Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 20. Nov 2018 · CD-Tipp

Jakob Bro: Bay Of Rainbows

Jakob Bro liebt offensichtlich das Trio-Format. Nach „Gefion“ (2015) und „Streams“ (2016) ist „Bay Of Rainbows“ schon die dritte Trio-Einspielung des Kopenhagener Gitarristen bei ECM. Stets mit dabei war der Kontrabassist Thomas Morgan, den Bro seinen „Seelenverwandten in der Musik“ nennt. Schon 2016 wurde Jon Christensen von Joey Baron an den Drums ersetzt, seither spielte dieses dänisch-amerikanische Dreigestirn Unmengen an Konzerten, längst hat man ein unglaublich feines Sensorium füreinander entwickelt. www.lotusrecords.at

„Wir drei sprechen vorab nie über die Musik“, erzählt Bro: „Es passiert alles spontan auf der Bühne. Wir haben diesen gemeinsamen Wunsch, einander wirklich zuzuhören, die Musik atmen zu lassen, während wir schauen, wohin wir uns von einem auf den anderen Moment bewegen können. Manchmal kommen mir die Nächte wie eine einzige lange Improvisation vor.“ Kein Wunder, dass sich Bro nun entschlossen hat, einige seiner älteren Kompositionen mit dieser Working-Band einzuspielen – am besten gleich live, weil das bei dieser Art des Musizierens ohnehin am spannendsten ist. Sechs Stücke zwischen fünf und elf Minuten Länge wurden an zwei Abenden im Juli 2017 im New Yorker „Jazz Standard“ vor Publikum mitgeschnitten. Da gibt es natürlich genügend hörenswerte Soli, die wahre Stärke der Band liegt aber in der geschmeidigen Interaktion der drei Akteure, die sich innerhalb dieser atmosphärisch dichten Soundlandschaften wechselseitig mit Impulsen und kreativen Anreizen  befeuern und einer Komposition mit einem spontanen Akzent einen Drall in eine völlig unerwartete Richtung geben können. Das erklärt auch, weshalb am Anfang und am Ende des Albums zwei fast neun bzw. elf Minuten lange Varianten des Stückes „Mild“ stehen. Der Grundcharakter ist häufig ein lyrisch-poetischer und kann eine Art von meditativem Sog entwickeln. Das trifft auf das farbenprächtig, melodische Klanggemälde „Copenhagen“ ebenso zu, wie auf das hochenergetische „Dug“ mit seiner stark verhallten und schließlich bis zum Maximum übersteuerten Gitarre. Beide Stücke enden übrigens mit einem gefühlvollen, nur mit Joey Barons gerührtem Besen unterlegten Bass-Solo von Thomas Morgan. Selbst ein Stück wie das x-mal gespielte „Evening Song“ entwickle sich in diesem kongenialen Trio ständig weiter und überrasche ihn immer wieder aufs Neue, freut sich Jakob Bro. Da freut man sich als Freund unkonventioneller Improvisationskunst gerne mit!

(ECM/www.lotusrecords.at)