titel der „Nachfolgeband“ – „Zündschnur und Bänd“ - rund um Ulli Troy? Im Rahmen ihrer Tour unter dem Motto „Obacht!“ spielten die Musikerinnen und Musiker neue Lieder und schwelgten mit einigen Nummer auch in der Erinnerung.

Spiel mit Texten und dem Dialekt


Auf ihrer aktuellen Konzerttour präsentierten „Zündschnur und Bänd“ einen vielgestaltigen Reigen aus Coverversionen, Parodien sowie Kompositionen von Rolf Aberer und Gerold Amann, Heiteres, Besinnliches und Kritisches. Ein Qualitätsmerkmal der Band waren die fantasiereichen Sprachspielereien von Ulli Troy, der damit den Liedern eine ganz eigene und authentische Note verliehen hat. Nicht nur, dass sich der Bregenzerwälder Dialekt hervorragend dazu eignet, sondern die Assoziationen zwischen den original englischen Titeln und den „wäldarischen“ Texten öffneten einen breiten Raum für eigene Interpretationen. Beobachtungen, gesellschaftspolitische Begebenheiten, Alltagssituationen, Lebensanschauungen und kritische Gedanken brachten „Zündschnur und Bänd“ auf einen mitteilsamen und humorvollen Nenner, ohne Fingerzeige oder gar moralisierende Sentimentalität. Nicht von ungefähr nahm Ulli Troy oft und gerne Bezug auf Texte von Kaspar Troy – Vetter Kaspar – von dem er maßgeblich geprägt worden ist.

Ein starkes Damentrio


Musikalisch zeigte sich „Zündschnur und Bänd“ so gut aufgestellt wie nie. Die drei Damen Evelyn Fink, Irma-Maria Troy und Isabella Fink boten ein fein abgerundetes, mit einem warmen Timbre klingendes Gesangstrio. So wurden die Emotionen unter anderem im Lied „ Herrgott, b’schearm üs“, im Lied „Ma sött nit gär als wello hea“ und in „Wenn zmol Glocka nümma klingod“ schön unterstrichen. Dass Evelyn und Isabella Fink auch Stimmakrobatinnen im besten Sinne sind, zeigten sie vor allem im „Mühle-Fink-Johlar“, den sie mit einem bewundernswerten „Zungentremolo“ beendeten.

Kompositionen mit viel Liebe zum Detail


Rolf Aberer und Gerold Amann waren bei der Komposition der Musiknummern keine Grenzen gesetzt. Symphonische Mehrstimmigkeiten und ausgefallene Sing- und  Spieltechniken setzten einigen Liedern die Krone auf, wie beispielsweise im „Fürwehrkreisverband 4 C“. Geistreich unterstrichen chromatische Linienführungen unter anderem im „Dschungelcamp – Im Bschüttelägele-Containar“ die Textpassagen. In einigen Nummern  zogen die einfallsreiche Harmonik und die flexiblen Bassführungen die Aufmerksamkeit auf sich. Mit einem großen Potenzial an gesanglichen und instrumentalen Raffinessen belebten die Bandmitglieder die Lieder und auch im Hinblick auf die instrumentalen Klangfarben erhielt jedes einzelne Stück einen individuellen Ausdrucksgehalt. In Erinnerung blieb dabei unter anderem „Wo goht d’Liabe ane, wenn se goht?“, in dem Isabella Fink das Hackbrett, Irma-Maria Troy die Mandoline und Evelyn Fink zum Akkordeon griffen. In „St. Arnold“ zeigten die Bandmitglieder sympathisch, dass sie auch über sich selbst lachen können.

Musikkabarett


Das schauspielerische Talent von Mike Moosbrugger kam der Performance zu Gute und verlieh dem Konzert auch kabarettistische Züge. Auf die Vorhaben zum 40-jährigen Jubiläum seit der Gründung von „Stemmeisen und Zündschnur“ und der ersten Kassette „A so a Fise“ im kommenden Jahr darf man sich jetzt schon freuen.