Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 06. Mär 2009 · Musik

‚Cheesebuttons’ und ‚Countryhunter’ für Stanley Friedman

Im Blechcircus versammeln sich zumindest einmal jährlich professionelle Blechbläser aus Vorarlberg. Um neue Inputs zu erhalten, haben die Musiker diesmal den renommierten amerikanischen Trompeter und Komponisten Stanley Friedman eingeladen. Dass die freundschaftliche Begegnung der Musiker untereinander einen wichtigen Aspekt des gesamten Projektes darstellt, kam beim Konzert des „Blechcircus“ in Andelsbuch ohne Umschweife zum Ausdruck. Bereichert wurde das abwechslungsreiche Programm durch vier Uraufführungen von Stanley Friedman, Roché Jenny, Johannes Bär und Florian Bramböck.

Plakative und expressive Musik

Stanley Friedman brachte für das Ensemble zwei eigene Werke mit. Während „la pittura“, ein Konzert für Trompete und Blechbläserensemble, in der kompositorischen Anlage allzu plakativ wirkte, kam in der Uraufführung des Werkes „delosian dreams“ die expressive Kraft der musikalischen Ausdruckswelt von Friedman gut zur Geltung. Der Trompeter Bernhard Bär spielte in „la pittura“ den anspruchsvollen Solopart und genoss die ganze Aufmerksamkeit des Publikums. Seine klangsinnliche Spielart – mit einer stets lebendigen dynamischen Aussage und einer beeindruckenden Virtuosität – verlieh dem Werk Charakter. In „delusion dreams“, einem Auftragswerk des Ensemble Plus, zeichnete Stanley Friedman die unterschiedlichen Charaktere der Geschwister Artemis und Apollo in plastischen Bildern nach. Die Kontraste der Themenführungen und Motive evozierten Bilder der antiken Sagen. Eine wahre Zirkusnummer komponierte Friedman im Finale, das mit rasendem Tempo und raffiniert ineinander verzahnten Motivketten ein artistisches Hörerlebnis lieferte.

Spannungsgeladene und eindimensionale Musik

Ebenfalls zur Uraufführung kam das neueste Werk des Trompeters Roché Jenny. In „fanfare, kanon und tango“ ging er von musikalischen Mustern der Barockmusik aus und transferierte sie originell in seine eigene musikalische Sprache. Dies wirkte nicht vordergründig, sondern mit fein abgestimmten Dialogen zwischen den Stimmgruppen und Tonlagen. Besonders die Satzübergänge löste Roché Jenny geschickt, so dass jeweils neue Erwartungshaltungen aufgebaut wurden. In zwei aussagekräftigen Fanfaren erinnerte Florian Bramböck an Andreas Hofer und dessen Verräter Franz Raffl. Bramböcks Werk „die letzten tage von pompeji“ ist ein von der Rockmusik inspiriertes Werk. Dieses ist zwar kraftvoll instrumentiert, wirkt jedoch durch die über weite Strecken homophone Melodieführung, die wohl die Erstarrung nach dem Vulkanausbruch illustrieren soll, zu ‚eindimensional’.

Musikantischer Seiltanz

Eine mitreißende Musizierlust trieb den „Blechcircus“ im neuesten Stück „blechxpress“ von Johannes Bär an. Mit einem eingangs lautstark gesungenen Jodler wurde das Werk eingeleitet und somit ein humorvoller Hinweis auf das Motto des Abends „Austria meets America“ gegeben. In höchsten Lagen führte Johannes Bär seine melodischen Gedanken, die humorvoll musikantisch eine überzeugende Art „Happy-Music“, ausgehend vom österreichischen Jodler hin zu lateinamerikanischen Tanzrhythmen, darstellten. Das Publikum war begeistert.

Dasselbe Konzertprogramm spielt der „Blechcircus“ am Sonntag, 8. März, im Kornmarkttheater Bregenz, 11 Uhr.

www.blechcircus.at

Empfehlung: In der März-Ausgabe der KULTUR-Zeitschrift finden Sie ein Interview mit dem Trompeter Johannes Bär, dessen "blechexpress" vom "Blechcircus" uraufgeführt wurde.