Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 18. Nov 2018 · Musik

Brücken zwischen Alltag, Kunst und Musik - Das Ensemble Proton und geistreiche neue Werke boten beste Unterhaltung

Der zweite Abend der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik (btzm) bescherte den zahlreichen Besucherinnen und Besucher musikalische Beiträge aus sehr unterschiedlichen Stilrichtungen. Alle dargebotenen Werke hatten ihren Ausgangspunkt entweder in der Bildenden Kunst oder beruhten auf akustischen Beobachtungen aus dem Alltag und der Tierwelt. Im Zentrum standen die beiden Kompositionen des ehemaligen künstlerischen Leiters der btzm, Alexander Moosbrugger, sowie der derzeit aktiven Kuratorin Clara Iannotta. Das Schweizer Ensemble Proton Bern musizierte die vielgestaltigen Werke sehr engagiert und beeindruckte vor allem mit der herausragenden Interpretation des Werkes „Curva Triangulus“ von Catherine Lamb.

Alexander Moosbrugger regte mit seinem Kompendium „Basics 21c, 2e, 7a“ unter anderem zum Weiterdenken über die Grenzbereiche zwischen einer Studie und der Komposition als abgeschlossenes Werkganzes an. Die drei Ausschnitte beruhten auf der Auseinandersetzung mit bereits vorhandenen Schallereignissen. Besonders der erste Abschnitt, der eine exakte Transkription „singender Hunde“ aus Kanada darstellte, bot zahlreiche Anreize. Das Hundegeheul eines Rudels löste bei mir als begeisterter Hundeliebhaberin schöne Assoziationen aus und es war überraschend, den großen musikalischen Qualitäten nachzuspüren. Wesentlichen Anteil daran hatte auch die hervorragende Instrumentation. Nach dem eher weniger ausgiebigen „Seikilos Epitaph“ zog der kurze Abschnitt mit Quietschgeräuschen einer Sportgruppe die Aufmerksamkeit auf sich.

Mit ihrem bereits etablierten Werk „The people here go mad. They blame the wind“ war Clara Iannotta im Programm vertreten. Die einzelnen musikalischen Parameter, die neben realen Instrumentalklängen auch Spieluhren und eine Klingel beinhalteten, erklangen in einem ausgewogenen Verhältnis miteinander verflochten.

Alessandro Perini nahm im vergangenen Jahr in der Meisterklasse der btzm teil, danach erhielt er einen Kompositonsauftrag für das diesjährige Festival. In „Tracce di maroda“ verarbeitete er akustische „Objets trouvés“ aus dem Museum of Soundscape in Italien. Sein spielerischer Umgang kam dabei schön zur Geltung. In Erinnerung blieben unter anderem die durch Rohre schallgerichteten Luftgeräusche, die ganz eigene musikalische Qualitäten verströmten.

Bildende Kunst und Musik

Den größten Eindruck hinterließ die tiefsinnige und sehr fein gewirkte Musik von Catharina Lamb. Inspiriert von der bildenden Künstlerin Bridget Riley und ihrer „optischen Kunst“ verwob die Komponistin in „Curva Triangulus“ – das Werk wurde ebenfalls erstmals gespielt die kontrapunktisch geführten Linien in sehr genau ausdifferenzierten Intonationssystemen. Die Musik war auch getragen von der ungewöhnlichen Instrumentation, insbesondere die beiden Instrumente Kontraforte und Lupophon sowie die Harfe bestimmten das außergewöhnliche Werk. Die changierenden, mikrotonalen Tonfortschreitungen entwickelten eine faszinierte Sogwirkung.