"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 18. Dez 2016 · Musik

Aus dem Zyklus Montafon und aus der neuen Welt – Das Sinfonieorchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums bescherte dem Publikum eine inspirierende Matinee

Die „Sinfonische Weihnacht“ des Vorarlberger Landeskonservatoriums ist seit Jahren ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis. Höchst motiviert und auch couragiert lud das Sinfonieorchester des Hauses unter der Leitung von Benjamin Lack zur Matinee. Bei dieser Gelegenheit stellten die Musikerinnen und Musiker das Klarinettenkonzert „Ego Eimi“ von Herbert Willi mit dem Solisten Francesco Negrini in den Mittelpunkt und feierten mit ihrer Darbietung die beiden am Landeskonservatorium lehrenden Künstler. Mit Elan stellte das gut aufgestellte Orchester auch Antonin Dvoraks neunte Symphonie in den Raum.

Die Aufführung des Klarinettenkonzertes „Ego eimi“ von Herbert Willi bot eine gute Gelegenheit, den Dozenten für Klarinette des Landeskonservatoriums, Francesco Negrini, einem breiteren Publikum vorzustellen. Diese Herausforderung nahmen der Solist und die Studierenden mit einem großen Gestaltungswillen an. Selbstbewusst und mit ganzem Einsatz seiner Persönlichkeit verkörperte Francesco Negrini die Solistenrolle. „Ego eimi“ lautet der Titel der anschaulich angelegten Komposition. Die Übersetzung des Werktitels - Ich bin dort, wo du bist - war zugleich auch so etwas wie ein Programm.

Den Werkcharakter widergespiegelt

Ganz bei sich stellte Franceso Negrini das einleitende Solo in den Raum. Darauf aufbauend loteten er und das Orchester in unterschiedlich ausgestalteten musikalischen Feldern ihre Beziehung zueinander aus und entfalteten dabei die wechselnden Rollen des Einzelnen zum Kollektiv markant. Tänzerische Passagen und lyrisch ausgestaltete Pastoralen erklangen in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Energie und Entspannung. Den Farbenspielen verliehen die besondere Instrumentierung mit großem Orchester, Marimba, Vibraphon und Akkordeon eine üppige Vielfalt, die in imposante Kulminationspunkte mündete. „Ego eimi“ ist ein Teil von Herbert Willis Zyklus „Montafon“. Nicht nur die Klangfarben, sondern auch Echowirkungen und auf der Naturtonreihe aufbauende Motive imaginierten die Nähe zur Natur.

Am Ende bildete das Klarinettenkonzert eine schöne Bogenform aus. Nachdem der Solistenpart in einem impulsiven rhythmischen Abschnitt vom Orchester fast „einverleibt“ worden war, machte sich Francesco Negrini mit einem Solo wieder alleine auf den Weg. Begeistert applaudierte das Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal des Landeskonservatoriums für die eindrucksvolle Interpretation.

Beeindruckende Entwicklung

Das Sinfonieorchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums hat sich in den vergangenen Jahren und unter der Leitung von Benjamin Lack hervorragend entwickelt. Alle Solisten aus den Reihen der Holz- und Blechbläser sowie die Schlagwerker beeindruckten mit ihren niveauvollen Darbietungen. Auch der abgerundete Gesamtklang der Streicher zog die Aufmerksamkeit auf sich. So bot das Orchester die besten Voraussetzungen, um sich an die berühmte Symphonie Nr. 9, „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorak zu wagen.

Mit aufbrausendem Elan stürzten sich die Musikerinnen und Musiker ins Geschehen des Eröffnungssatzes. Der vorwärtsdrängende Gestus verlieh der Musik eine mitreißende Energie. Schön austariert erklang das Largo mit dem berühmten Englischhornsolo, gespielt von Martina Gabriel. Das eher gemäßigte Tempo im dritten Satz machte es möglich, die tänzerische Rhythmik im Scherzo zu schärfen. Überdies kristallisierten straffe Artikulationen und Phrasierungsbögen die einzelnen Stimmverläufe transparent heraus. Davon profitierte auch der Finalsatz, in dem das Orchester eine große Schubkraft entwickelte. Reminiszenzen an vorangegange Themen bildeten sich gut nachvollziehbar heraus. Teilweise fand das Orchester seine Mitte und die in sich ruhenden Pole etwas zögerlich, aber den positiven Gesamteindruck schmälerte dies nicht. - Mit jubelndem Beifall dankten die Zuhörenden für die inspirierende Werkdeutung.