„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 06. Apr 2019 · Musik

Ausgelassene Stimmung mit musikalischem Humor – das fünfte Abonnementkonzert von „Dornbirn Klassik“ versetzte die Zuhörenden in gute Laune

Das Orchestra della Svizzera Italiana und sein Chefdirigent Markus Poschner gastierten im Dornbirner Kulturhaus mit einem ‚sortenreinen‘ Beethoven-Programm. Interpretiert wurden die erste und achte Symphonie und damit verbunden waren unter anderem spannende Einblicke in die kompositorische Entwicklung des Komponisten. Die Musikerinnen und Musiker gaben ihr Bestes und gestalteten die Werke mit anregender Spielfreude. Doch das eigentliche Ereignis des Abends war Markus Poschner am Pult des Orchesters. Mit seiner ausdrucksstarken Gestik brachten er und das Orchester die Musik nicht nur profiliert zum Klingen, darüber hinaus visualisierte Markus Poschner die musikalischen Themengestalten auch für die Zuhörenden bewundernswert klar und nachvollziehbar.

Beethovens erste Symphonie steht noch ganz im Zeichen von Haydn und Mozart und diese Ausdruckswelt kehrte das Orchestra della Svizzera Italiana mit einer klassisch rhetorischen Spielweise heraus. Obwohl sich die Musikerinnen und Musiker am Beginn erst finden mussten und einige Übergänge und Passagen etwas diffus ausgestaltet wurden, kam die unbeschwerte Grundstimmung des Werkes schön zur Geltung. Besondere Aufmerksamkeit lenkte die plastisch ausgeformte Durchführung im ersten Satz auf sich. Galant und mit tänzerischem Duktus leitete Markus Poschner das Orchester im Andante cantabile, in dem die kommunikative Musizierart zwischen den Instrumentengruppen die Themengestalten transparent zur Geltung brachte. Das Menuetto erklang kontrastreich ausgestaltet mit markig ausgeformten, dynamischen Schüben und fein geschliffenen, lyrischen Passagen. Schöne Soli und eine erfrischende Musizierhaltung belebten auch den Finalsatz.

Musikalischer Bewegungsfluss

Im gleichen Geist musizierte das Orchestra della Svizzera Italiana auch die achte Symphonie, in die Beethoven reizvolle Überraschungen eingebaut hat. Über einem rhythmischen Atem steigerten Markus Poschner und die Orchestermusiker im Allegro vivace den musikalischen Fluss und spielten im wahrsten Sinne des Wortes mit den zugrundeliegenden Motiven und Themen. Hier lenkten harmonische Statements und anregende Klangfarbenwechsel die Aufmerksamkeit auf sich. Fröhlich durften sich unter anderem die Hörner in Szene setzen und die herausragende Hornistin sowie ihr Partner ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Ein kommunikatives Geben und Nehmen zeichnete das Allegretto scherzando aus, in dem der musikalische Humor sympathisch herauskristallisiert wurde. Aus kleinen Gesten entwickelte das Orchester das Finale, setzte eine Marke mit dem innehaltenden Abschnitt in Moll, betonte die raffinierte rhythmische Gestaltung und setzte damit den Bewegungsfluss mitreißend in Gang.
Als Dank für den großen Applaus holte das Orchestra della Svizzera Italiana mit Rossinis Ouvertüre „Barbiere von Sevilla“ die Sonne in den Konzertsaal.