Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 13. Nov 2017 · Musik

„Außenseiter – Wegbereiter“ - Ein gelungenes Fest zum 80. Geburtstag von Gerold Amann

Das Festival „Texte und Töne“ im Funkhaus in Dornbirn war auch ein passender Rahmen, um den 80. Geburtstag von Gerold Amann gebührend zu feiern. Dafür ließen sich Bettina Barnay und Jasmin Ölz einiges einfallen. Nebst einer Geburtstagstorte, ausgesuchten Kompositionen mit den Interpreten Evelyn Fink, Ulrich Gabriel, Gunter Schneider, Barbara Romen und Anna Adamik gab es eine Filmzuspielung aus dem legendären Film „Ich bin ein Schüler des Zaunkönigs“ von Fritz Jurmann und einen Geburtstagsgruß von Peter Klein. Er war der Regisseur des überaus erfolgreichen Hörspiels „March Movie“, zu dem Gerold Amann die Musik komponiert hatte.

Mit sympathischen Worten erinnerte der Regisseur Peter Klein an die Entstehung des Hörspiels „March Movie“. Das Hörspiel ist im Jahr 1983 entstanden, wurde vierzehn Mal an andere deutschsprachige Sendeanstalten verkauft und war zumindest zwischen 1988 und 2007 die meistgespielte Eigenproduktion des ORF.

Einblicke in eine Facette des reichen Schaffens

Die „Gibbon Gesänge“ interpretierten Evelyn Fink und Ulrich Gabriel. Nicht nur dieses Werk ließ manche jungen Komponistenkolleginnen und –kollegen alt aussehen, denn die Transkriptionen der Affenduette wirkten originell und zeitlos in der musikalischen Aussage. Einen ebenso authentischen Eindruck hinterließ das Werk „Die alemannischen Urviecher“, das Evelyn Fink - am Klavier begleitet von Anna Adamik - mit großer Ausdruckskraft darbot. Die Verbindung von Bandzuspielungen aus verlangsamten Vogelgesängen mit bekannten Volksliedern ergaben erfrischend andere Wahrnehmungsperspektiven.

Zwei an einer Gitarre und eine Fahrradharfe

Barbara Romen und Gunter Schneider brachten „Die Gottesanbeterin“ für zwei Spieler an einer Gitarre zur Aufführung. Neben dem optischen Eindruck, bestach dieses Werk auch in musikalischer Hinsicht, weil die Unterteilung des Griffbrettes in zwei Hälften eine bisher nicht gehörte Mehrstimmigkeit auf der Gitarre erzeugte. Überdies hatte es die auf einer „Fahrradharfe“ gespielte "Toccata"  in sich, denn die mikrotonal gestimmten Speichen ließen spannende musikalische Muster entstehen. Auch dieses „Konzeptkunstwerk“ machte die künstlerische Vielseitigkeit von Gerold Amann deutlich und illustrierte seinen künstlerischen Weitblick.

Das Wesen der Musik erfasst

Evelyn Fink, Ulrich Gabriel und Gunter Schneider sind langjährige Wegbegleiter von Gerold Amann und verstehen die Wesensart seiner Musik, dementsprechend originär waren die Werkdeutungen. Gunter Schneider brachte die Wirkkraft von Gerold Amann mit nur zwei Worten sehr treffend zum Ausdruck: Außenseiter – Wegbereiter.

Auch Ulrich Gabriel erinnerte an viele gemeinsame Aktivitäten und Aufführungen. Abschließend führte er die „Rede des Albtraummännleins“ aus dem gleichnamigen Musiktheater auf. Dabei verkörperte er einen aufgeblasenen Politiker, der mit großer Geste lediglich leere Worthülsen fabriziert und die zuhörende Menge manipuliert. Aktueller hätte das im Jahr 2001 entstandene Stück nicht wirken können und es zeigte die große kulturpolitische und gesellschaftliche Relevanz der Kompositionen von Gerold Amann auf.

Ein gelungenes Fest für einen Künstler, der auf unverwechselbare Art und Weise viel zu sagen hat.