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Peter Ionian · 17. Jul 2016 · Musik

Äl Jawala als Abschluss des Origano-Festivals – Bubble Beatz mitten im Conrad Sohm Kultursommer

Es war ein Abend voller Programm, der vergangene Samstag. Am Marktplatz, mitten in Dornbirn fand der dritte und letzte Abend des Origano-Festivals statt. Musik und Geschmack aus aller Welt ist seit letztem Jahr das erweiterte Motto. Und so kamen an drei Tagen auch drei unterschiedliche Bands aus unterschiedlichen Welten auf die Bühne. Am Samstag war das die deutsch-französische Band Äl Jawala aus Freiburg. Sie gaben den Abschluss des Origano-Festivals 2016, übrigens das insgesamt siebzehnte. Im Anschluss daran konnte man noch ins Ebnit fahren und die Afterparty besuchen. Damit landete man gleichzeitig auf einem weiteren Festival, nämlich dem Conrad Sohm Kultursommer. Und mit dem Abschiedsprogramm der Bubble Beatz kam eine Weltklasse-Show auf die Bühne des Prachtclubs. Für die beiden Schweizer Supertalente war der Auftritt in Vorarlberg ihr insgesamt vorletzter. Denn das berühmteste Altmetall-Duo geht in die definitive Endrunde, wie es auf ihrer Website heißt und zieht sich zurück, nach 17 Jahren. Ein Abend voller Programm also und auch voller Kontraste.

Das Origano-Festival hat sich ja vergangenes Jahr tiefgreifend verändert: Die Türen wurden geöffnet für Weltmusik und für die Kooperation der Dornbirner Kulturinstitutionen. Und auch heuer war das Programm wieder vielseitig. Am Donnerstag machte man erstmals von der neuen Möglichkeit aus der Kooperation Gebrauch, bei schlechter Wetterprognose in eine Spielstätte auszuweichen. Novalima, das afro-peruanische Soundsystem eröffnete am Spielboden das Origano-Festival. Super Sound, leider nicht allzu viele Leute, berichteten Besucher. Das Festival startete somit zwar im Trockenen, aber nicht dort, wo man es erwartet hätte - trotz rechtzeitiger Bestrebungen, dies zu kommunizieren. Am Freitag ging es dann auf dem Marktplatz weiter, bei kaltem, aber trockenerem Wetter. Und mit den Cuban Beats All Stars, Teile der ehemaligen kubanischen Hip Hop-Band Orishas.

Trubulente Zeiten


Der Samstag wurde, wie jeder Festivalabend von GUM – Global Underground Music eingeleitet. Ab 20 Uhr mischte der DJ dezente Clubsounds mit karibischen, afrikanischen und südamerikanischen Klängen, ein Warm-up ohne Aufdringlichkeit. Auf der Seite gab es kulinarische Angebote aus aller Welt, ausgegeben von den drei Dornbirner Gastronomiebetrieben Wirtschaft, Mr. French und FREI. Der Platz war gut gefüllt, das Wetter spielte an diesem Abend am besten mit. Doch es lagen auch Schatten über diesem Wochenende. Kulturamtsleiter Roland Jörg erwähnte in seiner Rede die tragischen Anschläge in Nizza am Donnerstagabend und den Putschversuch in der Türkei aus der darauffolgenden Nacht. Es sind politisch turbulente Zeiten, was dem überwiegend erwachsenen Publikum auf dem Marktplatz sicher bewusst war. Die Stimmung war deshalb vielleicht etwas verhaltener, aber nicht unbedingt getrübt. Nichtsdestotrotz waren die Leute hierher gekommen, um eine angenehme Zeit zu verleben und das Finale des Origano-Festivals zu feiern.

Bemüht und erfolgreich


Äl Jawala sollte dieses Finale bestreiten. Sie punkteten zuerst mal mit spannenden Beats. Mit den beiden Saxophonen brachten sie Balkan-Sound und Modern Klezmer ins Gesamtkonzept. So zu viert waren sie als Straßenmusiker unterwegs. Erst später kam noch der Bassist dazu, der aber unschlüssig schien, ob er nicht lieber Gitarrist der Band wäre. Vielleicht fehlt ihnen auch noch ein Frontman. Äl Jawala steht im Arabischen sinngemäß für die Reisenden, die Wanderer oder Fahrendes Volk. Dieses Lebensgefühl ließen sie leider vermissen. Instrumental waren sie stark, gespielt wurde perfekt, wie vom Blatt, ohne jeglichen Rotz oder Dreck. Sie waren authentisch, so darf Balkan Big Beat aus Freiburg klingen. Doch die räudigen Geschichten gingen ab, die Texte blieben oberflächlich und den Kontakt zum Publikum erkämpften sie sich erst als Gruppe. Durch viel Animation der Band und großer Bereitschaft durch die Leute entwickelte sich mit der Zeit eine ausgelassenere Stimmung. Straßenmusik auf die Bühne zu bringen, bei freiem Eintritt, so wurde die Idee des Origano-Festivals diesen Samstag verstanden und auch gefeiert.

Voller Intensität


Im Conrad Sohm dann völliges Kontrastprogramm. Eine Late-Night-Show der Bubble Beatz war angesetzt. Und was die beiden Schweizer im Prachtclub geliefert haben, war schlichtweg Weltklasse. In 17 Jahren sammelten sie nicht nur jede Menge Müll, sondern auch Erfahrungen. Die beiden Schlagzeuger dreschten mit beispielloser Energie in ihre Trashmachine ein. Alles ist für sie ein Klangkörper: Opfer ihrer Hiebe wurden Wellbleche, Plastikeimer, Tonnen, Felgen, Kochtöpfe, Kanister und Ketten. Sie packten immer noch größere Rohre aus und hämmerten sich in die Herzen der entweder wild tanzenden Fans oder derer, die einfach mit offenem Mund dastanden. Ihre Mission ist es, dass das Publikum komplett ausrastet. Das ist zwar bei dieser Show nur teilweise passiert, aber das lag nicht an den Künstlern. Sie gaben alles, spielten sich durch alle Genres, lieferten ein Rock-Medley voller Höhepunkte und bombastische Clubsounds. Viel Humor war auch dabei, jede Menge Abwechslung und pure Energie. Nach 17 Jahren lassen sie es nun bleiben, weil Kay Rauber erstmal ne Weile lang surfen und segeln möchte. Da kann man nach diesem vorletzten Konzert des Ausnahmeprojektes Bubble Beatz nur ne gute Zeit wünschen und auf ein Comeback hoffen.