"Un métier sérieux - Ein richtig guter Job" in der Kinothek Lustenau (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 20. Jun 2022 · Musik

Bedrohlichen Szenarien eine wirkmächtige Musik entgegengehalten – das Collegium Instrumentale, Guntram Simma und Lea Birringer gaben einen intensiven Konzertabend

Zum Saisonsabschluss der Aboreihe Dornbirn Klassik konzertierte das Collegium Instrumentale Dornbirn unter der Leitung von Guntram Simma im Dornbirner Kulturhaus. Auf das Programm setzte der weitsichtige musikalische Leiter auch Werke, die gut in unsere Zeit passen. Das gegenseitige Zuhören und Füreinanderdasein seien die Quintessenz der menschlichen Gesellschaft sowie der Kulturen und auch der Musik, betonte Guntram Simma. Die Musizierhaltung der Orchestermitglieder und die hervorragenden Werkdeutungen machten diesen Leitsatz unmittelbar erlebbar. Das berühmte Violinkonzert von Max Bruch spielte Lea Birringer mit einer berührenden und eindrücklichen Aussagekraft.

Immer wieder musste in den vergangenen beiden Jahren das Zusammenwirken des Collegium Instrumentale mit der deutschen Violinistin Lea Birringer verschoben werden. Nun passte die Gelegenheit hervorragend für den Auftritt im Dornbirner Kulturhaus. Wunderbar poesievoll musizierte die authentisch wirkende Musikerin. Ganz der Musik und ihrem Ausdruck dienend, entfaltete sie die Themen in Bruchs Violinkonzert. Sie zelebrierte die melodischen Linien, die wohl die meisten Zuhörenden im Ohr hatten, und verlieh der Musik mit gut phrasierten Passagen einesteils Spannung und mit weit ausladenden Kantilenen andererseits Ruhe. Die Rhythmen des ungarischen Tanzes im Finale führte Lea Birringer musikantisch aus, ohne jedoch zu stark zu forcieren. Das Orchester war der Solistin ein guter Partner, die Musiker:innen wirkten präsent und bauten insbesondere im ersten Satz musikalische Gegenpole auf, die immer wieder aufhorchen ließen.

Einstürzende Klangtürme als Sinnbilder

Den hierzulande unbekannten ungarischen Komponisten Kilar Wojciech holte Guntram Simma, stets auf der Suche nach wirkungsvollen neuen Kompositionen, vor den Vorhang. Mit dem groß besetzten Orchester stellte er das markante und wirkmächtige Werk „Krzesany“ in den Saal. Die Musik ist von den polnischen Bergen inspiriert, ohne jedoch programmatisch wirken zu wollen. Aus diesem Grund passte die Komposition hervorragend zum Grundgedanken, den Guntram Simma mit seiner Werkauswahl intendierte. Mit kraftvollen Schüben wurden Klangwände und -türme aufgebaut, die dramatisch in sich zusammenbrachen. Vorwärtsdrängende Blechbläserrhythmen setzten markante gezackte Linien und die Holzbläser leuchteten die musikalischen Verläufe aus einer anderen Perspektive aus. Dazwischen waren die Streicher gelagert, die die Themen weiterführten und im Zusammenwirken mit den Pauken brodelnde Flächen aufbauten. Nach einer tänzerischen Phase, die Schicht für Schicht den musikalischen Fluss auseinanderdriften ließ, mündete das Werk in einem spannungsgeladenen, überraschenden Schluss.

Musik gegen die Vereinnahmung

Auch mit einem Werk von Dmitri Schostakowitsch wollte das Collegium Instrumentale ein Zeichen gegen kriegerische Auseinandersetzung und für ein friedliches Miteinander setzen. Das Intermezzo aus Schostakowitschs Suite „Ovod“ (Die Stechfliege), op. 97a entfalteten die Musiker:innen sensibel und mit einem in sich gekehrten, fließenden Ausdruck. Abgerundet wurde die vielsagende Werkauswahl mit der sinfonischen Dichtung „Finlandia“ von Jean Sibelius. Auch in dieser Darbietung kam der ausbalancierte Orchesterklang gut zur Geltung. Mitunter hätten die tiefen Streicher am Beginn etwas mehr Gewicht geben können, doch nach den messerscharf gesetzten Trompetensignalen, wurde der Klang mächtig von unten her aufgebaut und zu einem intensiven Werkganzen geformt. Guntram Simma hatte eine genaue Klangvorstellung und modellierte die Musik mit einer klaren Körpersprache plastisch aus.

www.collegium-instrumentale.at