Bewundernswerter Zuspruch
Vor wenigen Jahren hatte der Trompeter Bernhard Lampert die Idee, ein Barockorchester zu gründen. Diese setzte er, unterstützt von Silvia Schweinberger und anderen Musikerkollegen, trotz widriger Ausgangsbedingungen und zu Beginn mit geringsten finanziellen Mitteln mit bewundernswertem Elan und Überzeugungskraft sowie hohen Qualitätsansprüchen um. Bereits in der zweiten Saison der Abonnementreihe des „Concerto Stella Matutina“ füllt sich die Kulturbühne AmBach und das Publikum ist begeistert. Das erste Abokonzert mit der sympathischen schottischen Cellistin Alison McGillivray war sowohl in künstlerischer Hinsicht als auch mit Blick auf den Publikumszuspruch ein voller Erfolg.
Ein wichtiges Vorhaben der künstlerischen Konzeption des „Concerto Stella Matutina“ besteht darin, gemeinsam mit international renommierten MusikerInnen ein Konzertprogramm zu erarbeiten. Silvia Schweinberger, die Konzertmeisterin, und Bernhard Lampert haben für dieses Konzert Alison McGillivray eingeladen, die ein Programm mit Englischer und Schottischer Musik des 18. Jahrhunderts zusammengestellt hat. So gab es hierzulande fast unbekannte Werke zu hören, und obwohl die Werkzusammenstellung sehr bunt war, wirkte sie in sich abgerundet.
Altes neu entdecken
Eine Entdeckung stellten für mich vor allem die Werke von Thomas Alexander Erskine und Carl Friedrich Abel dar. Diesen Kompositionen waren Symphonien der Bach-Söhne Carl Philipp Emanuel und Johann Christian zur Seite gestellt. Die Werkdeutungen gewährten beziehungsreiche Einblicke in die Kompositionsgeschichte und erlaubten selten zu erlebende Quervergleiche. Die OrchestermusikerInnen spielten mitreißend und professionell. In sich stringent, sehr farbenreich und mit warmer Tongebung wirkte der Gesamtklang des Barockorchesters. Denn die Streicher und das Cembalo wurden von Oboen, Fagott und Horn ergänzt. Alison McGillivray leitete das Barockorchester vom Cello aus. Ihre natürliche Spielart ließ den zündenden Funken von Beginn an auf das Publikum überspringen.
Ein musikalisches Verwirrspiel
Die Symphonie Nr. 5 in h-Moll, Wq 182/5 von Carl Philipp Emanuel Bach stellte für die MusikerInnen eine große Herausforderung dar, die sie mit Esprit und Spielfreude annahmen. Auf diese Weise entwickelte sich ein überaus spannendes Hin und Her von ungeahnten harmonischen Fortschreitungen. Hörerwartungen wurden immer wieder durch überraschende melodische Wendungen getäuscht. Auch die ‚Symphonie Concertante’ mit den beiden SolistInnen Silvia Schweinberger und Alison McGillivray bot ein spannendes musikalisches Erlebnis.
Originelles Zusammenspiel
Besonders die Verbindung des Folksongs „Alloway House“ für Cello solo und die Art, in der die MusikerInnen den Übergang zum Werk „The Thistle“ gestalteten, war imponierend. Zuerst gab die Cellistin einer Air viel Zeit, spielte ganz für sich allein vor einem gebannt lauschenden Publikum, dann gab sie den musikalischen Gedanken weiter an die Bratsche, das Cembalo und das Fagott, später übernahmen auch die Oboen die Melodie, um anschließend in der Pastorale „The Thistle“ (Die Distel“) zu münden. Lediglich die Folksongs von Johann Georg Christoph Schetky wirkten im Arrangement für Orchester zu wenig urtümlich und lebendig.