Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 01. Okt 2022 · Musik

Abwechslungsreiche Innenschau in Obertonspektren – das ensemble plus beeindruckte mit farbenreichen Kompositionen

Mit einem interessanten Programm wartete das ensemble plus beim dritten Sul Palco Kammerkonzert im vorarlberg museum auf. Michaela Girardi, Anita Martinek, Guy Speyers und Jessica Kuhn spielten Kammermusik von Wolfram Schurig und Georg Friedrich Haas sowie ein Streichtrio des amerikanischen Komponisten Andrew Norman. Die Werkdeutungen führten in das breite Terrain der mikrotonalen Musik. Den Zuhörenden wurde viel geboten: von Wolfram Schurigs Violoncello solo, das die Individualität des Instruments in den Mittelpunkt stellte, über vielgestaltige Klangflächen im Streichquartett von G.F. Haas bis hin zu Charakterstudien von Andrew Norman. .

Andrew Norman hat mit „The companion guide to Rome” einen Werkzyklus für Streichtrio geschaffen, mit dem er Kirchen in Rom porträtierte. Proportionen der Gebäude, Fresken und auch Mosaike bildeten Inspirationsquellen für die musikalische Ausgestaltung. Beziehungsreich intonierten Michaela Girardi, Guy Speyers und Jessica Kuhn das heterogene Werk. Besonders die ersten fünf Teile mit den impulsiven Bewegungsverläufen und den energischen Motivketten mit ständigen Saitenwechseln, die signalartigen Motive und nachklingenden Arpeggio-Klänge sowie der Bewegungsfluss an der Grenze zwischen Geräusch und Klang zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Doch die Musik hielt ihre Spannung nicht bis zum Schluss aufrecht. Vor allem der letzte Abschnitt wirkte einesteils zu lang und andernteils durch seinen „New Age Charakter“ auch etwas trivial.
„Fenster“ nannte Wolfram Schurig sein Werk für Violoncello solo, das Jessica Kuhn mit viel Ausdruckskraft in den Raum stellte. Vielgestaltige Doppelgriffe steckten den Tonraum ab und wurden zu Phrasen zusammengefügt, die (Ober)töne und Klangballungen in unterschiedlichsten Tonqualitäten zum Klingen brachten. Eine bedeutende Rolle im Werkganzen nahmen die Glissandi ein, die die Erwartungshaltung auf die Zielpunkte steigerten. Darüber hinaus kristallisierte Jessica Kuhn auch die individuelle Klangcharakteristik ihres Cellos hervorragend heraus.
Im achten Streichquartett von Georg Friedrich Haas bildeten die Musiker:innen ein vielschichtiges Klanggefüge heraus, das besonders im Hinblick auf die mikrotonalen Tonabstände und deren Proportionsverhältnisse enorme Anforderungen stellte. Höchst konzentriert und unter der Leitung von Thomas Gertner führten Michaela Girardi, Anita Martinek, Guy Speyers und Jessica Kuhn die in unterschiedlichen Metren verlaufenden musikalischen Linien der Quartettmusiker:innen aus. In gut proportionierten Phrasierungsbögen wurde der musikalische Fluss mit energischen Bogenstrichen zum Kulminationspunkt geführt. Die rhythmischen Schichten der vier Instrumente auf der einen Seite und die parallel geführten Passagen auf der anderen Seite bildeten zudem verschiedene klangliche Oberflächentexturen aus, die das ensemble plus plastisch ausformulierte.

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