Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 14. Jun 2010 · Musik

Das Ensemble "NewTonArt" präsentierte zeitgenössische Musik aus Israel - Ein nachahmenswertes Projekt

Es gibt MusikpädagogInnen, die schaffen unglaublich viel und setzen musikalische Grundsteine, die nachhaltig wirken. Seit einiger Zeit unterrichten die Klarinettistin Petra Stump und der Klarinettist Heinz-Peter Linshalm an der „TonArt Musikschule“ in Hohenems, wo sie auch das „NewTonArt Ensemble“ mit MusikschülerInnen gegründet haben. Im Salomon-Sulzer-Saal waren sie kürzlich mit zeitgenössischer Musik aus Israel zu hören. Neben den Ausführungen des Ensembles stellte das Duo Stump/Linshalm drei neue Werke vor, die ihnen auf den Leib geschrieben wurden. Das Konzert wirkte anregend und weckte den Wunsch, bald wieder von diesem engagierten Ensemble zu hören.

Das Programm der Matinee war klug zusammen gestellt, weil die Werke im Wechsel zwischen volksliedartigen Melodien und avancierten neuen Klängen dargeboten wurden. So gaben Christine Ellensohn und Annika van Rooijen einen Einblick in ihr Klarinettenspiel mit den „Three Easy Duets on Hassidic Tunes“ von Max Stern. Auch das Stück „Three Jewish Melodies“ von Shabtai Petrushka für zwei Flöten und drei Klarinetten beruhte auf jüdischen Melodien. Lena Herburger, Elisabeth Wallmann, Ursula Weissenbach, Monika Pfanner und Katharina Simma musizierten mit Elan und brachten damit die unterschiedlichen Charaktere der drei zugrunde liegenden Themen zum Ausdruck. Bemerkenswert formte Katharina Simma das „Lento espressivo“ aus den „Three Pieces for Bass clarinet, Nr. 1“ von Tzvi Avni.

Miniaturen, die auf den Leib geschrieben sind

Zwischen den Auftritten der Schülerinnen spielte das Duo Stump/Linshalm drei Uraufführungen von jungen israelischen Komponisten. Im unterhaltsamen Stück „Noch eine Runde“ für zwei Bassklarinetten von Ori Talmon näherten sich die beiden Instrumente einander an und tasteten sich mit gegenseitig zugespielten Floskeln ab. Liegetöne bildeten Signale ab und fungierten gleichzeitig als Auslöser für weitere Aktionen. Weiters präsentierten Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm das Werk „Duo Leat“ von Chaya Czernowin. Der filigrane Klangcharakter wurde durch die Registerwechsel in den beiden Instrumenten unterstrichen. Neben Luft- und Klappengeräuschen erklangen satte Liegetöne in tiefen Lagen, die Schwebungen zu Tage förderten. „Juba’a“ von Nimrod Katzir implizierte Naturgeräusche und bewegte sich in vielgestaltigen Andeutungen, die von den Klarinetten ausgingen. So wurde ein feinsinniger musikalischer Raum geöffnet. Dazu passte das anschließend dargebotene „Simple Tune“ für Flöte solo von Noam Sheriff, das Lena Herburger spielte, sehr gut.

Streng gebunden und frei gestaltet

„shaffunshofff...II“ für Posaune solo bildete den Mittelpunkt des Konzertes. Regina Hug formte das geradlinig verlaufende Werk von Sivan Cohen-Elias konzentriert und gestaltete damit einen spannungsreichen Verlauf. Aus geräuschhaften Tonfloskeln und kurzen Lauten sowie Zischen bildeten sich allmählich konkrete Tonhöhen heraus, der Tonumfang nahm zu und wurde am Schluss wieder zurückgeführt auf die leisen Passagen des Beginns. In der Spielart von Regina Hug zeigte sich ihr Verständnis für diese Art der Musik. Erfahren hat sie dieses Gespür neben Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm wohl auch vom Komponisten Christoph Herndler, mit dem die Musikschülerinnen im vergangenen Winter zusammengearbeitet hatten. Von ihm führte das Ensemble „NewTonArt“, ergänzt durch Theresa Pöschl am Kontrabass, „Leise Reisen“ auf, das anhand einer grafischen Notation mit großer Konzentration und einem gut proportionierten Spannungsbogen entfaltet wurde. Neben zahlreichen Konzerten und Festivals, die über das ganze Jahr hinweg im dichten Kulturkalender des Landes angeboten werden, sind es genau diese Ereignisse, die eine nachhaltige Wirkung haben. Hier wird unmittelbar erfahrbar, wie auf kreative und motivierende Art eine gute Basis für ein ganzes (MusikerInnen)Leben gelegt werden kann.